Falsche Fahrt, falsche Fährten

27.12.2018, ca. 15 km Solo zu zweit von Jeber-Bergfrieden nach Stackelitz, beides Sachsen-Anhalt, nicht konsequent Zickzack durch den Hohen Fläming, konsequent gerade nach Medewitz in Brandenburg

Das Versprechen: Spur der Steine I, Flämingbuchen, Damwild, Blaubeeren ohne Beeren, Springer Rummel.

Es spielen mit:
eine Abo-Fahrkarte 65+ und eine Fahrkarte bis Belzig.
Eine Schaffnerin, die im Zug wortreich eine Nachlösekarte Wiesenburg oder Medewitz, also bis Medewitz verkauft. Wir fahren nach Medewitz.

Jeber-Bergfrieden
Himmel und Hölle: was ist das für ein Bahnhof?

Fahren, fahren. Vorbei an der Kirchenruine Schleesen. Fahren.
Ein Zugführer der gute Laune hat und uns bei Ankunft in Jeber-Bergfrieden, Sachsen-Anhalt, eine baldige Rückfahrt nach Wiesenburg anbietet. Ebenfalls ohne Halt in Medewitz.

Wir wandern. Im Fläming bestes Wetter, fast Sonne. Siehe da: direkt auf der Spur der Steine.

Spur der Steine, Fläming
Alles richtig!
Richtung Stackelitz
Richtung Stackelitz
Fläming, Sachsen-Anhalt
Vorwärts immer, rückwärts nur mal gucken

In Stackelitz

Kolonistenhaus Stackelitz
Kolonistenhaus aus alten Zeiten
Stackelitz, Fläming
…hier zumindest der Sandstein noch älter.

Sprechende Steine. Spiegelnd poliertes Gold. Mir kommt der böse Gedanke, die Häuser zu zählen. Niemals wäre ich auf die Idee gekommen, ein Dorf wie Stackelitz so genau anzuschauen. Ein Straßendorf – die alten Toreinfahrten verbinden von Haus zu Haus. Die Bausubstanz seit Jahrhunderten selten verändert, nur versteckt hinter ein bisschen farbiger Hoffnung, hoffnungslos.

Grenzland, kurbrandenburgisch - kursächsisch, Brandenburg - Sachsen-Anhalt
Kurbrandenburgisch – kursächsisch, heute: Sachsen-Anhalt, Grenze zu Brandenburg
Kirche Stackelitz
Seitlich noch mit zwei ursprünglichen, romanischen Fenstern

Bis zum Kirchlein von Stackelitz auf der Spur der Steine.
Hinter der Kirche zeigt uns ein Stein den Stinkefinger: falsche Fährte. Zu gut weiß ich, dass der Fläming wirklich bestens ausgeschildert ist. Aber irgendwann, irgendwo, irgendwie ist Ankunft garantiert. Karte und Kompass vorhanden, nur das Gefühl für die Streckenlänge ist bei Solo zu zweit nicht gleich.

Stinkefinger

Es spielt ziemlich bald mit: eine Familie aus Richtung eines Denkmals. “Das MUSS auf dem Plan eingezeichnet sein.” Isses nich. Mehr weiß niemand. Viel Glück!

Platz ohne Hirsch
Platz ohne Hirsch – ein Gefühl: einmal war ich hier schon…

Bestes Wetter, fast Sonne – wenn nicht nur Wald wäre.
Versprechen eingelöst: von rechts nach links und noch einmal von links nach rechts ein Rudel Damwild mit Hirsch, Tieren und Kälbern.

Ein Grenzstein? Inschrift: F.A.C. 1727
Ein Grenzstein? Inschrift: F.A.C. 1727 oder so ähnlich. Friedrich August Cursachsen???
Nicht der Elefantenstein, aber ein Elefantenbaby
Der Elefantenstein liegt ganz woanders. Aber das Elefantenbaby gefällt mir sowieso besser

Es spielt mit: ein künstlerischer Kettensäger. Mit Auto. Also Vorsicht und nein, nein, nein: warum soll ich erst nach Setzsteig? Die Steine und die Springer Rummel liegen nordwestlich. Ich bin oft genug zu weit gelaufen.

Kettensäger im Fläming
Begegnung der unerwarteten Art

Bestes Wetter, fast Sonne – wenn nicht nur Wald wäre. Und sich kreuzende Wege – nicht wie die berühmten Märchenkreuzungen in drei Richtungen, nein: wiederholt zwischen vier bis sechs Möglichkeiten.

Blaubeertriebe
Blaubeertriebe
Fläming
Schwierig, sich zu einigen…
Flämingbuche - ich hoffe, mit dem besonderen Fläming-Gen
Flämingbuche – ich hoffe, eine mit dem ganz besonderen Fläming-Gen…

Versprechen eingelöst: Blaubeerkraut en masse. Flämingbuchen, inselartig im unendlichen Wald verteilt.
Jetzt bitte Bahndamm als Orientierung. Irgendwann, irgendwie landen wir viel zu weit zurück in Schleesen, Landschafts- und Gartenbau Stackelitz. Aber in Brandenburg waren wir auch schon.

Es spielt mit: fahrend im Auto ein Begeher (verharmlosend für Jäger), dann aber nach Fährten spürend. Imaginär vier Jungwölfe. Imaginär der tote Förster von Spring und der neue Waldbesitzer Baron XYZ.

Tja, nun sind wir wiederum näher an Medewitz als an Steinen und Rummel.

Isolator
Wenigstens noch ein Porzellanisolator. Angeblich eine künftige oder sogar schon heute seltene Antiquität.

Es spielt mit: ein Mensch in weißen Hosen Richtung Bahnhof. Ah, ein Einheimischer. Dann fährt jetzt ein Zug! Der Mensch stellt sich als “auch” Wanderer vor. Woher, wohin – wir wissen es nicht. Der Zug fährt trotzdem gleich.

Einige Versprechen nicht eingelöst.
Für die Fahrkarte ab Belzig bis Belzig keine Zusatzzahlung, aber zusätzliche Fundstücke im und am Rucksack: eine Astrinne, eine braune Miniarzneiflasche zugeschraubt, eine weiße Porzellantülle. Spannend war es für beide Fahrkarten. Und einsam, trotz der sehr unerwarteten Mitspieler.

2 Kommentare zu “Falsche Fahrt, falsche Fährten

  1. Genau entschlüsselt. Tolles Stück! Nur im wirklichen Leben ist das Falsche nicht so schnell und nicht auf den ersten Blick zu durchschauen.

Schreibe einen Kommentar