Die und der Rummel um den Wolf

7. September 2018, zwei Ziele, aber nur eins als Wanderung: die Krähenrummel mit oder ohne Wolf und weiter zur Lesung von Ingo Schulze in die Bibliothek vom Gasthof Moritz in Rädigke

Nebel und Stille im Addatal hinter Niemegk, © K.G.Brandler
Nebel und Stille im Addatal hinter Niemegk

Mit dem Bus von Bad Belzig bis Niemegk. Es unterhält sich nett mit dem Busfahrer, vor allem über Wölfe*. Pfefferspray soll schon vom Geruch her wirken, sogar wenn ich im ersten Schreck gegen mich selbst ziele.

Das Adda-Tal bei Niemegk liegt noch im Nebeldunst vom nächtlichen Regen. Zwischen den letzten Kleingärten springt wenige Meter neben mir ein wohlgenährtes Wild hoch, vielleicht sogar eine Hirschkuh – riesig und graufellig. Schlussfolgerung: nirgends Wölfe.

Versteckt fließt die Adda durch ihr Tal
Versteckt fließt die Adda durch ihr Tal

Ich trau mich ins dichte Erlengebüsch vom Springebusch – Spring, der Name für Quelle. Aber der kurze, renaturierte Adda-Bach verbreitert sich noch vor der Waldgrenze zum sumpfigen Quellgebiet.

Meine Wanderung geht Richtung der relativ unbekannten Krähenrummel und Krähenborn (richtiger wahrscheinlich nur Kräh…), beide kenne ich noch nicht. Stopp. Meinen Abzweig ziert kein grüner Wegweiser, sondern ein gelbes, unmissverständliches Schild. Die Zeitungsmeldungen der letzten Tage tickern durch mein Gedächtnis: Lokales Potsdam-Mittelmark, 17.08.2018, Treuenbrietzen, 21 tote Rinder.

Wegscheide mit Warnschild
Wegscheide mit Warnschild

Auf der Suche nach einem spießspitzen, stabilen Knüppel: eine Hundespur, eine Dachs-, eine Iltisspur? Haha, ihr Daheimgebliebenen. Nein, diese Spur geht quer und gerade und nirgends sonst noch wie ein netter Haushund. Abstandshalter her. Ich rekapituliere meine wenigen, nicht ernsthaft betriebenen Tai Chi Unterrichtsstunden mit kurzer Stockwaffe. Langstock wäre wohl die bessere Option gewesen. Eventuell kann ich mit dem Rucksack auf der Stockspitze wedeln und mit Größe erschrecken. Weit weg werden die angeblich menschenscheuen Karnivoren nicht stecken nach diesen Waldbränden. Treuenbrietzen liegt nicht viel mehr als 10 km entfernt.

Knüppel aus dem Sack und Stockkampf üben
Knüppel aus dem Sack und Stockkampf üben. Hier liegt aus Richtung Adda deutlich eine feuchte Wolfspfote über der anderen.

Keinesfalls jetzt direkt zur Krähenrummel. Woher und wohin die Markierung Flämingwanderweg Nr.43 führt, ist nicht gesagt, aber ich weiß, lt. Karte haben Richtung Hohenwerbig wenigstens Wolf und ich viel freie Sicht.
Beruhigend schleicht hinter mir ein Auto des Forstes. Komm schon – warum hält der so lange mit eingestellten Scheinwerfern? Ah! Auch mir geht das Licht auf. Ich präsentiere mich beruhigend frontal, bekomme zwei Doku-Fotos auf mein Handy – das hier veröffentlichte der Situation angemessen. Der nette Forstmensch hat zusätzlich ein harmloses Lächeln eingespeist – mit Sicherheit gehört er nicht zu den Befürwortern „wolfsfreie Zone“.

Richtung Zeuden, schon jenseits der alten Poststraße
Richtung Zeuden, schon jenseits der alten Poststraße

Ich werde mit Hinweis auf die alte Poststraße und „die tun ihnen nichts zum Freitag“ verlassen. Sieben Wölfe sollen es sein in dieser Gegend, nach anderen Berichten fünf oder vier. Egal, über den Wochentags-Satz denke ich noch heute nach. Abend sollte es jedenfalls nicht werden.

Mein Traumhaus, nicht ganz sicher gegen den sprunggewaltigen Wolf, © K.G.Brandler
Mein Traumhaus, nicht ganz sicher gegen den sprunggewaltigen Wolf

Die Poststraße verliert sich mit ihrem Feldsteinpflaster im Sand. Irgendwann sichte ich einen Kirchturm, tapple umsonst im Wald nach einer deutlichen Rummel → hier eine der anschaulichsten Beschreibungen, auch wenn Rummel mit o kaum gebräuchlich ist. Krähborn, der einstige Trinkwasserbrunnen für die Dörfer Zeuden und Pflügkuff ist gar nicht zu finden.

Eindeutig von Pflügkuff zum Krähenrummel, © K.G.Brandler
Eindeutig von Pflügkuff zum Krährummel

Erst in Pflügkuff gibt es den eindeutigen Wegweiser: Krährummel mit Brunnen (Krähborn) 1,0 km, Treuenbrietzen Rathaus 12,4 km. Weit über die Grenze “Treuenbrietzen Rathaus 11 km” hinaus suche ich noch einmal um jede mit Laubbäumen bestandene Stelle in jede Richtung.

Fotofalle? Im dahinter liegenden, verbuschten Tal muss der Krähborn liegen
Fotofalle oder was? Im dahinter liegenden Laubwald muss der Krähborn liegen

Es rummelt heute nach dem Regen mit langsam versickernden Bächlein in krähtiefen Rinnen von allen Seiten. Nur vom Brunnen keine Spur. Nein danke, jetzt nicht zurück und quer durch die einzig noch verbliebene, total verbuschte Tiefe. In ein Gehölz mit einem vielleicht sogar von Feuer oder “Feuern” halb versengten, verendenden Wolf möchte ich – schon überall sonst zittrig durchgestiefelt – nicht geraten.

Ohne Krähenborn schlunze ich nach Hohenwerbig – hallo, da fährt der Forstmann gerade wieder von seinem Hof.
Vor Neuendorf nicht nur rassige Pferde, sondern auch eine ganze Bagage gezähmter Zuchtwölfe – Abkömmlinge von unserer ersten menschlichen Großtat.

Zum Anbeißen
Zum Anbeißen

Schon in frühgeschichtlichen Zeiten scheint der Wolf also sehr schnell nicht mehr soo menschenscheu gewesen zu sein wie behauptet. Freilich erinnern die in C-Dur kläffenden Tierchen außer mit ihrer instinktiven Bissigkeit in nichts an das Raubtier. Uns zum Trost wird die Bissigkeit als pur hündisches Verhalten beschrieben. „Haben Sie Angst vor Hunden?“ werde ich beim Ausweichen vor einem ähnlich aussehenden Nachfahren gefragt. Nicht direkt. Dass ich mit jedem Wolf mitfühle, der durch den Zaun hindurch so Abartiges verbeißen möchte, verschweige ich.
Zwar frage ich auch nach einem Fußweg über die Autobahn, aber die nördlich gelegene Wildbrücke wird mir erst im Gasthof Moritz genannt. Das wäre ideal gewesen.

Wo die Damhirsche lagern
Wo die Damhirsche lagern

Jetzt nur einige Umwege hinter der Autobahn und neben der pikobello geradlinigen Straße (deren Sanierung machte den Zeltplatz Rädigke eine Zeit lang unerträglich). Der Verlauf von Waldrändern ist immer ein spannendes Rätsel. Auch vor Rädigke lockt ein inselartiger, alter Baumbestand in der Feldflur: einstiges Wasserloch als wilde Müllkippe verfüllt und/oder – wahrscheinlich alles zusammen – vor- und frühgeschichtlicher Ort. Ich scheuche eine kleine Herde Damwild auf, fast weiß. Immerhin. Ansonsten heißt die fachmännische Auskunft zur diesjährigen Brunftzeit zumindest des Rotwildes: “Es hat sowieso sehr nachgelassen, warum auch immer.” Ich ahne: die Wölfe sind satt – von was auch immer. Und dort, wo die Bestände noch dicht sind, wolln die Jäger keine Fremden zur besten Jagdzeit.

Schalenstein, Näpfchenstein - Artefakt ja oder nein?
“Näpfchenstein”  am seitlichen Waldrand – Artefakt ja oder nein, ein frühgeschichtliches Spielebrett? Jedenfalls reizt es, beschwörend in die Löchlein zu murmeln**

Mein Wanderbedarf ist gedeckt. Im Gasthof Moritz bringt mich ein Kaffee zu neuem Leben, die Lesung von Ingo Schulze “Peter Holtz” zu neuen Lesersichten und: eigentlich wollt ich kein Fleisch, schon gar nicht von den göttinnengleich großäugigen und zutraulichen Rindern (mit Grimm vom Fuchs, nicht den Wölfen lernen: die Menschen sind falsch!). Dann greif ich nämlich doch – eingeladen vom Schriftsteller – nach einer Roulade made in Gasthof Moritz: zart, wie wolfsfrisch gerissen…

Rädigke: auch hier ein Versuch, noch vor der Einheitswippe von Berlin ein vier echte Mauerteile-Denkmal zu setzen?
Rädigke: auch hier im Ort und am Rinderstall ein Versuch, noch vor der Einheitswippe von Berlin ein vier echte Mauerteile-Denkmal zu setzen?

* Natürlich gibt es viele nette Wolfsberichte. Ob es Jägerlatein ist, dass die Wölfe nach dem Schuß blitzschnell die schweißende Beute klauen? Meine eigenen Gedanken sind zwiespältig mit nicht zum Wolf passenden Wünschen, zumindest was die Anzahl der Rudel betrifft.

** Es gibt keine sichere Interpretation von Schalen- oder Näpfchensteinen. Die lineare Regelmäßigkeit der Löcher mit den linearen Kanten kann ich mir nur als Bearbeitung vorstellen: mühseliges Abspalten für eine gerade Oberfläche des Steines wie er für Megalithgräber verwendet wurde.

Weidmannsruh & Weidmannsheil

6. Januar 2018, von Oehna nach Weidmannsruh zum Neujahrskonzert mit den Jagdhornbläsern aus Langenlipsdorf und der Feuerwehr von Gölsdorf

Die Lipsdorfer Jagdhornbläser, 6.1.2018
Die Langenlipsdorfer Jagdhornbläser, 6.1.2018

Die Tristesse eines Berliner Morgens, die kalte Verlassenheit im Potsdamer-Platz-Bahnhof, in Oehna* das “Mordhaus” unendlich trauriger schon wieder als im Sommer, dann der Fläming-Skate durchs platte Land: hier beklagten sich einst Schweizer Radler über die Ödnis der Landschaft – ich konnte nur auf den Hohen Fläming verweisen.
Weidmannsruh aber kann ich diesmal nicht verfehlen, der weithin sichtbare Sendemast ist Ziel.

Rainfarn gegen Mücken
Später Rainfarn (gut gegen Mücken)
Die Natur wehrt sich, Fläming-Skate-Belag
Fläming-Skate: die Natur wehrt sich
Felder, Felder, Felder
Eintönige Weite: an russische Filme denken…
Oehna Richtung Weidmannsruh
Oehna Richtung Weidmannsruh
Der Sendemast von Weidmansruh
Der Sendemast von Weidmannsruh
Irgendwie doch noch russisch
…oder alles jenseits von Nahrungsmitteln?

Früher Sperrgebiet: die Russen… Voller Wild soll der Wald noch von daher stecken. Vor mir traben zwei Tiere – die Größe von Wölfen, ich denke: zu niedrig für Rotwild, für Wildschweine zu schlank und hochbeinig. Wer weiß – so ohne Brille… Die Dächer von Weidmannsruh schimmern bereits durch die Bäume, ich fühle mich sicher. Und bis 14 Uhr ist massig Zeit. Also den Wildpfad entlang. Spuren: weder Wolf noch Schwein. Überall sich kreuzende Pfade. Hier müssen gewöhnlich große Rudel stehen: zahllos die niedergedrückten Graslager und aufgewühlte, runde Plätze…

Die Spuren im Gras
Kreuzung
Spuren-Recherche
Spuren-Recherche
Lager des Rotwildes
Unter Dornen
Lagerfläche
Die Lagerflächen sind von beachtlicher Größe
Scharfe Spuren im Sand
Messerscharfe Spuren im Sand
Geweihstange eines Losers
Bruchstange: ein junger Loser…

Dann umkreise ich das ehemalige Gut Weidmannsruh. Mehr Häuser als ich dachte, einiges verfallen. Bienen werden gehalten und zwei große Hunde. Ringsum Anpflanzungen von Buchen und Eichen – die flächendeckende Kiefer-Monokultur wird also umgebaut. Wie es aussieht als Nutzwald für die Jagd…

Die Spuren am Fuchsbau
Die Spuren am Bau
Fuchsbau mit Spuren
Fuchsbau
Zaunrest des kalten Krieges
Zaunrest des kalten Krieges
Junge Buchen im Schutz gegen das Rotwild
Buchen mit Schutzzaun gegen Rotwild
Eiche, schon ohne Einzelschutz
…ein Neophyt mit dicken, fetten Eicheln
Laub der Roteiche
Die Roteiche

Im Wald, an den Feldrändern – ein Ansitz am anderen. WeidmannsRUH dürfte selten herrschen. Ich denke an Hirschschinken (ja, ja, nur der von Aldi) und bin’s zufrieden …ein bissel essbares Wild wär jetzt ganz passend.

Ansitz Richtung Mark Zwuschen
Hochsitz Richtung Mark Zwuschen
Ansitz unter Lärchen
Ansitz unter Lärchen
Ansitz mit Salzlecke
Hochsitz mit Salzlecke
Salzlecke am ehemaligen Gutshaus
Salzlecke am ehemaligen Gutshaus

Durch den Wald kommt eine Schar Sachsen-Anhaltiner mit Kind und Kegel zu den brandenburgischen Nachbarn gezogen.
In Weidmannsruh ist das Bier längst eingetroffen, die Bratwürste (echt Thüringer Qualität – falls ich überhaupt einen Vergleich wagen sollte) sind bereits knusperbraun. Hühnersuppe gibt es – vermutlich von glücklichen Hühnern. Das Feuer braucht noch, aber die Jagdhörner sind zu hören und nicht zu überhören.

Das Schüren des Feuers
Das Schüren des Feuers
Aus Richtung Sachsen-Anhalt
Aus Richtung Sachsen-Anhalt
Parforce-Jagdhorn
Parforce-Jagdhorn
Jagdhorn
Zünftig

Etwas mehr applaudierenden Beifall könnten die Dörfer dem Konzert zollen. Wissen alle, was für ein verbindendes Ausnahme-Zusammensein so ein Neujahrstreffen heutzutage ist? Aus Zellendorf wird mir vom dortigen Weihnachtsbaumverbrennen erzählt – das ist bereits abgesagt…

Die Gölsdorfer Feuerwehr bringt mit einigem Aufwand den Holzstapel zum Lodern, die Flammen züngeln hoch: ein riesiger, dreidimesionaler, feuriger Raum öffnet sich dem Blick.
Für längeres Bleiben wird mir als Abfahrtsort Niedergörsdorf empfohlen. Weiter als bis Oehna ist es.

Beste Qualität
…allerbeste Qualität (mit Klick zu mehr)
Ohne Wurst nur für Minis
Ohne Wurst für Minis
Loderndes Feuer
Es lodert!
Feuerwehr von Gölsdorf
Die Feuerwehr von Gölsdorf in Aktion

Oh oh: leider schnurgerade Straße. Ein Auto hält: es gibt keinen Grund, diese Eintönigkeit per pedes auszukosten, ich steige erleichtert ein. Gölsdorf, ein wunderschönes Straßendorf hätte ich freilich gern in Ruhe angesehen. Der Leader der Jagdhornbläser drückt aufs Gas. Das Auto rast. Den Sinn verstehe ich erst als ich schon den Zug nahen sehe. Bahnsteig entlang, Treppe runter, Tunnel durch, Treppe hoch – ein freundliches Lachen begrüßt mich: geschafft! So sind sie im Fläming zu Fremden.

Die Bilder können mit Klick vergrößert werden.
*dazu auch: → 2017 auf der Suche nach Weidmannsruh

Silvester bitte ohne Wölfe

Jahr für Jahr dringend

Silvester, Selfie im Zelt, 2016/17
Silvester 2016/17, Selfie im Zelt bei Biesenthal

Erinnert sich noch jemand an eine Ski-Wanderung zu Silvester durch tief verschneiten Wald und mit den Kirchenglocken aus dem Tal? Mehr gab es nicht. Dennoch ist es meine wunderbarste Silvestererinnerung. Später eine immer verschreckte Katze unterm Bett und viele Jahre Kindergeburtstagsfeiern…
Na ja, die vereinte Menschenmenge am ersten Silvester nach der Wende am Brandenburger Tor war hoffnungsvoll symbolisch auch beeindruckend.

Wer bietet Erlösung aus Glitzerrummel, knallendem Moloch, rauchiger Luftverpestung und Berliner Problem-Hochhaus?
Suche Jahr für Jahr ca. vom 25.12. – 1.1. stille, einfache Stätte in wanderbarer Gegend. Abgelegen, aber naturgesetzeskonform, überfall- und WOLFSSICHER wenigstens ein Zeltplätzchen…

 

WOLFS-NACHTRAG 12. Februar 2018

Der Mond vor meinem Fenster, 30.1.2018 5:12 h. Mit Wolf wäre es 5 vor 12...
Der Mond vor meinem Fenster, 30.1.2018 5:12 h. Mit Wolf wäre es 5 vor 12…

→ 12.2.2018 MAZ: Die Wölfe bei Steinberg – Märchen oder was???
Dazu passend meine diversen Wolfsängste beim einsamen Wandern oder gar einem Biwak im Fläming…
Nicht weit her geholt!!! Im Gränert bei Kirchmöser wurde voriges Jahr auch schon ein Wolf geortet.
Ausgepowert am Abend und verschwitzt nach einer Wanderung: ich muss nicht mal ein Wolf sein, um mich mit einem Schaf zu verwechseln… Und spät abends zur Fütterung der Wölfe in den Tierpark Kunsterspring gewandert, das werde ich auch nicht vergessen: → heulende Wölfe bereits lange im Voraus im dunklen Wald. Die üblicher Weise Motorisierten mussten es vom Tonband hören, mit dem Fleisch vor der Nase gab es die angekündigte Tierpark-Ruhe und Entspannung… Ja, es lässt sich trefflich auf dem Sofa schwärmen von Wölfen.

Eigentlich wollte ich mir folgenden Link aufsparen für einen anderen Beitrag. Nun füge ich ihn an als eine meiner absoluten Lieblingsseiten im Internet, mit seltenem und akribisch recherchiertem Wissen:
***Wolfsziegel / tuile à lupe / the Wolf-Tile***,
schwierig zu finden hinter all den Links zum Film und einigen weniger zum Buch “Der Wolfsziegel” von Jean-Marc Soyez, u.a. 1977 in buchkünstlerischer Ausgabe des Paul-List-Verlages erschienen.

Her damit, Kunst oder Leben! Wölfe von Marion Burghout, Belgien, in den Belziger Busch gestellt. Wie fest verschweißt sind sie? Im Notfall als Waffe? (Sommer-Foto, verfremdet)
Her damit, Kunst oder Leben! Im Belziger Busch die Wölfe von Marion Burghout, Belgien. Wie fest verschweißt sind sie? Im Notfall als Waffe? (Sommer-Foto, verfremdet)

 

WOLFS-NACHTRAG 4. September 2018

Wölfe in der Bücknitzer Heide

In der Eulenmühle gibt es gar keine Schafe mehr
…und der Eulenmüller hat diese Schafe gar nicht mehr

Nutztierrissen in der Agrargenossenschaft Ziesar, bei privaten Muttertierhaltungen und im Streichelzoo von Eulenmüller Otto Schmücker, dem acht Schafe gerissen wurden! Das letzte Kamerunschaf der kleinen Herde fand vor wenigen Tagen am helllichten Tag den Tod.
Dort auf der wunderschönen Wiese der einsam gelegenen → Eulenmühle ist es möglich und wollte ich im August mit meinem Enkel zelten. Hat nicht geklappt. Das wär eine nette Nacht geworden…

6.9.2018 wolfsinteressiert herumgelesen:
Irenäus Eibl-Eibesfeldt, Grundriss der vergleichenden Verhaltensforschung, überarb. Aufl.1999.
Aha, Säuger leiden unter “Dichtestress” (S.571 ff).
Das berechtigt auch mich zu märkischer Wolfsangst und erklärt meinen Metropolenstress.
Um hier einen Link einzufügen, google ich: 2014 in der Schweiz zum Unwort des Jahres gewählt. “Rassistisch”. “Rechtspopulistisch”. Hätt es mir denken sollen – die Gedanken sind bei keinem Thema mehr frei.

Warum jagen Jäger wirklich?

Forst- und Jagdbetrieb in der Sächsischen Schweiz, 15.4.2017
Gesperrter Wanderweg, 15.4.2017

Großer Streit auf großer Wanderung. Lebensgefahr 2017 in der Sächsischen Schweiz? Aber am Osterfest dürfte sicher sein, dass Jäger nicht jagen, sondern essen, anderen Lüsten frönen und diese Warnung einfach nur vergessen haben. Oder? Als Gruppe verzichten wir auf den Waldweg und latschen Straße. Waidmannsheil!

Erinnerung an das Abitur-Aufsatzthema 1961 in der DDR: „Das Gewehr ist eine gute Sache, wenn es für eine gute Sache ist“, Bertolt Brecht. Angsthitze macht sich bei den gestellten Themen breit. Verzweifelt entscheide ich mich für den „guten Jäger“ und die kranken Waldtiere. An den Häuserwänden war noch zu lesen „Nie wieder Krieg“. Der 13. August 1961 kam erst in den Ferien (Erich hatte die Margot wohl frühzeitig instruiert).
Zwar gab es nach meiner unbedarften Fehlentscheidung Bewährung in der Produktion und nach vier Jahren gehörte ich zur „Arbeiterklasse“, aber weder für die Staats- und Militärforstwirtschaft der DDR noch für einen Jagdschein war das ausreichend, allerdings für adäquat Attraktives.

Parchim 2014, © M. Kanitz
Trophäe ohne Gewehr, Parchim 2014, © M.Kanitz

Im jetzigen Leben hole ich Natur und eine abgespeckte Forstwirtschaft nach. Dass allerdings ausgerechnet die Brunftzeit die beliebteste Jagdzeit ist, habe ich erst spät erfahren. Und es ist absolut nicht so, dass der schönste, der kräftigste, der potenteste Platzhirsch geschont wird: 17.9.2018 zur Situation im Staatsbetrieb Sachsenforst bei Eibenstock, Ziel meines herbstlichen Bergwaldprojektes 2018***. Den Tatbeständen wurde dort aus Sicht der “naturgemäßen Jagd” nicht widersprochen, sie wurden nur positiv interpretiert. Da möchte ich als Frau nicht weiter bohren. Könnte sein, dass die Brunft gleich bedeutend mit einem Orgasmus gefühlt wird. Dann nicht nur ein klein wenig, sondern ganz zu sterben haben sich wohl schon immer sogar die besten unserer Spezies gewünscht. Alles gut. Denkbar wäre auch: dieses Fleisch schmeckt hammergeil. Ich kann es nicht prüfen: zur Zeit – Okt.2018 – kostet der Hirschgulasch z.B. in der Niederlausitzer Waldschänke “Am Forsthaus” runde 18 Euro :((  Wiederum als Frau sage ich mir: billig, billig für ein markantes Stück…

Dazu passend der Roman von Olga Tokarczuk: „Der Gesang der Fledermäuse“, aus dem Polnischen von Doreen Daume, Schöffling Verlag, Frankfurt am Main 2011 und ab 2018 im Kino unter dem Titel “Die Spur” von der polnischen Regisseurin Agnieszka Holland.

***Nachtrag vom 15.10.2018: Dass der Waldumbau mit Weißtanne und Buche im Forstbezirk Eibenstock ohne Zaun, d.h. kostengünstig, geschehen kann, ist ein “Erfolg der konsequenten Jagdpolitik im Forstbezirk”. So weit so gut. Wieso wird solche kostengünstige Möglichkeit dem Landwirt bei der sich rasant vermehrenden Wolfspopulation nicht zugestanden? Der soll sich sowohl teure Zäune als auch teure Pyrenäenhunde leisten. Wer in seinem Revier oder in seiner angestammten Landschaft bisher keine drei Rudel auf der Fläche und nur einmal ein Einzeltier gesehen hat, sollte abwägender diskutieren. In der Mark Brandenburg wurde mit einigen “wolfsfreien Zonen” bereits umgedacht. Aber das wird sich auch noch herumsprechen.

Nachtrag vom 21.12.2018, pünktlich zum weihnachtlichen Wildbraten und der besten Hirschsalami der Welt (nur auf dem Weihnachtsmarkt Berlin, Alex – direkt vor Galeria) ein Nachtrag aus der Rhein-Neckar-Zeitung, 19.12.2018, Drückjagd in Südhessen auf Wildschweine (ich erinnere: Schweine sind uns so ähnlich, dass sie als menschlicher Organersatz dienen): “…unbekannt ist, wie viele Tiere bereits mit dem ersten Schuss erlegt worden sind oder sich schwer verletzt durch den Wald schleppen…” etc. etc.