Fernsicht auf Karthane und Elbe

12.11.2017 von Bad Wilsnack über Hinzdorf nach Wittenberge,
mit Überquerungen der Karthane und auf dem Elbdeich entlang: 20km

Wandersportverein Rotation Berlin mit Eckhard Knauer

Nach dickem Haferflockenbrei am Morgen und mit einem Liter Smoothie aus Fenchel, Broccoli, Möhre, Apfel, Quark plus einer Tüte Erdnüsse werde ich das lukullische Wanderziel “Hinzdorfer Pfannkuchen” auslassen und Hinzdorf als Dorf entdecken.
Am Alex zu viel Zeit, um sinnlos zu warten, ich fahre zum Einsatzbahnhof. Der Zufall lässt mich anstelle einer Zuganzeige einen Wanderfreund entdecken: ich will es nicht glauben, aber es ist glaubhaft: andere Streckenführung. Noch einmal falsche elektronische Fahrpläne am Hauptbahnhof inklusive 10 Minuten nicht angesagter Zugverspätung: so bekommt die DB prächtig Ordnung ins permanente Chaos…

Die Fotos sind mit Klick zu vergrößern:

Bad Wilsnack
Hinter uns Bad Wilsnack
Eichenbruch
Eichenbruch

Vom Bahnhof Bad Wilsnack nicht Richtung Kristalltherme und nicht weiter zur Karthane im Wald, die dort mit ihrem unberechenbaren, eigentlich schnellen Wasser urig alles beherrscht: Wir biegen nördlich ab zur Brücke über die von der alten Wassermühle schon gezähmte Karthane. Durch die Felder führt ein von Eichen gesäumter Weg Richtung Wald. Die Silhouette von Dorf und Kirche dürfte zu Groß Lüben gehören, der Kirchturm also nicht zur berühmten Pilgerstätte Wunderblutkirche.

Kiefernbruch
Kiefernbruch
Eichen am Waldrand
Eichen am Waldrand

Die tief wurzelnden Eichen haben in den diesjährigen Herbststürmen riesige Mengen Bruchholz produziert. Wenn es die stärksten Äste betraf, musste wohl auch schon der ganze Baum weichen. Aber auffällig bleibt die Stieleiche des vorherrschenden, sogenannten Hartholzauwaldes und natürliches Vorkommen an diesen gelegentlich übeschwemmten und eingedeichten Standorten.

Eichenallee
Rest einer beeindruckenden Eichenallee
Begradigte Karthane
Begradigte Karthane

Am Waldrand entlang zur Eichen-Alleenstraße: es wäre auch durch den Wald gegangen, aber die Eierkuchen verlangen (mit Recht wie sich bei der Verköstigung von 26 Wanderern später herausstellt) geradewegs einen scharfen Schritt.
Die Auen werden hier von einem tristen Grabensystem entwässert, bevor es noch einmal über die Karthane geht. Der üppige Eichenwaldrand ist Kulisse, dahinter jüngerer, ungepflegter Kiefernforst.

Die Karthane
Viel Platz ist dem Naturschutz hier nicht gelassen
Durchblick zur Elbe
Seltener Durchblick zur Elbe

Ein Naturschutzschild weist auf Reste der Auenbewaldung und das begradigte Bett der Karthane. Auf google maps sind die alten, sich olivgrün abhebenden Verzweigungen des Flusses noch deutlich zu erkennen. Aber geregelte Überschwemmung ist auf diesen kaum über dem Meeresboden liegenden, landwirtschaftlich seit jeher wichtigen Auen überlebensnotwendig.
Richtung Scharleuk geht es auf den Elbdamm. Wanderer sind gezwungen, zwischen bewaldeten Binnendünen auf der Elbchaussee zu laufen: Das Ufer ist fest im Griff von Privatbesitzern. Die Elbe blitzt an ein, zwei Stellen von der Ferne durch die Bäume, landeinwärts einige Viehweiden. Ab und zu führt ein Stichweg zum regelmäßig gezähnten Sandbankufer. Da nun liegen nicht die Häuslebesitzer oder nur das Gebüsch davor, sondern schon wieder mehlgewichtig die allgemein lockenden Hinzdorfer Pfannkuchen… in gewöhnlichem Deutsch: Eierkuchen, allerdings diverser Art.

Hinzminz in Hinzendorf
Hinzminz in Hinzendorf
Wächter des Hauses
Wächter des Hauses

Das einstige Sperrzonengebiet zwischen zwei deutschen Staaten und die Zwangsaussiedlungen haben in Hinzdorf hinterm Deich einige verwilderte Gehöfte hinterlassen. Etliche Ziegelbauten, darunter das Pfannkuchenhaus und eine nur sommers betriebene Bauerngarten-Gaststätte wurden und werden aktuell gerettet. Die blühenden Baumarktlandschaften ziehen hoffentlich nicht regionstypisch vespätet ein.

Erinnerung an das Dorf im ehemaligen Grenzgebiet
Das ehemalige Grenzgebiet lässt grüssen…
Robinienwäldchen
Robinienwäldchen

Unter manchem Grün versuchen sich kleine Müllplätze zu verstecken – angenehmer als ein betonierter Parkplatz, den es auch gibt fast in Dorfmitte. Immerhin wage ich trotz Rasen- und Holperwegen nirgends meine Erdnussschalen zu verstreuen. Auf einem beräumten Feld hinter einem Moos überwucherten, traditionellen Walmdachhaus ein Robinienwäldchen: die Gewöhnliche Robinie, die an solchen Orten so wie die Brennnessel unweigerlich an die Tragödien und Katastrophen des vergangenen Jahrhunderts erinnert – unseres Jahrhunderts in nie gedachter Fortsetzung.

Doppelhaushälften
Doppelhaushälften
Gedenken und Mahnung
Gedenken und Mahnung

Mit spezieller Erlaubnis sehe ich in Hinzdorf endlich auch hautnah die Elbe, den größten Strom in dieser norddeutschen Tiefebene. Was für eine Weite, was für ein herrlich, still dahin fließender Strom! Was für eine Vielfalt unnachahmlich farbiger Grautöne zwischen Himmel und Wasser!

Unerreichbares Elbufer
Unerreichbares Elbufer
Die privilegierte Aussicht
Die privilegierte Aussicht
Gekaufte Natur
Gekaufte Natur
Das klare, private Wasser der Elbe
Das klare, private Wasser der Elbe

Ja, ich bin dankbar für dieses Erlebnis am Strom. Aber: Lieber Privatbesitzer und Steuerzahler für xxl-lange Meter, genehmigungspflichtiges, also eigentlich unbetretbares Elbufer: Dein Sand ist aus meiner geliebten sächsisch-böhmischen Schweiz hierher getragen worden! Was sind das für Zeiten, wo so etwas einfach käuflich ist? Gemeinnützigkeit jenseits von Geschäft: undenkbar. Die friedliche Revolution war anders gemeint.

Karte: Von Hinzdorf nach Wittenberge
Karte: Von Hinzdorf nach Wittenberge
Blick vom Elbdeich
Blick vom Elbdeich

Flussabwärts hinter Hinzdorf führt der Elbdeich weitab vom Fluss durch die Aue. Die viereckigen Vertiefungen vor oder hinter dem Deich sind alte Ton- und Lehmkuhlen, aus denen früher Material für den Deichbau oder für Ausbesserungen des Deiches gewonnen wurde. Langsam wachsen sie wieder zu. Der breite Strom ist nur als dünnes Band zu erkennen bis sich unter der Wittenberger Elbdeichbrücke Karthane und Stepenitz vereinen und ihr Wasser in die Elbe leiten.

Elbebrücke bei Wittenberge
Elbebrücke bei Wittenberge
Mündung von Stepenitz und Karthane
Mündung von Stepenitz und Karthane
Das Blaue Wunder von Wittenberge
Das Blaue Wunder von Wittenberge
Zynischer Doppelsinn
Zynischer Doppelsinn im verwahrlosten Bahnhof

Auf der Rückfahrt komme ich etwas geradliniger als bei der Hinfahrt nach Hause. Trotzdem kein Wunder, dass ein korrekter, ökologischer “Fußabdruck” für die meisten Menschen eine Zumutung bedeutet.

Gesucht und gefunden: SOLAWI

5.November 2017 im Barnim
Eine kurze Wanderung und ein kurzweilig langer Tag

Morgensonne in Bernau, 5.11.2017
Aufgehende Sonne in Bernau, 5.11.2017

Überwindung gehört dazu, im Dunklen aufzubrechen aus Berlin und die Umständlichkeiten der permanenten Nahverkehrsprobleme mit Gleichmut wegzustecken.

Morgensonne auf dem Ackerweg, Rüdnitz, 5.11.2017
Morgensonne auf dem Ackerweg, Rüdnitz, 5.11.2017

Der Ackerweg um Rüdnitz ist ein Umweg, dafür erspare ich mir die eintönig lange Bahnhofstraße.
Am Ortsende eine “Wilde Gärtnerei”: sympathisch beschränkt man sich auf die notwendigsten Tätigkeiten, schließlich ist Unkraut essbar. Eine Möglichkeit gleich über den Bach weiter finde ich nicht. Zwar hab ich Stiefel an, aber immer noch am Anfang meines Weges möchte ich kein Risiko eingehen. Also regulär und stracks nach Lobetal: ein kleines Paradies von Friedrich von Bodelschwingh gegründet.

Lobetal, 5.11.2017
Lobetal, 5.11.2017

Das Begegnungszentrum in Lobetal erinnert mich an Fröbels “Allgemeine Deutsche Bildungsanstalt”, von dem Vater des “Kindergartens” als “Erziehungstal” in Keilhau (Thüringen) angelegt – sommersonnige Ferien-Kindheitserinnerungen wie diese Architektur.

Herbst im Biesenthaler Becken, 5.11.2017
Herbst im Biesenthaler Becken, 5.11.2017

Und der Herbst zeigt sich heute an diesem Rand des Biesenthaler Beckens von seiner prächtigsten Seite.

Weide und Pfaffenhütchen, Biesenthaler Becken, 5.11.2017
Weide und Pfaffenhütchen, Biesenthaler Becken, 5.11.2017
Am Rand des Buchenwaldes, Biesenthaler Becken, 5.11.2017
Zwischen Buchenwald und Upstallwiese, 5.11.2017

Nach einer kurzen, aber landschaftlich abwechslungsreichen Wanderung gesucht und gefunden: die SOLAWI, Solidarische Landwirtschaft.

SOLAWI, die Felder vom Spörgelhof, 5.11.2017
SOLAWI, die Felder vom Spörgelhof, 5.11.2017

Ungefähr 50 Menschen versorgen sich von diesem SOLAWI-Hof am Rand des Biesentaler Beckens mit Gemüse. Die Ackerfläche wird nach den Prinzipien der Permakultur/Fukuoka bearbeitet.

Solidarisch ernten, 5.11.2017
Solidarisch ernten, 5.11.2017

Um ungewünschte Rückstände aus der Tierhaltung zu vermeiden, werden die Grünabfälle sofort wieder als Düngung eingesetzt.

Möhrenernte, 5.11.2017
Möhrenernte, 5.11.2017

Sogar die Erde wird vorsichtig abgestreift, nicht für das sachgemäße Lagern, sondern guter Boden ist mitten im Wald rar.

Abgeerntet und glückliche Kinder, 5.11.2017
Möhren, Rote Bete, Pastinaken sind abgeerntet, 5.11.2017

Die Felder sind leer gewühlt und nicht nur die Kinder gehen glücklich nach Hause.
Im Programm des Hofes steht: “Wir versuchen, ein resilientes Gemeingut zu organisieren.” Schon die Kleinsten haben heute davon profitiert.

Rückweg durch den Wald, vorbei am Bunker der Kriegsmarine, 5.11.2017
Rückweg durch den Wald, vorbei am Bunker “Koralle”, 5.11.2017

Vieles dieser Gegend war früher militärisches Sperrgebiet. In meiner Erinnerung standen wir in der näheren Umgebung von Berlin ständig mit unseren Fahrrädern vor Sperrzäunen. Jetzt gruseln die Hinterlassenschaften. Aber dieser Tag in mehr als nur “netter” Gemeinschaft hat mich stabilisiert: ich werfe wenigstens einen kurzen Blick in diese Abgründe vor der künstlichen “Felswand”.

Gesplittertes Holz und völlig versperrter Weg, 5.11.2017
Gesplittertes Holz und völlig versperrter Weg, 5.11.2017

Dann muss ich abbiegen. Hier kann seit Xavier kaum jemand gegangen sein: der Weg ist über weite Strecke unkenntlich verbarrikadiert von allen möglichen Baumarten. Das Umgehen kostet Zeit.

Wurzelballen, 5.11.2017
Wurzelballen, 5.11.2017

Kein Ende abzusehen – nervös verwackle ich alle Fotos, vielleicht ist es auch bereits zu dunkel für ein gutes Foto zwischen übereinander getürmten Stämmen und noch dicht belaubten Ästen. Etwas dunkler und ich müsste zurück gehen.

Einbrechende Nacht auf dem Ackerweg, Rüdnitz, 5.11.2017
Einbrechende Nacht auf dem Ackerweg, Rüdnitz, 5.11.2017

Der graue Himmel beginnt winzige, gar nicht kalte Regentröpfchen zu versprühen. Aber was macht das schon nach einem so herrlichen Sonnentag. Brandenburger, schon gar nicht Berliner Wetterberichten sollte man selten trauen, zu unterschiedlich wirken die geographischen Besonderheiten auf Wind und Wolken.

Bahnhof Rüdnitz, 5.11.2017
Bahnhof Rüdnitz, 5.11.2017

Im Regen in einer Nische des verfallenen Bahnhofgebäudes. Schade, Rüdnitz ist ein richtig schönes Dorf. Aber die Menschen fahren hier wohl alle Auto. Mit dem ÖNV geht zu viel schief. Auch der abendliche Ticker lässt Schlimmes ahnen, für wie lange wird nicht angezeigt.

Gemeinsam gewandert bin ich zwar nicht, aber sehr sympathische Gemeinsamkeiten haben doch diesen Tag bestimmt.

Nebelschleier, Pilzschwemme und Wassersuppe

24.9.2017
Sechse kommen nicht durch die ganze Welt, aber 20 Kilometer durchs Ländchen Rhinow

Der Regen vom Morgen, auf dem Gollenberg, 24.9.2017
Der leise Regen vom Morgen hängt noch in den Zweigen, auf dem Gollenberg, 24.9.2017

Das Gras ist nass und steht hoch sogar auf den Wegen. Lange dauert es nicht, bis auch die Schuhe durchweicht sind. Wir wandern mit E.Knauer vom Wandersportverein Rotation Berlin. Da geht es sowieso bald quer durch…

Windharfe, Denkmal auf dem Gollenberg, Stölln 24.9.2017
Windharfe, Denkmal auf dem Gollenberg, Stölln 24.9.2017

Eine Denkmal (2007) des Berliner Bildhauers Ernst Baumeister erinnert auf dem Gollenberg bei Stölln im Ländchen Rhinow an den Flugpionier Otto Lilienthal. Die auf der Sandsteinstele zum Abflug bereite Figur ist mit Spanndrähten verbunden, die lt. Infotafel wie eine Windharfe wirken. Aber dieser 24. September ist völlig windstill. Ringsum Nebel.

Blick vom Gollenberg Richtung Absturzstelle Otto Lilienthals im Norden, 24.9.2017
Blick vom Gollenberg Richtung Absturzstelle Otto Lilienthals im Norden, 24.9.2017

109 Meter hoch erhebt sich der Gollenberg über dem Meeresspiegel. Auf diesen “Berggipfel” hatte Otto Lilienthal seinen Hauptübungsplatz verlegt und stürzte im August 1896 tödlich ab.

Sanddüne Gollenberg, Weg zum Flugplatz, 24.9.2017
Sanddüne Gollenberg, Weg zum Flugplatz, 24.9.2017

Zwischen Heidekraut und Elchflechte auf der Sanddüne des Gollenberges geht es bergab zum Flugplatz von Stölln.

Flechten auf einer Sanddüne am Gollenberg, 24.9.2017
Flechten auf einer Sanddüne am Gollenberg, 24.9.2017

Erbsenfeld, Ländchen Rhinow, 24.9.2017
Erbsenfeld im Ländchen Rhinow, 24.9.2017

Unterwegs nix zum Futtern, nur sehr schön anzusehen: Erbsen als Grünzeug fürs Vieh…

Ländchen Rhinow, 24.9.2017
Ländchen Rhinow, 24.9.2017

Aber dann in den hügeligen Wäldern an diesem feucht-warmen Sonntag…

Pilz, versteckt unter Spinnennetz, 24.9.2017
Pilz, versteckt unter Spinnennetz, 24.9.2017

Pilze, Pilze, Pilze – wie gesät. Dieser hier hat das Glück eines wunderbaren Spinnenschutzes.

Hohennauener-See, 24.9.2017
Hohennauener-See, 24.9.2017

Richtung Elslaake verlieren sich die Berge in der Ebene. Vom Dorf Wassersuppe aus geht es auf einem Dammweg an der Nordseite des Hohennauener Sees entlang bis Hohennauen. Dort fährt ein Bus nach Rathenow zum Bahnhof.

Maronen aus dem Ländchen Rhinow, 24.9.2017
Neider dürfen hier klicken!
Mit schweren Beuteln voller Maronen kommen Sechse durchs Ländchen bis Berlin und nach Hause.

Eine Pilzpfanne ist bereits verzehrt. Am Montag wird es für mich noch einmal zwei opulente Pilzmahlzeiten geben können.

Baumleben

Nationalpark Jasmund bei Werder

Nationalpark Jasmund bei Werder
Nationalpark Jasmund bei Werder, verknorpelte Buche
Nationalpark Jasmund, viele Nebenwurzeln, die mit den Jahren viele Meter überwinden. Sie verlaufen auffällig flach in der dünnen Humusschicht über der Kreide..
Buchen mit ihren mittig tiefen Herzwurzeln entwickeln viele Nebenwurzeln. Sie verlaufen flach in der dünnen Humusschicht über der Kreide von Rügen.
Fast wie Ulmen bilden die Buchen auf der undurchlässigen Kreide von Rügen den Brettwurzeln ähnelnde Stammansätze heraus.
Gierig nach Wasser und Nährstoffen überwinden sie mit den Jahren viele Meter und bilden hier auf Jasmund den Brettwurzeln der Ulme ähnelnde Stammansätze heraus.

Woher dieses Wissen stammt: vom Bergwaldprojekt und der perfekten Betreuung durch Dr. Ingolf Stodian vom → Nationalpark Jasmund.


Rotbuchen (Fagus sylvatica) im Land Brandenburg

7. Juli 2019, Uckermark: zwischen Ringenwalde und Götschendorf.

Natur braucht keine Kunst. Uckermark: zwischen Ringenwalde und Götschendorf.
Natur braucht keine Kunst.

Ihr seid alle ganz eitel,“ dachte der Baum, „alle seid ihr ganz eitel.
Was ist eure Lebensspanne gemessen an der meinigen – und dennoch rast ihr in gedankenloser Zerfahrenheit vorüber.
Und er verzog seine dürstende Rinde.


Gemeinsam ist einsam: Pilgern zur Silkebuche in der Schorfheide, 21.9.2017

Silkebuche vesteckt, 21.9.2017
Schorfheide, Silkebuche vesteckt im Hintergrund, 21.9.2017

2015 und 2016 mit dabei gewesen: jeweils 5.000 junge Buchen in einer Woche des Bergwaldprojektes im Harz gepflanzt.
Die jungen Buchen müssen in die mit Wiedehopfhacke bis in die Mineralerde hinein gehauenen Pflanzlöcher frei hinein gleiten können. Die herzförmig breiten Wurzeln brauchen Platz. Wenn zu viel Steine entfernt werden müssen, reicht die Erde nicht zum Verfüllen. Dann heisst es ein zweites Loch zu graben. Zuletzt mit beiden Fäusten fest stampfen. Diese Buchen sollen im Nationalpark die einst durch Aufforsten für den Bergbau benötigten Fichten ersetzen und  ihr natürliches Alter erreichen:  100 – 300 Jahre.

Das dichte Laubdach von Buchen lässt kaum Licht für andere Pflanzen
20.9.2017: erste gelbe Blätter… Noch lässt das dichte Laubdach der Buchen kaum Licht hindurch. Vor der Eiszeit gehörten Buchen und auch Eichen zu immergrünen Bäumen. Ihr Laub welkt seitdem im Herbst, fällt daher aber erst im Frühjahr ab.

Buchen besitzen eigentlich eine hervorragende Fähigkeit zur Naturverjüngung. Buchenwälder zeichnen sich durch üppigen Jungwuchs aus. Ohne menschliches Eingreifen wäre Deutschland von Buchenwäldern bedeckt. Im Norden Brandenburgs gibt es noch ausgedehnte Altvorkommen von Buchenbeständen. Der Buchenwald von Grumsin ist als Weltnaturerbe in Brandenburg am bekanntesten, darf allerdings nur auf den Wegen betreten werden. Am besten kenne ich vielleicht die Wälder im Boitzenburger Land. Schon zu Mecklenburg gehören allerdings die “Heiligen Hallen” bei Feldberg. Weniger besucht als die Buchenwälder an der Ostsee gehören sie doch in den Einzugsbereich der Berliner.

Naturverjüngung
Schorfheide 2017, Naturverjüngung am Wegesrand. Moose sind selten zu finden auf dem immer mit Laub bedeckten Buchenwaldboden. Hier “retten” sie sich auf den Stamm.

Inwieweit Buchen als Bäume einst wirklich heilig waren, möchte ich nicht beschwören. Eher werden Goethes Betrachtungen zur Gotik nachgewirkt haben: die gotischen, schlanken und hohen Säulen des Straßburger Münsters hat er wie aufragende Bäume Gottes gesehen, und als Vorbild für frevlerische Nachahmer rühmt er sich für denkmalhaft in Buchenstämme geschnitzte Namen – ja, genau dieser Goethe…

Frankfurter Stadtwald Richtung Treplin, März 2017
Frankfurter Stadtwald Richtung Treplin, März 2017

Entsetzt bin ich auch vor ca. 2 Jahren kilometerweit über frisch gefällte, herrlichste Buchen irgendwo in den Wäldern zwischen Tiefensee, Blumenthal und Strausberg gestiegen. Seither bin ich dort nicht mehr gewandert. Solche Verluste bleiben für den Waldläufer über Jahre hinweg schmerzhaft, während seltene Wanderer auf markierten Wegen mit Randzonenlaub betrogen werden.
Und für ökonomisch denkende Waldbesitzer bedeutet eine über 120jährige, kerzengerade gewachsene, hohe Buche in höherem Alter nichts als Wertverlust. Schlechte Luft und Feinstaub, die Buchen in besonderem Maße filtern, sind selten ein Problem dieser auch Häuslebesitzer inmitten von “Gegend”.

Buche in Hoppenrade, Oktober 2016, © W.Pagel (Ausschnitt)
Die Buche in Hoppenrade beginnt herbstlich prächtig ein letztes Mal zu leuchten
Oktober 2016, © W.Pagel (Ausschnitt)

Eine Geburtstagsüberraschung war für mich 2016 (nicht nur) die Buche im Landschaftspark Hoppenrade, Prignitz. Der Baum wuchs aus mehreren Stämmen so eng aneinander, dass eine biologische Einheit entstand. Er galt mit 8,76 Metern als dickste Buche Deutschlands und war Champion Tree 2016. Der schutzlose Solitärbaum erlitt im Frühjahr 2017 einen Sturmschaden und musste wegen jetzt auch entdeckter Kernfäule bis auf den Stammkopf herunter genommen werden.
Aber auch der Landschaftspark Hoppenrade, von einem Lenné-Schüler 1795 angelegt, leidet: der geschützte, sich doch aber stetig und jährlich vermehrende Biber hat nicht nur den in die Gestaltung einbezogenen Cedernbach gestaut, er hat auch den alten Baumbestand teilweise bereits vernichtet.

Die Krone der Silke im Hintergrund, 20.9.2017
Die Krone der Silke im Hintergrund ragt nur wie ein Busch über das Farnkraut, 20.9.2017

Als Naturdenkmal ist die auf fast 300 Jahre geschätzte Silkebuche in der Schorfheide, östlich der Pinnowseen nicht leicht zu finden. Vom Weg aus ist fast wie ein Gebüsch nur die ausladende Krone sichtbar. Man muss es wissen, dass unterhalb des Weges die größte und massenreichste Buche von Brandenburg steht. Neuerdings weist ein Schild auf den Baum.

Silkebuche, 21.Sept.2017
Silkebuche im Freistand, daher tief beastet, 21.Sept.2017

Die Höhe der Silke wird mit mehr als 20 Metern angegeben. Der Stammumfang von Bäumen wird in einer Höhe von 1,50 Metern gemessen. Bei der Silke beträgt er ca. 6,5 m.
Buchen haben ein riesiges Wurzelgeflecht. Wie bei allen Bäumen entspricht es zunächst dem Umfang der Krone, bei der Silkebuche deutlich sichtbar am fehlenden Bewuchs unter dem Baum. Bei Buchen geht es weniger in die Tiefe als seitwärts. Im Alter soll es sich bis zu zwei oder sogar drei Kilometer weit erstrecken.

Stamm der Silkebuche, 20.9.2017
Silkebuche: wo sich der Stamm teilt, 20.9.2017
Wurzel der Silke, 20.9.2017
Wurzel der Silke, 20.9.2017

Seit September 2017 setzt sich der Verein „Oberes Rhinluch“ für eine im Wald bei Beetz (Oberhavel) entdeckte Buche ein. Sie hat in einem Meter Höhe, einen Umfang von 6,20 Meter und wird auf weit über 200 Jahre geschätzt. Die Riesen-Buche wurde vom Verein in Kremmen als Naturdenkmal vorgeschlagen. Der Wald ist für Windräder vorgesehen.

Frischzellenkur für Körper, Geist und Seele

16. September 2017: 35 km Wanderung im Rahmen der integrativen Sportveranstaltung
Aktiv durch das Ruppiner Seenland“.
Jahr für Jahr eine variierte Strecke durch den Laufpark Stechlin mit Wanderleiter Wolfgang Pagel, Wandersportverein Rotation Berlin: www.roofensee-wanderung.de

Ehemaliges Sperrgebiet bei Dannenwalde
Ehemaliges Sperrgebiet bei Dannenwalde, 2017

2017 ab Dannenwalde (Rad-Wander-Kirche), zunächst durch ein ehemaliges, militärisches Sperrgebiet der Sowjetarmee (Sonderlager für chemische Munition). Einst erstreckte es sich bis Fürstenberg.

Sumpfgebiet bei Dannenwalde

Um den Kleinen Wentowsee durch ein sumpfiges Gebiet; eine kleine Brücke führt über das Pölzer Fließ, weiter vorbei am Polzowkanal und Polzower Wachthaus.

Brückeüber das Pölzer Fließ

Die Reh-Berge (höchster Punkt 60 m) lassen wir weitgehend unbemerkt hinter uns.
Unbemerkt auch die Besonderheiten eines sich spreizenden Hindernisses: Den Baum hat der Biber über den Weg gefällt. In der Krone sind seine “Schnitte” zu sehen. Er hat sich hier einzelne Äste/Zweige nach der Fällung geholt. Aber diese „Kleinigkeit“ hat erst ein geschultes Auge für uns auf dem Foto entdeckt; die Aufmerksamkeit der Wanderer ist eingeschränkter.
Für die auch immer informative Live-Begleitung Danke an Dr. Mario Schrumpf vom Naturpark Stechlin-Ruppiner Land, Landesamt für Umwelt, Abt. Grossschutzgebiete und Regionalentwicklung, Menz.

Roofenseewanderung 2017
Roofenseewanderung 2017, mit Klick zum genaueren Betrachten

Auf kurzem Weg vorbei am Tiergarten Zernikow mit Rot- und Damwild bis zur Gutsanlage (die bekannten Zernikower Maulbeerbäume stehen nicht an diesem Weg). Hinter dem Gut über eine sonnige Höhe (Feld mit Feuersteinen übersät!) nach Menz zum Naturparkhaus.
Ein Abstecher mit Balanceakt zum Roofensee. Armleuchteralgen als Bioindikatoren für ein nährstoffarmes, klares Gewässer bedecken den Boden noch in mehreren Metern Tiefe. Ihre Tiefenausbreitung wird durch das Licht begrenzt, es leuchtet von unten wieder gen Himmel.

Klares Wasser am Bootssteg vom Roofensee
Das Wasser vom Roofensee

Die Theodor-Fontane-Schule als Ziel der integrativen Sportveranstaltung für Menschen mit und ohne Handicap „Aktiv durch das Ruppiner Seenland“; mit Radrennen und Rollstuhlrennen, für Läufer, Walker, Wanderer und mit Medaillenehrung plus leckere Verköstigung, selbstgebackene Kuchen und Verlosung. Man kennt sich oder lernt sich kennen.

Das jährliche Naturpark-Event: „Aktiv durch das Ruppiner Seenland“
Diverse Möglichkeiten für Wanderer zum jährlichen Naturpark-Event: „Aktiv durch das Ruppiner Seenland“

Mit sportlich flottem Schritt geht es danach noch 20 km bis Neuglobsow, an der Ostseite vom Großen Stechlin vorbei – trotz des glasklaren Wassers in diesem Jahr ohne schwimmende Rotations-Wanderer, dafür Begeisterung über schlängelndes Getier.

Blindschleiche
Blindschleiche

An der verlandenden Zunge des Stechlin biegt der Weg ab zu den Glietzenseen und weiter zum nicht mehr ganz so klaren Menow-See mit Rastplatz, um endlich am Röblinsee entlang nach Bahnhof Fürstenberg zu kommen.

Ruppiner Seenland, September 2017
Ruppiner Seenland, September 2017

Das Regal für Reise- und Urlaubslektüre am Bahnhof Fürstenberg als großer Trost für SEV (Schienenersatzverkehr):

© W.Pagel, Blindschleiche
© W.Pagel, mit Klick vergrößern

Sieben Bände Karl May aus einer ungekürzten Ausgabe gefischt. Der Sachse hat Humor und verarscht: das ist schwer erträglich für regeltreue Preußen. Doch im Vergleich zu modernen Entgleisungen diverser Art ist Karl May höchst ergötzlich. Ein grinsendes Lachen zerrt beim Lesen jeder Zeile an den Mundwinkeln. Die Oberlausitz war seit dem 19. Jahrhundert bis in die zwanziger Jahre ein „Nest“ für Trivialliteratur, da gedeiht jemand wie Karl May.

Die Ich-Heldin à la Karl May: Eine Echse wand sich mir hoch aufgerichtet entgegen und blickte mir kalt in die Augen. Die meisten der Anwesenden schrien vor Entsetzen auf. Ich hatte aber gesehen, dass ihr Schwanz bereits einmal verletzt worden und nur als Stumpf nachgewachsen war.

 

Wolfgang und Goethe: das Osterfest

Blick vom Schneeberg am Ostersonntag morgens
Blick vom Schneeberg am frühen Morgen, Tschechien, Ostern 2017

Vom Eise befreit sind die Bäche durch des Frühlings belebenden Blick.
Der alte Winter in seiner Schwäche zog sich in raue Berge zurück.


 
Dorthin fahren wir, nach Tschechien, in die sächsischen oder böhmischen Berge.
 

Ostern 2015 in Tschechien, © Walter Grenda
Ostern 2015 in Tschechien, © Walter Grenda

Jeder sonnt sich gern zum Osterfest auf einer Bergwiese. Wieder Auferstehen ist bei Heiden weniger beliebt.

Ostern 2017
Ostern 2017

Die Sonne leuchtet allerdings in jedem Jahr schwächer als der Schnee. Dafür leuchten die schönsten, vor allem die dunkelroten Ostereier in ihren Schneeverstecken.

Ostereier
Ostern 2017

Erst am Montag kehren wir um von diesen Höhen; nach der Stadt lieber nicht zurücksehen…

Ostern 2015
Ostern 2015, © Walter Grenda

Dort ist des Volkes wahrer Himmel, um Himmels willen… vom Himmel kommt der Himmel…

Ostern 2015 in Tschechien, © Walter Grenda
Ostern 2015 in Tschechien, © Walter Grenda

Egal, bis zur Abfahrt schnell noch mindestens 20 Kilometer wandern: Hier bin ich Mensch, hier darf ichs sein!

Ostern 2015, © W.Pagel
Ostern 2015, © Wolfgang Pagel

Von Karfreitag bis Ostermontag etliche Höhenmeter auf- und abwärts wandernd unterwegs: eine Tradition vom Wandersportverein Rotation Berlin e.V. unter Leitung von Wolfgang Pagel, unterstützt vom Osterhasen.