Heimwärts-Exkurs

25.6.2018
Vacha – Eisenach – Berlin

Bayern, Hessen und Thüringen: Tschüss!
Bayern, Hessen und Thüringen: Tschüss!

„Mein“ Thüringen. Eisenach hab ich blühender in Erinnerung.
Einheimischen kommt bei Nachfragen auch das Heulen, abgesehen von den Angestellten des → Bachhauses. Die kassieren von sichtlich Jugendlichen auf Durchreise ohne Schülerausweis knallehart den Komplettpreis. Hartz IV und Grundsicherung unbekannt – wahrscheinlich selbst schuld + doof. „9,50 €. Mit Konzert. Wir sind ein Privatmuseum.“ *  Will ich nach xx Kilometern ein Konzert? Wenigstens darf ich mit drei Schritten Johannes Heisigs → „J.S.Bach“ ansehen. Mir fällt zuallererst der vorsichtig tastende Beethoven ein (ohne Haarmähne, taub und blind egal – wer weiß… das Alter… I’ve traveled foreign lands – Blind Willie Johnson…). Wahrscheinlich ist mein Gehirn grad höchst frustriert gefrostet.

Es war einmal in Eisenach
Es war einmal in Eisenach

Ein Thüringer Rostbratwurst-Trost gelingt nicht. Das geschützte Regionalprodukt von der Fleischerei Oppel (Online-Präsenz „in Kürze erreichbar“ – geupdatet 2014, da muss auch niemand an die Wurstqualität glauben) hat die geforderte Länge OHNE herzhaft würzige Geschmacksnote. Der → Bratwurst-Link sagt: „Während in Ostthüringen Kümmel dazu gehört, wird in Nordthüringen mit Majoran gewürzt, in Mittelthüringen sorgt Knoblauch für die besondere Note, während man in Südthüringen, im Kreis Sonneberg, lediglich Salz und Pfeffer verwendet.“ Luftlinie von Sonneberg nach Eisenach: 100 km und sowieso – pur salzig bedeutet keinesfalls würzig. 2.50 €. In Berlin kosten Thüringer einen € mehr – mit Würze, leider ohne Thüringer Flair.

Hinter den globalen Kulissen
Hinter den globalen Kulissen

Thüringer Rostbrätl auch chancenlos. Die integrierte Migranten-Verkäuferin (tippe ich) im Spezial-Thüringer-Wurst-Laden hat noch nie davon gehört. Griechisch, italienisch, international, zeitgenössisch, kurdisch, asiatisch – geht alles. Pseudo ist ebenfalls gleich an und auf die Thüringer Architektur gepappt. Wer erkennt das schon.
Vom lokalen Reisebüro werden mir nach langem Überlegen zwei Möglichkeiten genannt. Und Skyline hat das Rostbrätl auf der Karte. „Wahlweise mit Pommes“ ??? Ist aber gut, sagt mein Gegenüber im Mini-Café Nähe Bahnhof (mit mehr als Kaffee auch für Einheimische – leider nicht aufzufinden über google maps).
Zu spät – ich lümmle 4 Stunden in der Sonne, wartend auf den Flix-Bus. Danke für die lieben Nachfragen, ob es mir gut geht…

Soon it all would be over,
and I’d journey on with a smile…

Was soll's: andere haben hier ihr Zuhause...
Träume, die ich nicht teilen kann und was soll’s: andere haben hier ihr Zuhause…

Echt knülle erst nach 6 Stunden Fahrt bis ZOB Berlin.
Mein globales 14 Stockwerke-Haus wartet weder mit Heimat-Panorama noch 3-D-Movie oder Wim Wenders auf, nur a bissel „Underground“. Muss man außerhalb von Kino und Museum mögen…
Ich trinke den letzten Schluck Quellwasser aus Hundsbach.
Meine Obstfliegen sind ausgestorben.
Das Paket kommt bereits am Morgen mit einigen Arbeitsklamotten – die Stiefel duften nach Heu.
Trotz Axels animierender, vegetarischer Rezepteküche (Bergwaldprojekt-Koch) während einer Woche → Bergwaldprojekt schnappe ich lustlos faul plasteverpackte Massentierhaltungs-Bockwürste. Peinlich ist mir der Einkauf nur bei der Muslima, die trotzdem freundlich guckt. Doch Halal geschlachtete Rinder werden sicher nicht besser gehalten als unsere Tiere.
Ich denke an die glücklichen Kühe in der Rhön.

Gute Nacht! (Kühe in der Rhön)
Gute Nacht!

* Zu Haus flattert die “Sonderausgabe Programmbroschüre Deutschlandfunk HÖR Spiel & Feature Juli – September 2018” aus dem Briefkasten. S.2, 1. Satz im Gastbeitrag von Karsten Krampitz “DDR neu erzählen”: “Theo Sommer schrieb 1986, das Diktatorische an der DDR mache sich vor allem unten bemerkbar: ‘Mit Honecker kann man reden; mit dem Parkwächter an der Wartburg nicht.’ “ (Theo Sommer, der damalige Zeit-Chefredakteur). In solchem Kontext macht das Erlebnis bereits wieder köstlichen Spaß.

Zurück → Von Tann nach Vacha – endgültiger Abschied von Rhön und Bergwaldprojekt
Zurück zur → Wanderung von der Langen Rhön bis Tann, Wanderung nach Abschluss des Bergwaldprojektes 2018

→ In der Rhön blüht es blau, so blau…, Bergwaldprojekt 2018 in der Bayrischen Rhön
→ Das Schwarze Moor in der Rhön, Exkursion zum Bergwaldprojekt 2018
→ Bergwaldprojekt Bayrische Rhön 2018, rund um Hillenberg

Mein → Bergwaldprojekt 2017 – immer und an allen Orten empfehlenswert!