Neun km Berlin mit Roller

18.03.2019 Jahresversammlung Wandersportverein Rotation Berlin e.V., 9 km von Taut zu Taut, durch Böcklerpark, Görlitzer Park, Schlesischen Busch, Spreeufer, Rummelsburger Bucht, Max-Taut-Schule in der Fischerstraße

Berlin, in West und Ost geteilte Spree
In West und Ost geteilte Spree. Dort die Eastsidegalerie: aus meiner Sicht ein Stück “Kolonisation”. Es gab hier immer nur weiße, erst nach der Wende bemalte Sperrelemente ohne Rohr, dahinter Lagerhallen vom Osthafen, erbaut 1913 und auch während der DDR-Zeit in Betrieb. Ein anderes Thema ist das bittschön öffentlich zugängliche Ufer.

Täglich vor Augen das denkmalgeschützte Hauptkinderheim von Max Taut, 1963 entworfen, heute ein Komplex zusammen mit der zinnoberroten Waldorfschule in der Berliner Ritterstraße, zeitweise ähnlich oft vorbei gegangen an Max Tauts Warenhaus der Konsumgenossenschaft am Oranienplatz – heute an der Ecke das fsk-Kino mit besonderem Programm – da nutze ich die Gelegenheit, nach bereits jahrelangem Einigeln gegen den Ausverkauf von Berlin: schaun wir mal…

Mein Berlin?


Kreuzberg scheint das alte zu sein, wenn ich ausblende, dass eben dieses Konsumkaufhaus von Taut irgendwann verkauft wurde. Entsprechender Ärger mit Atelierkündigungen geisterte durch die Presse. Keine Ahnung wie es endete. Wim Wenders wohnte an die 10 Jahre dort, es entstand sein Film “Himmel über Berlin” – alles schon nostalgisch.
Böcklerpark wirkt noch wie eh und je. Das Eckhaus in der Kohlfurter flaggt noch immer Widerstand gegen alles. Der Görlitzer Park sieht so aus wie ich mir Afrika vorstelle – Afrikaner ohne Arbeit.


Am Schlesischen Busch überschreite ich die Grenze nach Treptow – schon vor der Wende ein gepflegter Stadtteil. Nur die Spree war auf diesem hier sichtbaren Stück noch nicht zugänglich. Der Molecule Man des amerikanischen Bildhauers Jonathan Borofsky am Schnittpunkt der drei Ortsteile Kreuzberg, Treptow und Friedrichshain ist also eine Art Enheitsdenkmal, zeitnah 1999 geschaffen und voraus schauend: es wird ziemlich geschoben und gedrückt und gezerrt…


Wie es hier einst aussah, hab ich nur in meiner Erinnerung gespeichert.  Täglich mit der S-Bahn über die Spreebrücke und in der Kurve Ostkreuz vorbei an der Stralauer Glashütte,  19. Jahrhundert-Backsteinbauten einer Brauerei und in der Ferne der Speicher. Stralau war Fischerinsel, besiedelt von der Steinzeit über die Bronze- und Eisenzeit bis ins Mittelalter – die Spitze der Insel ein geheimnisvoller Ausflugsort. Was davon übrig blieb – ich möchte hier nicht noch einmal entlang gehen…

Stralau und Rummelsburger See


In der Rummelsburger Bucht anstelle romantisch verfallener, alter Zillekähne mit Geranien aktuell alles global bunt. Das Jugend-Freizeitschiff ist verschwunden.


Auf Facebook gefunden: „wir kündigen an, uns erhoben zu haben und wir machen es … sichtbar“.  “Berlin ist unser Zuhause und bleibt uns wichtig! Daher tragen wir eine Mitverantwortung für diese Stadt und sollten sie nicht länger ausbluten lassen.” Die Grafik von Käthe Kollwitz “Ins Wasser” kommt mir in den Sinn. Unser Wohlstand hat unter Umständen humanere Freiheiten.


Der “Wasserpark” hat nirgends Park gelassen. Von den Preisen der Luxuswohnungen ganz zu schweigen. Vielleicht sind manche aber sogar durchmischt dank sozialer Leistungen – wer zu spät kommt, den beglückt manchmal das Leben. Ich sympathisiere mit dieser Initiative “gegen den Bebauungsplan Ostkreuz”. Aber schaut auf dieses Ufer – es dürfte hoffnungsloser Widerstand in dem angeblich “grünen” Berlin sein.


Es ist eben etwas anderes, Bäume zu zählen, Gebüsch abzuholzen, um Drogenverstecke zu verhindern oder mit Kindern auf einer Wiese am Ufer zu liegen. Na ja – der Treptower Park – schon mal an einem sonnigen Tag dort gewesen???, also wie ein chinesischer Badestrand ist es noch nicht ganz.

Max-Taut-Schule

Max Taut bedeutet soziales Bauen. Der riesige Schulkomplex Ecke Schlichtallee/Fischerstraße wurde nach einem Wettbewerb 1927 nach Plänen von Max Taut als Pilotprojekt in der Weimarer Republik umgesetzt.

Städtisches Bauland war sichtlich noch kein Problem. Ein Jahr nach Fertigstellen der Schule 1932 gab es ein anderes Problem. Max Taut wurde von der Beteiligung an allen öffentlichen Bauvorhaben ausgeschlossen.


Für diese Fotos und für einen geringen Sportvereins-Jahresbeitrag anstelle einzelnes, fast gleich “günstiges” Wander-Ticket neun Kilometer durch die Stadt gerollert.
Nee, zurück hätt ich mich in der aufkommenden Dunkelheit durch die Parks nicht getraut. Außerdem: strömender Regen in Kreuzberg.
Aber: die Stadt-“Fahrt” 18. März hat sich gelohnt.
18. März 1848: Die Märzrevolution endet auf den Barrikaden – der lange Weg zu Freiheit und Demokratie…
Ich übernehme die Forderung aus der Petition “Rummelsburger Bucht retten!”: Gegen den Ausverkauf der Stadt!
Und das meint mehr als bezahlbare Mieten.

Grad entdeckt, 15.03.19 rbb:  → Rummelsburger Bucht Bürgerinitiative stellt alternativen Bebauungsplan vor.
Lesenswert auch die Kommentare.

→ B-Plan Rummelsburger Bucht

Zum 1. Mai 2019
Berliner Bezirksverordnete für Aquarium statt Bäume

29.4.2019: Bezirksverordnete in Lichtenberg stimmen für Bebauungsplan Rummelsburger Bucht!
Für wen sitzen diese Berliner in der Bezirksverordnetenversammlung?

29.4.2019 Bezirksverordnete stimmen für Bebauungsplan Rummelsburger Bucht!
Vergrößerung mit Klick ins Bild

Sind diese Abgeordneten überhaupt Berliner? Mit Herz und Verstand keinesfalls.
Diese Abstimmung der Lichtenberger richtet sich auch gegen Friedrichshain-Kreuzberger!
Wo sitzen / leben diese Abgeordneten an klimaheißen Sommertagen?
Wie soll auf der “Dialog-Plattform Aquarium” über Zukunft geredet werden, wenn die Natur bereits platt gemacht ist? Korallen an der Rummelsdorfer Bucht erhalten keine Korallen in den Weltmeeren. Im Gegenteil!

Was für kurzsichtige, kleingeistige und neoliberale Vorstellung von Zukunft haben diese Entscheider?
Soll Berlin hier noch mehr und wie überall auf der Welt aussehen?
Diese Abstimmung richtet sich gegen die Zukunft meiner Enkel!

 

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