Nutheniederung Trebbin – Kliestow

7. Mai 2019, gute 15 km Solo von Trebbin nach Kliestow. Auf der Suche nach der kleinen Nuthebrücke bis Polenzgraben und zurück. Nun wieder bei Kliestow ein Uferweg mit der gesuchten Brücke in die Niederung westlich der Nuthe, von dort bis Trebbin.

Jenseits der Löwendorfer Berge

Die April-Wanderung in die Löwendorfer Berge* endete mit einer Busfahrt. Jetzt bin ich auf Suche nach einem fortsetzenden Weg jenseits der Straße von Ahrensdorf durch die Nutheniederung bis Trebbin – in umgekehrter Richtung.

Panoramaweg Trebbin
Ein idealer Einstieg ganz in Nähe des Bahnhofs Trebbin: der Panoramaweg. etwas übertrieben betitelt, aber die Löwendorfer Berge liegen wirklich immer als Panorama vor Augen.

Kliestow, erhöhtes Land zwischen dem alten Lauf der Nuthe
Kliestow ist schnell erreicht. In Richtung Nuthe eine Sackgasse. Kleine Wege zwischen den Häusern. Ich frage an den Pferdekoppeln nach dem slawischen Burgwall, einem der berühmten entlang der Nuthe. Nie gehört.

Pferde in der Nutheniederung
Sollte jemand gewagt haben, auf einer historischen Erhöhung seine Datsche zu bauen? Nein – zumindest gehört das Areal nicht zum Burgwall. Ich werde gemaßregelt: der slawische Burgwall ist Privatbesitz. “Muss man wirklich überall Schilder anbringen?” Keins ist in keiner Richtung zu finden. Die Art der Zurechtweisung erinnert an  – Stasi? oder doch eher Zuzug, der ein LPG-Schnäppchen mit viel Maschinen-Altlast gemacht hat? Erst einmal bin ich bedient.

mittig der slawische Burgwall in der Nutheniederung bei Kliestow

Immerhin: der Blick auf den dicht bewachsenen Wall wird mir gewiesen. Auf dem Rundweg (alles privat, aber ich kann nicht fliegen) wieder an der Sackgasse…

Auf der Suche nach den Brücken

Artefakt, Gemarkung Kliestow
Im Dorf wird mir landesfreundlich der Weg zur Holzbrücke über die Nuthe erklärt. Irgendetwas mache ich in frustrierter Laune falsch, lande Richtung Luckenwalde.

Gemarkung Kliestow, Stein
Also querwaldein – auch hier überall die einstigen Wege abgeschnitten. Es geht trotzdem: Wald und Äcker liegen erhöht auf deutlichen “Sandern”, den Ablagerungen der Eiszeiten. Wie soll hier in Zeiten des Klimawandels etwas wachsen???

Gemarkung Kliestow, Stein
Ich gehe in den Traktorspuren. Wo ein slawischer Burgwall, dort finden sich auch Siedlungen. Diverse Rast- und Werkplätze sind in der Literatur als Bodendenkmale verzeichnet.

Gemarkung Kliestow, Stein
Wenige große Steine, aber auf manchem Ackerstück gibt es stellenweise kleine Artefakte.

Graben bei Kliestow

In der Nutheniederung kein Durchkommen auf den riesigen, feuchten Wiesenflächen. Die Wehranlagen der Gräben werden nicht mehr genutzt: Wiedervernässung der Niedermoore trotz dieser schrecklich begradigten Nuthe?

Wege zu Weiden gemacht
Ich lande am Polenzgraben, Betriebsgelände, Meliorationsanlage. Unbefugten Zutritt untersagt. Wozu? Vorwärts, rechts, links – nix geht. Ah – mitten im Unwegsamen ein Auto zurück bis zum Brückenabzweig: “Zu DDR-Zeiten wären sie bis zum Burgwall gekommen. Aber es wollten ja alle so. Die Stasi war auch nicht schlimmer.”

Brücke über die Nuthe nach Ahrensdorf

Ich schlucke. Weit hergeholt waren meine schon wieder verdrängten Gefühle vielleicht nicht. Aber wer ist wer, weiß ich nicht.
Der Weg – ein Stück ohne Weg – stimmt nun. Hinter dem bezeichneten Wall aus dem Nichts ein Uferpfad und rückwärts eine Brücke direkt nach Ahrensdorf.

Blick zum slawischen Burgwall Kliestow
Habe mir aber die Fußgänger-Holzbrücke in den Kopf gesetzt. Fast lande ich wieder bei Pferdeprivat. Bitte nur kein Wiederbegegnen. Direkt davor/dahinter, ohne seitlichen Zugang, biegt ein Uferweg ab. Zur Nuthe!

Uferweg an der Nuthe bei Kliestow
Holzbrücke in Sicht! Wir sind ein freiheitliches Land. Zum Glück.

Holzbrücke über die Nuthe
Nicht gesperrt. Die Wasserwirtschaft warnt: Betreten auf eigene Gefahr. Das ist zu sehen. Das kennen wir bürokratischer aus → Stützkow über die Oder.

Auf eigene Gefahr über die Nuthe

Die Nutheniederung westlich vom Fluss

Westliche Nutheniederung Richtung Löwendorfer Berge
Zauberhafte, wirklich Panoramablicke über die westliche Nutheniederung hinweg in die Löwendorfer Berge! Die Wege allerdings – auf Google maps noch deutlich auszumachen – unbegehbar versunken. Eine einzige, lenkende Spur.

Bergweg und Eiche bei Ahrensdorf
Dann ein als “Bergweg” bezeichneter Wanderweg: erst durch ein eigenartig total trockenes, kleinhügeliges Kiefernwäldchen, dann vorbei am Naturdenkmal Eiche. Der Hintergrund müsste bereits ein Ausläufer sein zur Hühnerfarm gegenüber des ehemaligen Jagdschlosses Berdotaris (1936 – 41 Hachschara, Stätte zur Vorbereitung für die Ausreise nach Palästina)**.

Stiefmütterchen
Ja, der Weg schrammt knapp vorbei zum Radweg neben der Straße nach Löwendorf. Ich verzichte auf das Zurück.

in der Ferne Aussichtsturm Trebbin
Durch die Wiesen wieder Richtung Nuthe, Höhe slawischer Burgwall. Nix zu sehen.
Der deutliche Weg verliert sich. Ich stehe in Wasser – unter trügerisch weißtrockenem Laub. Höchst zweifelhaft, ob hier ein Durchkommen ist.

Nutheniederung
Endlich einmal Froschquaken. Hier geht es nur in einer Richtung wild über den Damm.

Teich der Wasserwirtschaft an der Nuthe bei Trebbin
Aha, bisher floss neben mir nicht die Nuthe, sondern ein breiter Graben. Gefangen.

Zwischen Graben und Nuthe
Von oben winken alte Baumstämme verführerisch, doch der Blick landet immer wieder in diesem Graben.

Toter Baum an der Nuthe
In der Ferne ein wasserwirtschaftliches Werk. Manchmal zwischen den Bäumen auf dem gegenüber liegenden Ufer der Kirchturm von Trebbin.

Wehr bei Trebbin

Zielsicher geht es wohl noch nach altem Wege- und Gewohnheitsrecht über das Wehr. Schnelles Durchkommen gibt es also durch die Nutheniederung trotz der nicht einmal 5 km nur für Kundige. Diese Aussage eines Ahrensdorfers ist glaubhaft. Regulär oder erlaubt gar nicht.

kleine Fundstücke von den Äckern bei KliestowUnd die legendären Nutheburgen, die schon Fontane gesucht hatte? Von Einheimischen wird stets nachgesetzt: “…aber da ist nicht mehr viel zu sehen…” Sie alle hatten wohl schon immer TV und keine Großeltern, die aus längst vergangenen Zeiten erzählten. Vielleicht öffnet wenigstens der diesjährige Fontane-Hype auch noch Kliestower Augen.

Ein gesetzliches Betretungsrecht als Jedermannsrecht für historische Stätten oder besondere Naturschönheiten, für Uferzonen etc. hat das Land Brandenburg leider schon in gravierenderen Fällen vergeigt. Dabei brauchte und sollte es keine Autozufahrt mit Parkplatz sein und auch kein perfekt asphaltierter Radweg – im Gegenteil.

*siehe → Wanderung in den Löwendorfer Bergen, oberhalb der Nutheniederung

** Auch inzwischen privat. Dass das Haus verkommt, war bereits vom Bus aus zu sehen.

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