Die Nacht der geöffneten Augen

20.7. – 21.7.2019, der Kölpinsee in Götschendorf, Uckermark.
In Zusammenhang mit zwei freudig geplanten Wanderungen mit dem WSV Rotation Berlin, aber eigen und zufällig doch eher Solo. Am Samstag über 20 km, am Sonntag etwa 10 km – diese allerdings gefühlt anstrengend.

Alles ist möglich

Schlafen und träumen, Götschendorf, copyright Karla Brandler
Am (oder an?) Gotts See hab ich sie gefunden: die Feder, die ins Märchenland führt und in eine Nacht am Kölpinsee, in Stille und Sicherheit. Zusätzlich sammle ich Rainfarn gegen das zu erwartende, sirrende Getier aus den Feuchtwiesen.

Es wird Abend am Kölpinsee

Badestelle am Kölpinsee, Götschendorf UM
Gegen Abend ein einsames Bad mit Blick auf die Insel im Kölpinsee. Schwimmend sehe ich das grau verfallene Schloss von Götschendorf vor mir. Ein Sehnsuchtsort für die Phantasie: wo gibt es solche Orte schon noch in unserer perfekten Kulissenwelt…

Der Sänger abends und morgens
Abendstille. Nein, es singt weder die Nachtigall noch die Lerche, sondern vom Segelmast ein Pieper (oder doch eine Bachstelze?): eindringlich laut und ausdauernd. Dann das großartige Schauspiel des Abendhimmels. In Sekundenschnelle wechseln die Bilder.

Kölpinsee, Götschendorf UM, copyright Karla Brandler
Kölpinsee, Götschendorf UM
Kölpinsee, Götschendorf UM, copyright Karla Brandler
Kölpinsee, Götschendorf UM, copyright Karla Brandler
Kölpinsee, Götschendorf UM
Der dunkelste Himmel leuchtet noch strahlend blau. Plötzlich Wind. Die Wellen klatschen dröhnenden Applaus. Weniger rhythmisch wummern die Boote gegen den Steg. Ich verziehe mich immer weiter unter das Dach.

Nachtwind am Kölpinsee, Götschendorf UM

Mit voller Wucht prasseln in eine völlige Windstille Regentropfen kerzengerade aus einem gleichmäßig düster grauen Himmel.
Wetterleuchten erhellt ab und zu strukturlos Himmel und See, beide ununterscheidbar. Schwaches Donnern.  Keine wirklichen Blitze. Nur Rauschen, mächtiges Rauschen. Wasser. Nichts als Wasser. Ich fühle es nah und gefährlich wie auf einem Schiff in den Wellen.

Gewittrig und Regen, nachts vom 20. zum 21. Juli 2019
Ein Schiff in den Wellen des unendlichen Meeres. Ich sehe kleine Flüchtlingsboote vor mir, längst nicht mehr den Kölpinsee. Ich spüre die Wellen über Bord schlagen. Eine Nacht, in der meine offenen Augen auch das Herz öffnen. Ja, bis zu diesem Moment hab ich einzig und allein mit dem Verstand und im rationalen Abwägen aller Argumente an das Mittelmeer denken können.
Was unsere Komfortzone mit uns macht… und seien es nur unsere Betten, unsere im Sturm nie geöffneten Fenster.

Der Morgen am Kölpinsee

Morgensonne am Kölpinsee, Götschendorf UM, copyright Karla Brandler
Ein Morgenbad im grauen, stillen See. Es gibt keine Sonne, nur später ein Lichtloch: im Himmel und im Wasser.

Kölpinsee, Götschendorf UM, copyright Karla Brandler
Wieder singt der Pieper vom Segelmast. Der kohlschwarze Hahn kräht aus dem noch verschlossenen Hühnerstall.

schwarzer Hahn, copyright Karla Brandler

Mit sehr, sehr herzlichem Dank an alle im Kloster St. Georg, die so großzügig diese Ausnahmenacht für mich möglich gemacht haben.

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Wanderung von Ringenwalde nach Götschendorf, Kloster

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