Ostern im Dr°EI°ländereck

Anreise 29.3.2018, Wanderungen bis 2. April im Dreiländereck Tschechien, Sachsen, Bayern
Die Tradition österlicher Mehrtageswanderung mit Wolfgang Pagel, WSV Rotation Berlin

Drei Kreuze
Drei Kreuze

Schwefel, Schlamm und Schlemmen plus drei Sühnekreuze zum Karfreitag

Wandern zur Burg Seeberg
Die Höhenburg Seeberg: eine der ältesten Wehranlagen im Egerland. Vom Bergsporn aus geht es über einen schroffen Taleinschnitt zur Kirche St.Wolfgang. Der gemächlichere Weg entpuppt sich als Umweg (so ist der Teufel), immerhin vorbei an einem kleinen Mühlen-Wasserfall und passend zum Karfreitag: das hoch aufragende Kreuz mit den Initialen INRI – Iesus Nazarenus Rex Iudaeorum – Majestätsbeleidigung nach dem Gesetz der Römer und mit Kreuzigung zu ahnden.

Seeberg
Seeberg
Wehranlage Burg Seeberg
Wehranlage Burg Seeberg
Brücke zu St. Wolfgang
Brücke zu St. Wolfgang
INRI
INRI

Durch mooriges Land
Wanderung streckenweise auf der Via Porta Richtung Abtei Waldsassen: Ziel Franzensbad – zum Karfreitag eher ein Bruch abendländischer Tradition. Die Fleisches- und Süßgelüste werden denn auch im Voraus vom Teufel gefeiert mit schlammigen Fahrrinnen, moorigen Gründen und blubbernd, vielleicht direkt aus der Hölle (Magmatismus im böhmischen Cheb-Becken!!!).
Im Vogelparadies kreischen die Möwen und verhacken mit Angriffsflügen Silberreiher, Gänse und Schwäne – auch Hitchcock lässt grüßen.

Folgsam
Folgsam
Sollte es das sein?
Sollte es das sein?
Teuflische Wege
Teuflisch
Bodenlos
Bodenlos
Reservat Naturschutz
Reservat Vogelschutz – am ehesten hörbar
Sprudelquell
Hier gast wer sporadisch aus der Tiefe

Filmkulisse Franzensbad
Kurz vor Franzensbad ein Gesundbrunnen, mit was wohl? Schwefel und Gestank. Uns ist sowieso nicht mehr zu helfen. Franzensbad lockt die Mehrheit mit seinem pieknoblen Versprechen und weniger mit Goethe und Faust, Beethoven und Mozart oder gar → Božena Němcová, für die tschechische Sprache so bedeutend wie Luther, Goethe und die Grimms zusammen.
Sonnengelber Fassadenspaziergang – die geschmückten Menschen zur Osterzeit allerdings rar – vielleicht auch nur zum Karfreitag noch in Sack und Asche.

Filmkulisse
Von außen eher Filmkulisse
Spielzeugland
Franzensbad, Františkovy Lázně
Franzensbad mit Patina
Selten: Franzensbad mit Patina
Die Straße mit Faust und Goethe
Die Straße für Faust und Goethe, aber ohne beide
Kur ist anders
Kur ist anders
Božena Němcová
Božena Němcová

Hoffnung stirbt zuletzt und erscheint am Ende aller Wege mit drei Sühnekreuzen.
Ach ja: das Erleben einer Wanderung kann höchst verschieden ausfallen…

Samstag: Kapellenberg rundum

Ein Wiesenbachtal entlang der früheren Staatsgrenze – urig bis zum Schönberger “Säuerling”, einer eisenhaltigen Waldquelle mit Kohlensäure: lecker, lecker, lecker! Dem Grenzgebiet sei Dank: noch ist alles Natur. Doch Mineralquellen sind endlich und → das Begehren kennt ohne Grenze keine Grenzen.

Die höchst gelegene Quelle am Kapellenberg, der “Schwarze Teich”, bildet bereits ein Hochmoor: Huminsäure tötet alles Leben.
Und bevor wir die “Rommersreuther Schweiz” längs ihrer (lt. Internetgeologie) Quarzfelsen durchqueren, gibt es das Quellgeplätscher der Weißen Elster – vor 50 Jahren etwa bin ich auf ihr von irgendwo bis Leipzig gepaddelt: was für unvorstellbare Mengen von Wasser (und Zeit…).

Woher kommen wir
Woher kommen wir…
Wohin gehen wir
Wohin gehen wir in schrecklichem Eimerrot?
Der Säuerling
Schönberger Säuerling mit Radongehalt
Im Wiesental
Das Wiesental
Grenzwald
Grenzwald
Deutlich eisenhaltig
… und deutlich eisenhaltig
Wo Wasser, da Schlamm
Aber wo Wasser, da Schlamm
Und manchmal fast eine Alm
Manchmal fast eine Alm
Bäume im Wasser
Bäume im Wasser
Wir im Wasser
Wir am Wasser
Die Quelle der Elster
Reich sprudelnde Quelle der Weißen Elster
Der Schwarze Teich
Der Schwarze Teich
Weitsicht vom Kapellenberg
Weitsicht vom Kapellenberg
Gradmessungsäule
Gradmessungsäule
Bunte Steine
Bunte Steine aus allen Richtungen
Quarzfelsen im NSG Rommersreuther-Schweiz
NSG Rommersreuther-Schweiz

Ostermärsche am Ostersonntag

Ungeplante Ostermärsche* auf dem quälenden Beton der unendlichen Grenzwege, vorbei an den Resten von Panzersperren, dem Beton für Pflichterfüllung und trotz EU mit zeitlich begrenztem Übertritt der Staatsgrenze. Das alles ist kaum zu umgehen in dem “Ascher Ländchen”, das den zipfligen Verlauf der deutsch-tschechischen Grenze bildet.

*die jährliche, pazifistische Demo in Deutschland: Stopp von Rüstungsexporten, Abschaffung der Atomwaffen und dringend Abrüstung!

Zur Landesgrenze
Zur Landesgrenze
Panzersperre
Panzersperre
Blick nach Deutschland
Blick nach der anderen deutschen Seite: Hohenberg an der Eger
Grenzweg Tschechien - Deutschland
Blick nach Oberfranken
Brücke über die Eger
Brücke über die Eger
Staatsgrenze Übergang
Staatsgrenze Übergang
Osterfrühling an der Eger
Osterfrühling an der Eger
Wildwasser Eger
Wildwasser Eger (tschechisch Ohře)
Das schwarze Schaf von H., W. und G. inspiriert
.

In den hohlen, finstern Löchern,
stecken Ostereier noch und öchern…
Zufrieden jauchzen alle nett,
vor allem Schokoei macht fett.

Das schwarze Schaf von H., W. und G. inspiriert
und mit Foto von Kirsten

Frohe Ostern in alle Lande!
Frohe Ostern in alle Lande!
Suchet so werdet ihr finden
Suchet so werdet ihr finden
Pflicht ohne Sinn
Pflicht ohne Sinn
Tinker - einmal nicht von Schleich
Unterwegs: Tinker – einmal nicht von Schleich
Unendlich schmerzhaft
Unendlich und schmerzhaft heimwärts
Grenzkapelle
Grenzkapelle

.

Ein Montag der etwas abenteuerlichen Überraschungen

Zaghaft führt unser Gastwirt an dem eigentlichen, tschechischen Osterfeiertag den Peitschenbrauch vor. Gejagt werden wir mit den jungen Weidenzweigen nicht. Unsere sichtlich schwindende Lebenskraft lohnt die Liebesmüh nicht. Das köstliche Osterwasser aller Quellen des Egerlandes haben wir zu früh und schnöde zerredet. An Slivovic hat keiner gedacht und der bulgarische Selbstgebrannte ist jenseits hiesiger Tradition bereits geleert. Uns ist nicht zu helfen und junges Blut braucht für die letzte Wanderung keine zusätzliche Kraft.

Irgendwann rutschen wir bereits abkürzend, aber abenteuerlich entlang eines Abbruches → Richtung aufgegebene Ortschaft Markhausen/Pomezná – versinkend in glitschigem Kalkmergel. Von ehemaliger Sandgrube keine Spur. Um die Schuhe legt sich eine weiße Hülle – Erinnerung bis Berlin. Wegelos über kleine Wassergräben mit steilen Ufern, unterhalb ein Staudamm als für den Blick undurchdringliche Vegetation. Der einzige Anwohner ist auskunftsfähig: die westliche Hälfte des Stausees durchfließen nur noch einzelne Wasserarme, ausgehend von der einstigen Mühle Pomezná.

Es wird sogar sonnig
Es wird sogar sonnig
Hinter dem Morgendunst eine Ahnung von gutem Wetter
Hinter Morgendunst die Ahnung von gutem Wetter
Selbst ist die Frau
Selbst ist die Frau
Der Hang aus weichem Mergel
Der Kalkmergel-Hang
Festungsruine Markhausen
Festungsruine Markhausen
Rutschige Gräben
Rutschig hohe Gräbenufer
Das blaue Lungenkraut
Volksheilkunde: Lungenkraut zur Wundheilung
Der schreckliche Tod
Ohne Kenntnis: 10m höher wächst Lungenkraut!

Das Rundum-Erklimmen der mächtigen Burg Liebenstein wird nur von einer rasenden Minderheit versucht. Die Burg wird gegenwärtig restauriert. Umgeben von Bauzaun und Schutt ist der gewaltige Eindruck am ehesten mit einem alten Stich einzufangen.
Die angepeilte Gastwirtschaft in Libá hat merklich die Nase voll von allen deutschen Grenzgängern. Wir wandern von Zeit und Unruhe gepeitscht zurück in bekannter Gegend (nicht jeder erinnert sich) nach Hazlov. St. Wolfgang ade. Heiden glauben nicht an gute Fügung. So ist das mit Glaube, Hoffnung und Zuversicht.

Der Legende nach warf der Regensburger Bischof Wolfgang 975 auf der Flucht vor politischen Wirren durstig seinen Stab ins Tal. Eine Quelle wurde in Nähe des heutigen Ortes St. Wolfgang erweckt. Im quellreichen Egerland war St.Wolfgang ebenfalls der Dank gewiss.

Mühlgraben vor Liebenstein
Vor Libá: zu schnelle Wanderin aus falscher Richtung
Die einstige Mühle
Einstige Mühle von Markhausen
Burg Liebenstein restauriert
Burg Liebenstein restauriert
Burg Liebenstein
Liebenstein – inzwischen von Betonstraße umgeben
Ein letzter Blick
Letzter Blick Richtung Burg Seeberg
Richtung Hazlov
Richtung Hazlov

.

Farm in besten Händen und bester Erinnerung
Farma v nejlepších rukou a v nejlepší paměti

Im Dreiländereck, am Rande des nordwestlichen Zipfels des böhmischen Beckens: die sehr herzliche, wunderbare → Unterkunft in Polná mit allem Haus- und Hofgetier was man sich denken kann! Zwei bequeme Kilometer weiter ein uriges, lecker tschechisch beköstigendes Restaurant – ideal vor allem für den abendlichen Verdauungsspaziergang mit → Ostermond (allerlei aus meiner ehrenamtlichen Zeit, sonst nirgends und keinesfalls zu finden!). Was wollen wir mehr? Na ja: wandern! Das wurden an insgesamt vier Tagen über 100 abwechslungsreiche Kilometer bei gutem Wetter der diversen Art.

Hofgebäude
Hofgebäude
Ökofarm Polná, Tschechien
Ökofarm Polná, Tschechien
Die Tiere
Groß, klein und ganz klein
Geräte
Meine Sehnsuchtsarbeit Holz hacken
Österlicher Fleiß
Österlicher Fleiß
Geliebte Tiere 2
Geliebte Tiere
Geliebte Tiere 1
Geliebtes Tier – Dank an A. für das Foto!
Bauernschrank
Liebe zur Natur ergibt Kunst
Die tschechische Ostertradition
Tschechische Tradition am Ostermontag
Das himmlische Osterei
Das himmlische Osterei
Transporter zum Bahnhof - neu
Zum Bahnhof modern
Die Wagen
Der Fuhrpark

Hin- und Rückfahrt mit deutschen Bahnfahrzeugen wie üblich: hinzu unabsehbarer Aufenthalt wegen Personen auf einer Brücke – nächtliche Ankunft. Die Rückfahrt nach Berlin mit 15 km/h: der Lokführer repariert den ICE???, dann streikt die Strecke selbst, zuletzt fallen die Stellwerke aus und auf der S-Bahn ein Notarzteinsatz…

Bitte die Bilder mit Klick in neuem Fenster vergößern!

Rund um die “Krone des Erzgebirges”

Zwei Wanderungen mit Wolfgang Pagel und dem WSV Rotation Berlin am 10. und 11. März unter dem Motto
“Frühlingserwachen im Sternmühlentag”

Schloss Augustusburg

Seitliches Tor
Seitliches Tor
Alte Mauer von Schloss Augustusburg
Alte Mauer von Schloss Augustusburg

Eine Bahnanreise von Berlin nach Augustusburg hat ihre Tücken. Davon schweige ich und belasse auch anderes als nicht meine, sondern die Bürden eines Wanderleiters. Alles ist buchbar in und auf dem nigelnagelneu restaurierten Schloss Augustusburg und alles findet sich in diesem prächtigen Bilderbuchzustand als Foto. Weithin und aus allen Richtungen sichtbar schimmert und glänzt nun der imposante Renaissancebau im Morgendunst ebenso wie in der Mittagssonne oder des Nachts wirklich als Krone auf seinem Vulkankegel. Trotzdem, etwas nostalgisch denke ich an meinen ersten Besuch 1967 auf dem freilich herunter gekommenen Schloss, an die noch vorhandene Präparatorenwerkstatt, die gerade erst sichtbar gewordenen Hasen des Dresdner Hofmalers Heinrich Göding – hauchzart und eher transparent über dem Putz liegend. Einige Gemächer sind immer noch in Arbeit, letzte Spuren, schwindende Historie…
Restaurierung kann nur annäherungsweise sein. Überaus authentisch und gruselnd in jedem Fall das technische Meisterwerk des Schlossbrunnens, auch wenn das Wasser anstatt herauf gezogen nur hinein geschüttet wird.

 

Zum Kunnerstein und ins Sternmühlental

Blick vom Kunnerstein
Blick vom Kunnerstein
Zschopau und Bahngleise
Zschopau und Bahngleise

Das Können der erzgebirgischen Bergleute hat die Landschaft geprägt. Technische Denkmale wie Brunnen und Schächte, Brücken und Uferbefestigungen begegnen dem Wanderer im Erzgebirge häufig. Auch die Standseilbahn Erdmannsdorf – Augustusburg zählt zu diesen Attraktionen – ansonsten läuft man 2 km mit 240 Höhenmetern auf- oder abwärts zur Burg*.

Wir laufen. Vom Schloss aus geht es perfekt abgesichert am bewaldeten Südhang des Schellenberges zum Kunnerstein mit Blockhüttenveranda, Höhle und Ausblick auf das Zschopautal (richtiger wohl Zschopental). Der Fluss windet sich weitgehend natürlich und mit wildem Wasser entlang der Bahnstrecke und Straße.

 

Überdachte Holzbrücke Hennersdorf
Überdachte Holzbrücke Hennersdorf, erbaut 1840
Holzbrücke über die Flöha bei Hohenfichte
Holzbrücke über die Flöha bei Hohenfichte – eigentlich erst vorbei gekommen während der 2. Wanderung.
Große Frage: Welchen Zweck hat der Betonpfeiler neben dem alten Mäuerchen?

Spuren des Bergbaues sind immer noch zu finden. Am Berghang vom tief gelegenen, lieblichen Sternmühlental findet sich ein Mundloch zum Augusta Stolln, bezeugt als Winterquartier für Fledermäuse. Dass diese nun beneidenswert an Silber oder Gold hängen, kann eindeutig verneint werden. Gefunden wurde ein graphitähnlicher Ton, der gerade einmal zum Schmieren der Chemnitzer Spinnmaschinen taugte. Insofern ist der weibliche (kaiserliche) Name weder für feministische Statistiken noch die gegenwärtig auflebenden Debatten zu gebrauchen. Nach Gold wurde zwischen 1576 und 1597 und noch einmal 1717 erfolgreich in den fließenden Gewässern des nahe gelegenen Euba geschürft. Zwischenzeitlich dürfte da einiges wieder an die Oberfläche gekommen sein!
Aber gegen Mittag beginnt die Gruppe sportlich schnell zu werden – warum wohl… Irgendwo greife ich wenigstens einen der silbrig glänzenden Phyllitsteine, der sicher mehr nach Erz aussieht als es so direkt aus der Erde je Silber oder Gold könnten.
Letztlich ist alles bis hin zu den riesigen, alten Steinbrüchen längst wieder bewaldet. Höchstens an Straßen- und Wegrändern oder unter entwurzelten Bäumen tritt noch Gestein zu Tage.

Augusta-Stolln
Bergbauspuren: Mundloch zum Augusta-Stolln
Phyllitschiefer, der Muskovitanteil ezeugt den seidenartigen Glanz
Phyllitschiefer, der Muskovitanteil ezeugt den seidenartigen Glanz. Unten rechts, nicht schiefrige Bruchfläche: Quarz.
Gestein im Stadium der Verwitterung
Gestein im Stadium der Verwitterung, die Schieferung ist noch zu erkennen
Der Schwarzbach im Sternmühlental
Der Schwarzbach im Sternmühlental
Brücke zur Sternmühle
Brücke zur Sternmühle. Es war ein Baum und nicht dieser Winter!

 

Der weiße Wolf vom Adelsberg

In Höhe der namensgebenden, pikobello Sternmühle wechselt der Weg über den Schwarzbach und das Tal hinweg in den Schwarzwald. Es lohnt nicht, hier dem Holländer-Michel oder dem Glasmännlein nachzuspüren. Ohne weitere Waldesblicke zu verschwenden, stimuliert das mittägliche Hungergefühl die schlaffen Glieder – vielleicht sogar auf einem Teilstück des Alten Böhmischen Steigs – zur → Ausflugsgaststätte Adelsbergturm. 508m liegt der Turm hoch, kaum 100 Höhenmeter werden es gewesen sein. „Waidmanns Dank“ kann hier entrichtet werden in Gestalt von feinem Wildgulasch mit in Butter und Mandelsplittern geschwenktem Rosenkohl und hausgemachten Semmelknödeln, serviert zwischen Borstenviehschwarte, Elchkuhbalg und Geweihtrophäen. Einzig die Jagd auf den weißen Wolf hinterließ kein Fell. Sie war stets misslungen, bis der kinderliebe Weiße als Retter vor einem umher streifenden grauen Wolfsrudel sein Gnadenfleisch verdient hatte. Bis heute steht für seinen Nachkommen eine Schüssel bereit. Das aber ist eine der vielen Geschichten vom Adelsberg, die wie manches Geheimnisvolle, das der Jagd- und Kampfestradition anhaftet nicht jedem behagt und mancher verdrängt oder bezweifelt – aus welchen Gründen auch immer.

Der weiße Wolf vom Adelsberg
Der weiße Wolf vom Adelsberg

 

In der Gegenwart durch die Vergangenheit

Zurück nach Schloss Augustusburg geht es über viel freies Feld in kaltem Wind. Die Dörfer haben ihren erzgebirgischen, bescheidenen Charakter weitgehend abgelegt und die Baumärkte haben verdient. Ein alter Hof erinnert mich an → Clara Mosch. So etwa sah es damals aus – oder doch größer? Verkehrte Hasenwelt. Auch Besitz kann lästig sein. Anderenorts stehen von den einst mächtigen Fabriken nur noch Hüllen. An den Flüssen sind vor allem die verfallenden Brettmühlen, Öl- und Mahlmühlen zu entdecken und jetzt ringsum vereist.

Gehöft im Chemnitzer Land
Gehöft im Chemnitzer Land
Mühlen aller Art, jetzt verfallen
Mühlen aller Art, jetzt verfallen
Vereist
Vereist
Der Wassergraben deutet an: auch das könnte eine Mühle gewesen sein
Der Wassergraben deutet an: auch das könnte eine Mühle gewesen sein
An der Flöha-Brücke Erdmannsdorf
An der Flöha-Brücke Erdmannsdorf – noch träumt das Haus…
Das Erbe war sicher in dieser Gegend klein und reicht eben nicht über den Tellerrand
Das Erbe war sicher in dieser Gegend klein und reicht eben nicht über den Tellerrand
Das sozialistisch enterbte Erbe
Das sozialistisch enterbte Erbe. Die Jugend geht – egal wie – immer dahin… (mit kollektivem Dank als Erinnerung für H.Otto)
Das große und das kleine Erbe
Das große und das kleine Erbe

Es sieht nach Krieg aus – oder DDR und Heimat?, ist aber Globalisierung oder irgendetwas in dieser Art. Man lebt jetzt von touristischen Aktivitäten, also der Philosophie des sächsischen Kurfürsten hinterher: auch Schloss Augustusburg wurde ja nur nach Lust und Laune genutzt. “Biker willkommen”. „Wanderwege anspruchsvoll, besonders fürs Rad“ lese ich. Das mag sein. Dem Fußwanderer beweist sich der Mittelgebirgscharakter eher dem Auge als den Beinen. Die Länge der Natur belassenen Strecken ist auf Verdauungsspaziergang ausgelegt. Variantenreich, jenseits von Beton, Split und breiten Forstwegen funktioniert wenig.
Wir aber haben am Ende 31 km mit je 900 auf- und absteigenden Höhenmetern geschafft und mit Sicherheit an diesem Tag einen erzgebirgischen Wanderlatschen verdient – sofern der irgendwo als Anhängerchen zu erwerben wäre.

Der Wanderlatsch
Der Wanderlatsch

 

Die Hetzdorfer Schweiz und der Eisenbahnviadukt

Da kein Winter mehr, aber auch kein Hauch des erhofften Frühlings, stauben die Waldwege trocken laubbraun sofern sie nicht zerfahren und steingrau gefroren sind. Die nachts sichtbar gewesenen Schneereste waren versprengter Kanonenschnee von der Rodelbahn.
Die zweite Wanderung geht flott vonstatten mit 19 Kilometern und je 400 auf-und absteigenden Höhenmetern. Im Tal der Flöha und der Großen Lößnitz entlang geht es auf einen Höhenweg der Hetzdorfer Schweiz, die sich auch mit einem “Bastei”-Felsen schmückt. Von dort ist der Ausblick auf den → Hetzdorfer Viadukt zu genießen, einst Eisenbahnbrücke einer Fernverbindung Schlesien – Süddeutschland, seit einigen Jahren begehbar. Wieder also überstrahlt die alte Technik, diesmal die Steinmetz- und Brückenbaukunst alles: das Naturabenteuer steht in dieser Gegend einfach nicht an erster Stelle.

Höhenweg über dem Fluss
Höhenweg über dem Fluss
Eisenbahnbrücke über die Flöha zwischen Leubsdorf und Hohenfichte
Eisenbahnbrücke über die Flöha zwischen Leubsdorf und Hohenfichte
Ufermauer an der Flöha, Richtung Hetzdorfer Schweiz und Viadukt
Ufermauer an der Flöha, Richtung Hetzdorfer Schweiz und Viadukt
Hetzdorfer Viadukt von der Bastei der Hetzdorfer Schweiz gesehen
Hetzdorfer Viadukt von der Bastei der Hetzdorfer Schweiz gesehen
Am Fuß des Schellenberges, das Schloss Augustusburg schimmert durch die Bäume
Am Fuß des Schellenberges, das Schloss Augustusburg schimmert durch die Bäume (auf dem Foto nicht zu erkennen)

Vom Abschiedsschlemmen berichte ich nicht, obwohl die Erinnerung an die kulinarischen Exzesse des kurfürstlichen Sachsen in und um Augustusburg offensichtlich jetzt maßvoll und doch höchst kultiviert weiterleben. Da heißt es: selbst den Kuchen probieren!

Foto W.Pagel
Danke für dieses Foto!

* Tracks und Höhenmeter sowie eine Fotodokumentation stellt W.Pagel, WSV Rotation, seinen Mitwanderern stets zur Verfügung.

Zu diesen beiden Wanderungen gibt es zwei Exkurse:
Das Liebesleben der Natur
Das Ende der Eiszeit oder der Klang vom Großen Tauen

Exkurs in die Liebeswelt der Natur

Die Venus von Augustusburg und andere liebestrunkene Wurzelwesen

Ergänzend zur Wanderung des WSV Rotation Berlin am 3. März 2018 im sächsischen Vorerzgebirge

Das Schloss Augustusburg besitzt mit seinem Venussaal eine im deutschsprachigen Raum einzigartige Wandmalerei des Hofmalers Heinrich Göding aus dem 16. Jahrhundert, die thematisch an die Tannhäusersage anknüpft. Nun sahen wir zwar weder den Venussaal, noch kamen wir am Hörselberg vorbei – der liegt nahe der Wartburg, aber unweigerlich lenkt Venus mein Waage-Gemüt auch hier auf die Fährte.
Ich muss nicht erst in die Nähe des Zauberberges kommen, um liebliche Szenen zu sehen, die von Reizen sind, wie ich sie in der Menschenwelt so fein niemals erwarte: Nach heidnischer Weise schlingen sich Wurzelwesen in- und umeinander, zu denen ich mich gern gesellt hätte unter der warmen Frühlingssonne. Doch schon ist die Wandergruppe meinem Blick entschwunden. Ich habe den Ort zu verlassen, gelobe aber augenblicklich zurückzukehren, um ewig zu umschlingen und umschlungen zu bleiben, sollte ich den Anschluss nicht wieder finden.

Venus von Augustusburg
Die Venus von Augustusburg
Bacchanalie
Bacchanalie
Heftig
Heftig
Ausgepowert am Kunnerstein klebend
Die Höhle verlassen – verlass mich nicht… Absturz am Kunnerstein
Entflammt
Ein letztes Mal leidenschaftlich entflammt

Ovid grüßt Sachsen, wo nicht nur süße Kuchen und Desserts locken, sondern sogar die Natur mit Genuss aus dem Vollen zu schöpfen weiß.

Tja. Nur ich bin einfach zu schnell für eine Verwandlung.

Rund um die Krone des Erzgebirges oder “Frühlingserwachen im Sternmühlental”,
das Wanderwochenende mit W. Pagel und dem WSV Rotation Berlin

Das Ende der Eiszeit, Exkurs zu diesem Wanderwochenende

Das Ende der Eiszeit

oder der Klang vom “Großen Tauen” in den vorerzgebirgischen Flusstälern

Exkurs zu den Wanderungen mit Wolfgang Pagel/WSV Rotation Berlin am 10. und 11. März unter dem Motto “Frühlingserwachen im Sternmühlental”

Der Schwarzbach im Sternmühlental
Der Schwarzbach im Sternmühlental
Der Fluss - aber welcher?
Der Fluss – aber welcher?
Flöha
Die Flöha von weit oben
Dünnes Eis im Ort
Abfluss im Ort

Nachdem von Frühlingserwachen wenig zu merken ist, nun wenigstens das “Ende der Eiszeit” in den tief eingeschnittenen Flusstälern von Zschopau, Schwarzbach, Großer Lößnitz und Flöha. Die kleinen Zuflüsse von den Bergen verharren noch völlig vereist mitten im Lauf. Doch schon mit einem Aufblitzen unter den Sonnenstrahlen formen sich die kantigen Schneekristalle leise zu Wassertröpfchen. Kostbarkeiten, die von Licht, Luft und Erde sofort aufgesaugt werden.
Und an steilen Hängen schleuderte Wasser irgendwann kurzzeitig, aber wuchtig über die Felsen und estarrte zu mächtigen, zusammengebackenen Eiszapfen. Weit und breit kein Schneerest mehr, nur diese Zapfen weichen langsam wässrig-grau auf und sickern unmerklich in das ringsum kältetrockene Laub.

Sonnenstrahlen
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Das gefrorene Bächlein
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Wirr geflossen
.
Überschwemmt
.
Die Wellen des Baches
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Bach
.
Tauende Zapfen
.
Zapfenbuckel
.

 

Das bis zu seiner Verwandlung blendend weiße Eis, das sich in Töne von Plätschern und Rauschen auflöst – das bleibt unvergesslich. Schwarze Bäche schießen dann durchs Eis und brechen die zarten Spitzen der gefrorenen Ränder, werden wieder zum Fluss. Letzte zackige Eisschollen oder dünnes Spiegelglas schwimmen langsam davon bis sich wieder eine schneeweiße Fläche von Ufer zu Ufer ausbreitet. In den geöffneten Schlünden zwischen dem Schnee, schwarz wie die Pforten zur Unterwelt, hat das heitere Mittagsblau  keine Chance.

Kanaleis
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Schwimmende Schollen
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Geballt um die Wasserlöcher
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Tiefschwarze Wasserlöcher
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Srömend
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Rauschend
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Eiszeit
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Gewundener Pfad
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Das große Tauen im Flöhatal
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Aus dem Eis entstehender Fluss
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Schnell fließend
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Doch dort, wo es nahe an den Fluss geht und genau zu sehen ist, wie das Wasser seinen Weg stürmisch bahnt, wird die Lust wach, mit dem Strom in seiner rasenden Schnelligkeit vorwärts zu treiben. Das waren auch die Natur-Kraft-Wege der frühen Menschen als jedes Land weitaus gefährlicher war. Kraftproben. Das Ende der Eiszeit. Verwandlung. Das kann Frühling bedeuten, aber auch den Beginn eines leichtsinnigen Verlustes der innigen Beziehung zu diesem Urelement (ihr wisst schon: alles was so im Meer landet…).

Zu diesem Exkurs gehören die Wanderungen:
Rund um die Krone des Erzgebirges
und der Exkurs
Das Liebesleben der Natur

Die Bilder werden natürlich mit Mausklick in Extrafenster vergrößert. Und echten Klang gibt es zwar bei mir als mp4, aber ich fürchte (ohne Erfahrung) mit der Datenmenge den Blog zu verlangsamen.

Abschied vom Bergwaldprojekt

BERGWALDPROJEKT vom 15. – 21.Oktober 2017 in der Sächsischen Schweiz

Die Autos vom Bergwaldprojekt müssen bereits am Sonntag wieder für den nächsten Einsatz bereit stehen. Alle Werkzeuge, Kanister, alle Küchenutensilien sind dafür ausgeklügelt passgerecht zu verpacken und zu laden. Die Hütte ist zu räumen und zu säubern. Das eigene Gepäck ist mehr anstelle weniger geworden (Pech gehabt und doch wieder hilfsbereites Glück von verschiedenen Seiten)…
Den Rückweg ab Grenzbaude nach Bad Schandau würde ich aber zeitlich zum Zug nicht schaffen.

Nebel im Elbtal
Nebel im Elbtal

Also eine Fahrt mit dem Auto bis Dresden. Von den Berghöhen der Blick ins Elbtal. Aus dem Nebel ragen nur einzelne Bergkuppen. Im Auto Musik. Traumhaft entspannend, melancholisch mit Blick in den goldenen Oktober, inszeniert wie ein Kinofilm. Zum Heulen schön. Ich denke an eine Fahrt (auch etwas Schweiz dabei) mit der Musik der Krönungsmesse, an Autofahrten oder Nächte in Ateliers. Erinnerungen, die ohne Musik wie weggewischt wären.

Dresden Großer Garten 21.10.2017
Dresden Großer Garten 21.10.2017

In Dresden dann eine “Wanderung”, trotz des schweren Rucksacks eher ein Spaziergang, durch den Großen Garten. Anfangs einsam, erstaunlich leise.
Der Blick auf die Bäume und auf den Boden ist bereits selbstverständlich prüfend. Schon in einem Vorgarten in Strehlen, kurz vor Staudengärtnerei Jentsch und Bahntunnel (dahinter die Paluccaschule) entdecke ich einen Holunder in die typische Form von Kopfweiden geschnitten. Das ist ungewöhnlich.

Holunder im Vorgarten von Dresden-Strehlen
Holunder im Vorgarten von Dresden-Strehlen

Im Großen Garten wachsen vor allem Eichen. Eichelhäher gieren nach ihrem Futter. Eichhörnchen spitzen die Ohren und verschwinden keckernd auf den Bäumen.

Dresden, Großer Garten, 21.10.2017
Dresden, Großer Garten, 21.10.2017

Die Krähen streichen über die Wiesen. Es ist Herbst, aber noch überwiegt hier mit weniger Buchen das Grün. Auf manchen Wiesen sind die bunten Blätter auch einfach nur geharkt – ein Parkangestellter veschwindet gerade im Gebüsch – mit Rechen, nicht mit Gebläse.

Großer Garten Dresden mit Eichen
Großer Garten Dresden mit Eichen

Die Wege winden sich. Langsam komme ich im Jogging- Hochzeits- und Gartenalltag an. Im Nu sind 10 km gelaufen. Überall Park-Natur, die sogar in ungepflegten Ecken noch schön ist – mit der Bebauung hinter dem Stadion und je näher hin zum Hauptbahnhof desto mehr gruselt unsere menschengemachte Schäbigkeit.

Pusteblume
Pusteblume, flieg…

Hauptbahnhof, Zug Richtung Berlin Hauptbahnhof
Dresden Hauptbahnhof, Zug Richtung Berlin Hauptbahnhof

21. Oktober 2017, nach einer Woche ohne Strom und ohne Handy
 

→ RichtungBERGWALDPROJEKT
BERGWALDPROJEKT I
BERGWALDPROJEKT II
BERGWALDPROJEKT III


Bergwaldprojekt III

BERGWALDPROJEKT zwischen persönlichem Bildungs- und Abenteuerurlaub
15. – 21. Oktober 2017 im Sachsenforst Sächsische Schweiz

1. Im Felslabyrinth bei Langenhennersdorf.
2. Praktische Baumkunde täglich.
3. Der 20.10. im Naturschutzgebiet Pfaffenstein.

Im Felslabyrinth bei Langenhennersdorf

Felslabyrinth Langenhennersdorf
Felslabyrinth bei Langenhennersdorf

Pur Natur ohne sicherheitstechnische Einschränkungen (mehr Gefahren in der Sächsischen Schweiz → HIER) und ohne Besucherlenkung! Kriechen, Springen, Klettern und Verlaufen: perfektes, kostenloses Abenteuer für jedes sportliche Alter. Aber Eingang und Ausgang sind nur für Dünne! Die Freiheit des Abstürzens ist jedem selbst überlassen. Weder der Sachsenforst noch irgendein anderer übernehmen die Haftung – wohlweislich. Dafür ist es der unterhaltsamste, weiträumigste “Spielplatz”, den ich je gesehen habe.
Diese kleine Exkursion verdankten wir unserem Arbeitseinsatz in einer Schonung unterhalb der Felsen.

Felslabyrinth Langenhennersdorf
Felslabyrinth bei Langenhennersdorf

Praktische Baumkunde täglich, dieses Mal: die Überwallung

Überwallung eines Baumstubben
Überwallung eines Baumstubben

Mit meinen Worten: Die Fällung konnte dieser Baum nicht mehr rückgängig machen. Aber seine verzweifelten Botenstoffe erreichten den nahen Nachbarbaum, der die im gemeinsamen Wurzelsystem gespürte Verletzung wie eine eigene durch Überwallung zu heilen versuchte. Erst als ca. zwei Jahre später auch dieser Nachbarbaum gefällt wurde, stoppte die Überwallung. Der Wulst hat sich nicht mehr schließen können wie es im Fall einer Verletzung am Stamm eines noch lebenden Baumes manchmal zu sehen ist.

Überwallung mit benachbartem Stubben
Überwallung, vorn links der Stubben des später gefällten Baumes

Nachzulesen ist zu den Bäumen des Waldes viel in den Bestsellern von Förster Peter Wohlleben. Sehr genau wird das Phänomen in der pdf-Datei Überwallung von Stubben beschrieben. Aber fürs ganze Leben gräbt sich nur unser Tastsinn, unser eigenes Augenerlebnis und eine unmittelbar vom Wald inspirierte Erklärung in das Gehirn ein. Danke an Andreas und verspätet auch an Henning: bei solchen Beobachtungen ist die besondere Einfühlung im Umgang mit Kindern sofort zu bemerken.

Forstfachliche Unterweisung im Staatlichen Sachsenforst, Revier Neustadt, 2017
Forstfachliche Unterweisung im Staatlichen Sachsenforst, Revier Neustadt, Oktober 2017, © Stefan Reiher, Zwickau.

Eine Empfehlung nicht nur an alle Nawi-Lehrer: das Bergwaldprojekt bietet auch Wochen mit sehr naturnaher Betreuung der eigenen Kinder! Und keine Angst, ich weiß vom Schulstress insbesondere in Berlin: trotz der Waldarbeit ist kräftigende Erholung für Körper und Geist garantiert!


Am 20.10. im Naturschutzgebiet Pfaffenstein

Barbarine
Barbarine

Solitäre Sandsteinformation “Pfaffenstein” (auch Jungfernstein genannt; mit 32 einzelnen Gipfeln) mit Blick auf die Felsnadel “Barbarine”.

Mit dem Bergwaldprojekt am 20.10.2017 auf dem Pfaffenstein
Mit dem Bergwaldprojekt am 20.10.2017 auf dem Pfaffenstein

Ein halber letzter Tag ist in jedem Bergwaldprojekt vorgesehen für eine Exkursion unter forstfachlicher Führung in das Einsatzgebiet.

Pfaffenstein 20.10.2017
Pfaffenstein 20.10.2017

Für alle, die den 20.10. als besonderen Tag kennen, der letzte in diesem Bergwaldprojekt: es war ein ganz seltener, traumhaft schöner, goldener Herbsttag!
Am Abend ganz unerwartet beim Zu-Zeltbett-gehen auch wieder ein Sternenhimmel wie in den ersten drei Nächten. “Mein” Sternenhimmel, klar und leuchtend wie in einem Planetarium, aber hier sind die Nacht und die kalte Weite des Himmels unmittelbar zu spüren. Ich wage es, Stefan noch einmal aus seinem Schlafsack zu locken. DAS eine schönste Bild für mich entsteht. In Sekundenschnelle ziehen Schleier über den Himmel, immer mehr: die letzte Nacht im Wald verhüllt neblig und dann dunkel.

Sternenhimmel an der Grenzbaude, 20.10.2017, © Stefan Reiher
Sternenhimmel an der Grenzbaude, 20.10.2017 – 22:48 h, © Stefan Reiher, Zwickau.
Unbedingt mit rechter Maustaste Bild anzeigen lassen! Es ist ein prachtvolles Foto!

→ Abschied vom Bergwaldprojekt


Bergwaldprojekt II

BERGWALDPROJEKT
15. – 21. Oktober 2017 im Sachsenforst Sächsische Schweiz

Schocktherapie für Fleischesser?
Achtung: das Bergwaldprojekt ernährt seine Teilnehmer vegetarisch (Käse und Milch erlaubt) bis vegan!

Hirsch
Hirsch

Was für ein Stilleben! Das ist quasi holländische Malerei des 17. Jahrhunderts: der Tierkadaver als Vanitas-Motiv (gedenke der Sterblichkeit allen irdischen Lebens). Ich denke an die Billig-Fleischtheken unserer Supermärkte: ohne Ehrfurcht; Schlachten und schlachten – was für ein Unterschied kann das sein!

Und ein Blick hinter die Kulissen – die drei (plus Hirsch, zwei Rehe, mehr nicht!) Borstentierfleischpakete sahen einfach nur SEHR gesund aus. Und noch dezimiert der Wolf nicht das Wild in diesen Sachsenforsten. Die Entnahme geschieht gezielt zum Erhalt des Waldes – versuche ich zu glauben…

Wildschwein
Wildschwein

Hier bei der Jagdgenossenschaft wird täglich das Trink- und Kochwasser geholt: etliche sau-schwere (nomen est omen / vorstellbar, auch wenn das Schwein auf dem Bild ein Eber ist) Kanister; das Abwasser wird später in einem Tank gesammelt.

Das Bergwaldprojekt stellt für jeden Einsatz eine Köchin/einen Koch bereit. Trotz Ankündigung bedeutet eine Woche vegetarisch essen für manche Teilnehmer einen Schock. Der vergeht. Um den exquisiten Luxusvegetarier-Speiseplan während dieses Bergwaldprojektes exakt aufzuzeichnen, würde ich Nachhilfe brauchen. Stets alles farblich und geschmacklich aufs Feinste abgestimmt… der speisen-zaubernde Edoardo*** ist allerdings auch im richtigen Leben Komponist…

Obstsalat

1. Raffinierter Blattsalat, Oliven dazwischen; Bulgur und Linsen (syrisch); als Nachspeise???
2. Bunter Gemüsesalat; grüner, runder Kürbis + Käse in Reis; Schokoladenpudding
3. Leuchtend hellgrüner Hütchenblumenkohl (Romanesco), Fenchelgemüse, Gemüse-Couscous; Eierkuchen mit Apfelmus, sattdunkle Schokosoße mit Zitrone abgeschmeckt
4. Salat; rote Linsen und Reis, dunkelorange gebackene Kürbisscheiben; weiße, leckerste Schlabberkonsistenz?
5. Salat; dunkle, dicke Gemüsesuppe; Birne mit Schokolade überzogen
6. mein Gott, das war soooo lecker wie ein Geschenk des Himmels zum 20.10.

Mittags wird auf offenem Feuer eine Suppe gerührt.
Um Irrtümern vorzubeugen: zum Abnehmen ist ein Bergwaldprojekt NICHT geeignet. Die Arbeit macht hungrig. Im besten Fall wandelt sich einiges Fett in schwereres Muskelfleisch um.
Und bei obiger, abendlicher Speisekarte mit dem mehrgängigen Überraschungseffekt isst jeder sowieso mehr als gewöhnlich…

Zu erfahren war in diesem BERGWALDPROJEKT (→ Fortsetzung) darüber hinaus alles über Bienen, einschließlich Honig und – mit überzeugender Verkostung wohlweislich am letzten Abend – über den hochprozentigen, seltenen Honigschnaps. Nun genieße ich und heile mich seit Sonntag auch hier in Berlin jeden Morgen mit diesem Sommersonnenprodukt. Honig, nicht Schnaps!!!

***The last 273 seconds (2010, John Cage in memoriam)
und Esercizio di Levitazione (2012)

Bergwaldprojekt I

Fast wie Wandern und sehr abseits
BERGWALDPROJEKT vom 15. – 21.Oktober 2017
Verschiedene Einsatzorte im Staatsbetrieb Sachsenforst, Sächsische Schweiz, Forstbezirk Neustadt

Bergwaldprojekt 2017 im Sachsenforst Sächsische Schweiz, Unterkunft in eigenem Zelt oder Baude
Bergwaldprojekt 2017 im Sachsenforst Sächsische Schweiz, Unterkunft in eigenem Zelt oder der Grenzbaude

Versteckt im Wald, in Nähe der tschechischen Grenze gelegen, ist es nicht leicht, eine solche Unterkunft zu finden. Insgesamt vier Bauden haben im Sommer geöffnet: “unsere” Grenzbaude, die minikleine Haselmausbaude, Willys Ruh und die Rotsteinhütte. Tickets für die Übernachtung müssen im Vorfeld gekauft werden. Ein Arbeitsauftrag für unser Bergwaldprojekt heißt, diese Bauden in winterfesten Zustand zu bringen.

Bergwaldprojekt 2017 im Sachsenforst Sächsische Schweiz, Sense
Bergwaldprojekt 2017 im Sachsenforst Sächsische Schweiz, Sense

Bei den anderen Arbeiten unmittelbar im oder am Wald kommt die Buschsense relativ oft zum Einsatz. Der Bewuchs ist sowohl in den Aufforstungen als auch beim Mähen von Wanderwegen oft flächendeckend.

Bergwaldprojekt 2017 im Sachsenforst Sächsische Schweiz, Gertel
Bergwaldprojekt 2017 im Sachsenforst Sächsische Schweiz, Freischneiden mit Gertel oder wie hier mit Sichel

Gertel sind spezielle Handsicheln zur Jungwuchspflege und zum Aushauen von Niedrigwuchs.
Versteckt zwischen Brombeerranken und wucherndem Kraut müssen die gepflanzten Eichen oder Weißtannen vorsichtig freigeschnitten werden.

verwilderte Schonung
Unser Eingang zur verwilderten Schonung
Geschützt sind die Pflanzungen ringsum von Drahtzäunen. Was das Wild nicht fressen darf, sollte erst recht nicht ein Sichelhieb beschädigen. “Alles zu Leichen außer Eichen” posaunt ein Berliner Nachtclubkünstler…

Bergwaldprojekt 2017 im Sachsenforst Sächsische Schweiz, Freischneiden von jungen Eichen
Bergwaldprojekt 2017 im Sachsenforst Sächsische Schweiz, Freischneiden von jungen Eichen

Das Freischneiden der einheimischen Eichen oder Weißtannen hat zumindest den Vorteil der unverkennbaren Baumarten. Schwieriger fällt die Unterscheidung des Jungwuchses von Hartriegel, Holunder, Hasel, Weißdorn, Esche, Wildapfel und Heckenrose inmitten von überwuchernden Pflanzen. Herbstlich gefärbt oder ganz entlaubt, verliert selbst die Traubenkirsche manchmal ihre Eindeutigkeit. Ihren Baumstamm zeichnen weiße Punkte aus. Den Kampf gegen die Traubenkirsche als Neophyt hat sie auf manchen Waldflächen aber bereits gewonnen.

Bergwaldprojekt 2017 im Sachsenforst Sächsische Schweiz, Baumschere
Bergwaldprojekt 2017 im Sachsenforst Sächsische Schweiz, Einsatz der Baumschere 

Wenn der Baum in der Schere quietscht, war er zu dick. Zur Schonung des Werkzeuges kommt die Handsäge zum Einsatz. Gegen die rigorose Entnahme von jungen Buchen und Fichten für gleichmäßig bis zu 2 Meter breite Wanderwege und gleichzeitig Rückewege, sträubt sich mehrfach mein Wanderherz. Diese Wege sollen in 10 Jahren noch begehbar sein. Disziplinierung der Natur, Ordnung und Sauberkeit in den Wäldern – doch ambitionierte Wanderer mögen es wild. Aber: siehe weiter unten…

Ausblick
Überraschender Ausblick

Unsere Arbeitsorte liegen weit auseinander. Eintönige Forstwege dominieren linkselbisch. Die von uns frei geschnittenen Wanderwege geben dann aber auch beeindruckende Ausblicke frei, führen von sandigen Höhen in satte, feuchte Schluchten.

Bergwaldprojekt 2017 im Sachsenforst Sächsische Schweiz, Mittagessen vom offenen Feuer
Bergwaldprojekt 2017 im Sachsenforst Sächsische Schweiz, Mittagessen vom offenen Feuer

Für die am späten Mittag heiß ersehnte, tägliche Suppe auf offenem Feuer gehört durchaus Erfahrung beim Feuermachen, Erhalt des Feuers, Erwärmen ohne anzubrennen, beim Löschen der Glut.
Für Feuerstarter aus Magnesium und mit Metallschaber reicht die Geduld hungriger Bergwaldarbeiter nicht: Ich werde üben mit jetzt meinem kleinen, unerwarteten und Funken sprühenden Geschenk.

Bergwaldprojekt 2017 im Sachsenforst Sächsische Schweiz, Freischneiden von Wanderwegen

Wegzeichen
??? Wer die Wahl hat… sollte sich hier besser nicht quälen…
Erstes Begehen des neu gehauenen Stichweges zur Grenzbaude, schmal und stellenweise steil. Im Farn stecken eigentlich die Wildschweine. Den Maggigeruch, den sie ausströmen sollen, rieche ich nicht. Als Gruppe mit schwerem Schritt finden wir nur noch ihre schwarzen, zusammengebackenen Kotbeeren.
Eine einsame Wanderin sucht nervös nach einem Nachtlager in einer Baude. Mittags erst loszuwandern in diese Wälder der langen Betonwege ohne Ziel und Aussicht, ist ab Herbst nicht ratsam. Kraftlos hetzt und kraucht sie eine Miniserpentine hoch, die ich gerade als sinnlosen Umweg für das Freischneiden verworfen hatte. Manchmal scheint die verinnerlichte Lebensweisheit aus dem Kinderbuch vom kleinen Zweifuß nicht zu gelten: “Wenn Du ein Pferd haben willst, musst Du denken wie ein Pferd.” Wanderer denken offensichtlich unterschiedlicher als Pferde (siehe weiter oben ↑).

Reinhardtsdorf Sandsteinskulptur
Reinhardtsdorf Sandsteinskulptur

Eine für das Bergwaldprojekt ungewöhnliche Arbeit erwartet uns neben einer verwachsenen Heckenpflanzung. Nach dem Freischneiden der Büsche – nach drei Tagen können wir sie auch schon unterscheiden – geht es um die Pflege eines weiträumigen Ensembles aus Reinhardtsdorfer Sandstein, das die Bildhauerinnen Marguerite Blume-Cárdenas, Ursula Güttsches und Sigrid Herdam gemeinsam mit einheimischen, tschechischen und polnischen Jugendlichen zwischen 2005 und 2007 geschaffen haben: ein phantasievolles Märchen auf der Wiese neben einem Kneipp-Becken und nun schon von Quecken und Moos überwachsen.

Reinhardtsdorf, Kneipp-Badestelle
Reinhardtsdorf, Kneipp-Badestelle

Oben: die Arbeitsstelle bei Reinhardtsdorf in gesäubertem Zustand und die beste FKK-Badestelle der Welt nach 3 Katzenwaschtagen unter einem Regenwassertank: Kneipp-Becken mit weichem, glasklarem Wasser. Zwar war an der Grenzbaude bereits eine “Walddusche” gebaut worden: Vorhang mit Waschgelegenheit in viereckiger Plasteschüssel (genannt “Wanne”) – dieses hier direkt unter der Sonne ist luxuriös.

Bergwaldprojekt 2017 im Sachsenforst, morgens und abends Einheizen
Bergwaldprojekt 2017 im Sachsenforst, morgens und abends Einheizen
So war also der Tagesablauf: Wecken 6:00 Uhr; Tapp Tapp Tapp mit Stirnlampe in den Wald zum Herzhäuschen, Waschen am Brauchwasser-Tank. 6:30 frühstücken und Abwasch – langsam wird es hell; 7:30 Aufbruch zu Wegeunterhalt und Waldpflege (dieses Mal keine Pflanzung, anderes hat Vorrang). Am späten Nachmittag Rückkehr zur Hütte – ich habe zum ersten Mal in meinem Leben Holz gehackt für den Ofen: was für eine befriedigende Arbeit!!! Die Stirnlampen gehen an, das Feuer wird geschürt; Katzenwasch, Abendessen, Abwasch, gemeinsame Abendgestaltung – Bildung und Unterhaltung.

Bergwaldprojekt 2017 im Sachsenforst, zum Abend
Bergwaldprojekt 2017 Sächsische Schweiz. Auch wenn es wie abends aussieht: das ist Frühstückszubereitung

Nicht nur die Abende bei Kerzenlicht und Feuerschein waren ein unvergessliches Erlebnis. Es hat einfach alles wunderbar gepasst. Das dürfte mit echten Menschen selten sein jenseits von Unterhaltungsshows im TV-Container und über alle Generationsgrenzen hinweg. Das dritte Mal bei einem Bergwaldprojekt (→ Fortsetzung) weiß ich, dass das immer so erlebt wird. Hier, unter sehr unüblichen Bedingungen war es etwas ganz Besonderes.
Soooo viele Danke an das auf 11 geschmolzene Team, an das ausgeprägt musikalische Bergwaldpersonal und die einfühlsame, humorvolle Leitung!

Richtung Grenzbaude und Bergwaldprojekt

Von Bad Schandau nach Kleingießhübel Forstmühle zum BERGWALDPROJEKT
15. – 21. Oktober 2017 im Sachsenforst Sächsische Schweiz

Elbe bei Bad Schandau
Elbe bei Bad Schandau

Von Bad Schandau linkselbisch (von der Fließrichtung aus gesehen) erst einmal Straße Richtung Krippen, später rechts durch einen Fußgängertunnel. Im Bergwald verläuft ein Weg parallel zu Ort und Elbe bis…

Unverhofftes Ende eines echten Weges
Unverhofftes Ende eines echten Weges oberhalb von Krippen

…bis der Weg einfach in Gestrüpp und merkwürdigen Anpflanzungen endet: eine Barrikade von denen, die in Hanglage nicht gestört sein wollen. Ich ziehe mich jappsend von Baum zu Baum einen 90′ Berghang hoch. Hier geht es parallel weiter.

Mutige Entscheidung in die richtige Richtung
Mutige Entscheidung in die richtige Richtung

Den ganzen Weg entlang versperrt im Hintergrund eine Felswand die Luftlinie meiner eigentlichen Richtung. Endlich biegt rechtwinklig etwas Gangbares ab. Ich wage mich in den dunklen, tief liegenden Pfad. Das könnte schief gehen; so nah am Einstiegsort hatte ich noch nicht mit Orientierungsproblemen gerechnet.

Felswand mit Nisthöhle irgendwo
Felswand mit Nisthöhle irgendwo

Na prima: vor mir die Felswand. Zwei, drei Meter stehe ich davor. Aus dem Fels fliegt tief schwebend ein großer, braunweiß gefiederter Eulenvogel direkt an mir vorbei ins dunkle Dickicht. So nah, dass ich die Flügelspannweite nicht abschätzen kann. Wie bei den Hirschen in der Glücksburger Heide: der Überraschungseffekt ist zu groß, um etwas Genaues zum Bestimmen zu registrieren. Nein, ein Flattern war nicht zu hören. Nach links knickt aber die Wand ab, es gibt eine Spalte ins Helle.

Das Glück: ein offizieller Weg
Das Glück: ein offizieller Weg

Dahinter lande ich auf echtem Wanderweg (TK14 TK17 TK19) und Rundweg Richtung Kellerfels.
Beunruhigend rund…

Waldrand und Dorf und Sicht
Waldrand und Dorf in Sicht

Dann doch ein Waldrand mit Abzweig wieder in meine Richtung. Die Erde ist auch hier draußen trocken – zum Glück. Die Bauern nämlich überpflügen wie die in Brandenburg alle Wege. Die beiden Solitär-Berge könnten lt. Karte Papststein und dahinter der Gohrisch sein. Aber das Dorf?

Pferd bedeutet Orientierung
Pferd bedeutet Menschennähe

Die Häuser sind wie ausgestorben. Ich klopfe an ein Fenster. Zu spät die Geräusche. Das war eine Störung in der Stille eines beonderen Örtchens. Trotzdem: der Mann erbarmt sich nach dem erbetenen Wartemoment: “Kleinhennersdorf”. Na gut, das war ein Umweg.

Abwärts am Bach
Abwärts am Bach und sogar ein Kajak unterm Dach

Richtung Koppelsdorf am Bach entlang. Ein Kajak unterm Dach weckt Sympathien zu diesen Bergbewohnern. Ich grübele über die Möglichkeiten von echtem Wildwasser. Man scheint seit Generationen die Sintflut berechnet zu haben: das Haus liegt hoch am Hang.

Bach am Malerweg
Der Bach am Malerweg

Ein Schild “Malerweg”: mit dem hatte ich nicht gerechnet. Ein einsamer Wanderer kommt mir entgegen – es bleibt der einzige auf meinem Weg.

Aussicht
Aussicht

Hier hoch hatte ich von Kleinhennersdorf abkürzen wollen. Das wäre aber lt. Aussage des Einheimischen wegelos gewesen. Noch weniger bin ich auf Stierkampf aus…

Noch schönere Aussicht
Noch schönere Aussicht

Es gibt ab Koppelsdorf nur Straße. Vom Berg aus am Horizont wieder ganz charakteristische Felsgruppen. Ein torartiger Elbedurchbruch? Um die Karte zu studieren, ist der Zeitdruck zu groß. Später: die Schrammsteine! Links der einzeln stehende Falkenstein.

Goldener Oktober 2017
Goldener Oktober 2017

Die Straße teilt sich, ein Auto fährt nach rechts. Der Wegweiser zielt nur geradeaus auf ERNA, das Ferienlager mit stetem Namenswechsel je nach politischem System. ERNA und drei allein stehende Wohnhäuser erweisen sich als weiträumige Mausefalle ohne zweiten Ausgang.

Quer drüber der Weg
Quer drüber der Weg

Umwegig kreisend also zum Abstieg Richtung Rölligmühle. Immerhin ein Weg wie der Wanderer ihn sich hier in den Bergen wünscht: steil und steinig, verwurzelt, nur pfadbreit. Ein Bach ist zu überqueren.

Noch ist der Weg unter dem Laub zu erkennen
Noch ist der Weg unter dem Laub zu erkennen
An der Rölligmühle
An der Rölligmühle
Hoffnungslos nicht mehr erreichbar
Hoffnungslos nicht mehr erreichbar

Angekommen in Kleingießhübel nehme ich nun nicht mehr Karte oder Bergwaldanschreiben aus dem Rucksack. Ich biege unsicher zum Dorf ab. Einige Gehirnzellen senden Alarm: Forstmühle Forstmühle. Zurück und rechts hoch. An der Forstmühle stehen Kurort-Touris. Der Bus muss gleich kommen. Aus welcher Richtung weiß niemand. Ein Bergwald-Auto ist nicht zu sehen. Also weiter zur Wendeschleife. Die Straße schleift und schleift. Kurz vor Parkplatz am Oberen Buchweg (der müsste irgendwie Richtung Grenzbaude gehen) steigt jemand mit Rucksack aus dem Auto. Hechel, hechel: ich ahne, das ist der letzte Mensch in Richtung Nirgendwo. Die Rettung schreitet forsch auf mich zu: “Bergwaldprojekt? Stefan.” Mit dem bin ich sicher, das ist zu spüren. Also wieder zurück, um den unendlich schnurgeraden Forstweg bis zur Grenzbaude ab Forstmühle fahren zu dürfen…

Wegweiser zu den Bauden
Wegweiser zur Grenzbaude

Bergwaldprojekt → Fortsetzung

Ziemia Kłodzka (Glatzer Land) 2017

Der diesjährige Höhepunkt vom 20.05. – 28.05.2017
Mit dem Kulturzug nach Wroclaw und weiter nach Duszniki Zdrój (Bad Reinerz)
Eine Wanderreise nach Polen mit Eckhard Knauer, Wandersportverein Rotation Berlin

Glatzer Bergland

Szczeliniec Wielki (Die Große Heuscheuer)
Karłów (Karlsberg) – Wąwóz Piekełko (Höllenschlucht) – PTTK-Hütte auf der Großen Heuscheuer – Felsenstadt

Duszniki Zdrój – Zielone Ludowe – Humola (Hummelburg) – Lewin Kłodzki – Jarków (Järker) – Zakrze (Sackisch) – Kudowa Zdrój (Bad Kudowa)

Glatzer Bergland

Kudowa Zdrój – Kapellenberg – Kaplica Csaszek in Czermna (Schädelkapelle in Tscherbeney) – Denkmal der drei Kulturen – Pstrążna (Straußeney) – Blędne Skały (Wilde Löcher) – Rozdroże pod Lelkową – Kudowa Górna – Kudowa Zdrój

Góry Orlickie / Orlické hory (Adlergebirge) – Grenzgang
Duszniki Zdrój, Kurpark – Kozia Hala (Ziegenwiese, 743 m) – Autostrada Sudecka (Sudetenstr.) – Grenzübergang nach Tschechien – Kopa pod Sołtysą (896 m) – Orlica / Vrchmezí (Hohe Mense, 1084 m) – Pramen Bělé odbačka – Polomský Kopec (1050 m) – Šerlich (1026 m) – Masarykova chata (1019 m) – Zieleniec (Grunwald)

Glatzer Bergland

So nah an Geschichten aus der Kindheit…

Batorow / Friedrichsgrund, 30er Jahre

Friedrichsgrund 1939
Deutschland – ein Sommermärchen. Denk ich an Deutschland in der kalten Zeit…, Friedrichsgrund 1939

Duszniki Zdrój – Złotno (Goldbach) – Skała Józefa – Friedrichsgrund (Batorów), zur Erinnerung an ausgelöschte Vergangenheit

Erinnerung an das Kristall
Batorow / Friedrichsgrund: nur noch Erinnerung an das berühmte Kristall

Und weiter auf Wegen, die mir wie bekannt vorkommen über Rogazc (684 m), vorbei an den steinernen Pilzen (Skalne Grzyby), vorbei an der Kapelle St. Anna und hinunter an den 12 Kreuzwegstationen bis zum Wallfahrtsort Wambierzyce (Albendorf), dem „Schlesischen Jerusalem“ mit dem Kalvarienberg.
 

Durch die Góry Bystrzyckie (Habelschwerdter Berge)
Duszniki Zdrój – Wolarz (852 m) – Zajęcza Ścieżka (Hasenstieg) – Piekielny Labirynt (Höllenlabyrinth) – Polanica Zdrój (Bad Altheide), Kurpark

Glatzer Bergland

Die Welt in der wir nicht mehr leben: in Beziehung zur Natur. Oder ausgetrieben aus dem Paradies? Oder unser eigener, gottgleicher Lebensstil? Der Mittelweg im Leben scheint so steinig und steil wie der Aufstieg zum Berg.

Duszniki Zdrój – Łężyce (Friedersdorf) – Skały Puchacza (Eulenfelsen) – Kopa Śmierci (830 m) – Narożnik (851 m) – Lisia Przełęcz (Fuchspass) – Fort Karola – Białe Skały (Weiße Felsen) – Karłów (Karlsberg)

Wasser

Unbekannte Herkunft, Friedrichsgrund um 1910
Die Dimension der Identität: Deutsche, Roma, Juden, Slawen – um 1900 noch ein Völkergemisch in Schlesien

Kłodzko (Glatz), ober- und unterirdisch
Glatzer Ring mit Rathaus, Pestsäule, Löwenbrunnen, unterirdisches Labyrinth,
Festung, ehem. Jesuitenkolleg (Heimatmuseum), Kirche Mariä Himmelfahrt (prächtigste Kirche der Grafschaft), Minoritenkirche zur Rosenkranzmutter und Franziskanerkloster, Gotische Brückentorbrücke („Kleine Karlsbrücke“)