Berliner Luft, Luft, Luft

30. März 2020, ca.15 km. Solo zwischen Kreuzberg und Weißensee. Ohne öffentliche Verkehrsmittel.
Eigentlich nicht bemerkenswert. Dann doch Erinnerungen gegen das Vergessen und aktuelle Neuigkeiten vom 1. April

Berlin, Alte Jakobstraße

Bilder, die sich selbst erklären. Kommen, gehen. Verlieren, suchen. Ansonsten problemlos. Hier im alten SPD-Otto-Suhr-Viertel passiert auch jenseits der Corona-Zeiten wenig auf den Straßen. Falls man sein Fahrrad nicht vergisst oder das Auto ungünstig steht. Hinter den Wänden, wer weiß.

Begegnung Alt-Berliner und Neu-Berliner am Containerdorf

Der Berliner

Berlin, Tiyatrom

Berlin: Katastrophe Hilfe Pflege Wohnen usw.

Kantine im Bruno-Taut-Komplex, Berlin

Motto in Gottes Ohr

Ehemaliger Mauerstreifen, Blick Richtung Alte Jakobstraße

wie es noch nach 2000 hier aussah.
Öffnet in neuem Fenster

Zwischen Gegenwart und Vergangenheit oder umgekehrt

Die alte Friedrichstadt, Kreuzberg und Mitte bis Prenzlauer Berg: die Mauer hat getrennt – immer an der Wand lang… Jetzt ein Sprung nur. Falls man seine Stadt kennt und seine Beine benutzt.

Cafe Moskau. Schwer angesagt. Hoffentlich bald wieder.

Barnimer Str., Erinnerung: Berliner Frauengefängnis

Drache über dem Friedrichshain

Anton-Saefkow-Str. Richtung Greifswalder
Ich bin froh, nicht in übersichtlicher Blockbebauung zu wohnen. An einem der Tore des Anton-Saefkow-Viertels mahnende Diskussion mit zwei Jugendlichen, weiblich. Mit Fahrrädern – getrennter geht es nicht. Am Ende: …aber passt auf euch auf!***

Die Pest
Pass auf Dich auf! Passt auf! Man weiß ja nie, wann und ob jemand gänzlich verschwindet. Hauptsache nicht im Altersheim. Dann hat man nicht aufgepasst.

Zehn Minuten Glück

30. März 2020, Berlin, Greifswalder Straße. 10 Minuten Glück.
Ein vielleicht Zehnjähriger. Artig allein: allerglücklichste Kinderaugen. Schneeflocken! Auch wenn sie hier nicht liegen bleiben, im Berliner Grün keine Stunde.
Die Kleinstfamilien im Friedrichshain haben bereits auf meinem Hinweg und bei ersten Schnippselchen fluchtartig das Gelände verlassen. Als kämen Viren vom Himmel.

Das ist die Berliner Luft

Die Anton-Saefkow-Büste am gleichnamigen Park neben dem Bahngelände Greifswalder Straße. Erstaunlich, dass sich die Erinnerung hier sogar mit Aufwertung der Umgebung hält.

Am Anton-Saefkow-Park, Büste Anton Saefkow
Eine Verbindung nach dem heutigen Kreuzberg, die sich ganz zufällig ergibt: Anton Saefkow, geb. 1903 in der Alten Jakobstraße 69. Saefkow gründete 1942 eine der bedeutendsten kommunistischen Widerstandsgruppen der Berliner Arbeiterbewegung. Anfang Juli 1944 wurde die Gruppe denunziert. Von den verhafteten Mitgliedern wurden bis Kriegsende über 60 hingerichtet. 1944 auch Anton Saefkow.
Die Ostberliner “Anton und Aenne Saefkow-Oberschule” wurde 1990 zur “Paul-Lincke-Grundschule”, musikbetont.
Auch damit kann ich dienen:
Paul Lincke (1866, Nähe Jungfernbrücke – 1946, Hahnenklee, Harz), Vater der Berliner Operette, bekam eine Büste Oranienstraße, Ecke Moritzplatz. Über Paul Lincke und nicht zuletzt das NS-Regime nachzulesen auf Wikipedia. Erstes Engagement hatte Lincke am Central-Theater in der Alten Jakobstraße. Die hat heutzutage nur noch das Tiyatrom (s.o.) als Spielstätte – sicherlich wieder nach der Corona-Krise.
Was Paul Lincke betrifft, so fände ich ein Gedenken für Ellen Sousa, seine Frau, mutiger.
Na gut, dafür scheißen hier die Tauben aufs Haupt.

Ecke Moritzplatz, Büste Paul Lincke
So ist lebensvolle Berliner Luft. Nette Jejend, vor allem bei Aldi: eine Liebeserklärung an diese Belegschaft.

Mittwoch, 1. April 2020

• Im üblichen, politpriesterlichen Kanzel- Beerdigungston: Ankündigung des Bußgeldkataloges. Natürlich Geld. Viel Geld.

• Aber auch neue Töne. Zum Beispiel: konfliktbelastete Familien und Großfamilien aus Mitte – ab in den Zoo.

• Unter anderem Zahnärzte und Physiotherapeuten (in diesen Zeiten???) melden sich zur Spargelernte in Kremmen.

• Überlegungen zu einer Maskenpflicht: nicht teilnehmen = asozial (deutlich moraliner als unsozial). Taiwan spendet. Berlin näht systemrelevant.
Sinn haben Masken nur symbolisch, dafür muss man nichtmal zwischen den Zeilen lesen können.

• Corona-Checker-Technik für Handy-Apps. Freiwillig, wie in Südkorea. Wird entwickelt, schon getestet mit Hilfe der Bundeswehr. Soll es bereits im April geben. Hä, welches Datum haben wir? Erinnert sich jemand an die Pannen (nicht nur bei Einführung) der Computertechnik in den Berliner Ämtern? Aber JETZT – aus dem Nichts…
Keine Angst, gaaanz anders und völlig veraltet → von 2018.

• Zwangs-Test wird nicht auf sich warten lassen.

• Erneut: “Risikogruppen (raus) aus der Öffentlichkeit!” Knallharter Ton. Erinnert an das Zack Zack, mit der mir ein jüdischer Amerikaner seine deutsche Vergangenheit beschrieb. Vielleicht sollte ich diesbezüglich eine Maske tragen.

Mit Dank für alte, immer lachende Freundschaft bis nach Thüringen (und Österreich)
und für nicht medial vermittelte, also direkte Infos aus Schweden

Nachtrag 21h: Mundschutzpflicht kommt nicht!
Gerade angekurbelter Homeoffice-Verdienst alleinerziehender Frauen: Sense.

 

***RUCHBAR geworden am 2. April 2020

ntv, Info zum Bußgeldkatalog für die Hauptstadt:
“Sollte es ruchbar werden, dass man sich in einer anderen Wohnung als der eigenen aufhält, kann ein Bußgeld bis zu 500 Euro verhängt werden.”

Etymologisches Wörterbuch “ruchbar”: niederdeutsch, 16. Jahrhundert, zu mittelhochdeutsch ruoft, mitteldeutsch rucht, Ruf, anrüchig, Gerücht, berüchtigt.
Schnüffler, Kaffeeriecher, Spitzel. Herr Ducke, Frau Zischele, Familie Guckkästner: das ist nicht Berliner Luft, sondern MORGENLUFT am Zimmerfenster und Türgucker! Endlich wieder: Helfer für die gute Sache! Da kann man nichts falsch machen – so wie früher…
Ach ja: auch Rezession und harte Zeiten. Wer hätte DAS gedacht.

 

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