Himbeerwald und Kloster

7. Juli 2019 mit dem WSV Rotation Berlin und Eckhard Knauer: von Ringenwalde zum Kloster St. Georg in Götschendorf

Was ist das hier?

Romeo und Julia. Copyright K.G.Brandler
Was ist das hier? Ein Blättchen, festgeklemmt
in meines Trauten Pfote? – Gift, seh ich,
war sein Ende vor der Zeit. – O Böser! alles
zu fressen, keinen güt’gen Bissen
mir zu gönnen, der mich zu dir brächt’? –
Ich will dir das Schnäuzlein küssen. Ach, vielleicht
hängt noch ein wenig Gift daran, und lässt mich
an einer Labung sterben.

Frei nach Shakespeare, Romeo und Julia

Im Himbeerwald

Libbesicke-See

Weniger tragisch, eher als Glücksfall erweisen sich Wald und verwunschene Wege durch die Endmoränenlandschaft Ringenwalde mit Libbesicke-See, Stabs-See, Lübelow-See und Kessel-See.

Eichen an der Oberfoersterei Reiersdorf
Ein Pausenplatz, umgeben von liebevoll gehegten Eichen – verantwortlich zeichnet die Oberförsterei Reiersdorf. Vier Häuser, mehr offensichtliches Menschenwerk sehen wir bis Götschendorf auf unseren 18 Kilometern nicht.

Himbeerwald

Egal ob Mischwald, ob verlandender See, ob der Weg breit oder das Gebüsch dicht: rosarote Himbeeren hakeln sich mit ihren Trieben lockend in die Klamotten. Meist eher mini, aber süß und ausreichend für knapp 30 Wandersleut. Wer nach Maden sucht, hat selbst Schuld. Gewöhnung an die zukunftsweisende Massentierhaltung der kleinen Art täte gut.

alte Buchen

Vom Abwechslungsreichtum des Waldes hier nur zwei miteinander (wie?) verwachsene Buchen vor dem Hintergrund eines Sees

Robinie. Copyright K.G.Brandler

und zerklüftete Stämme von uralten Robinien kurz vor Götschendorf.

Alle guten Gaben

Pellkartoffel
Und was ist das? Ein Pellkartoffel-Geschenk. Abgesehen davon, dass genau dieses ein besonders leckeres – avancierte die Kartoffel von Friedrichs sättigender Wohltat für die preußische Bevölkerung aktuell zu einer Beilage, die als einzelne Knolle unter Umständen bereits eine einzelne Banane im Preis übertrifft.

Zur Kloster-Küche Götschendorf

Wen wundert’s, wenn die Mentalitäten dann höchst verschieden ausfallen – je nach dem, woher man kommt…

Götschendorf

Gegrüßet seist du, Beschützer der Wanderer

Götschendorf
Götschendorf, mit einem russisch-orthodoxen Kloster unter dem himmlischen Patronat des St. Georg und dem weltlichen von Moskau – weltweit agierend.

Götschendorf

Wie die wachsenden Beete ist das Klosterensemble  jenseits von Steuern für einen Euro mit Eigenleistung wohl noch eine Weile im Bau.

Klosterkomplex St. Georg, Götschendorf
Unter einem Zeltdach die Glocken, das sichtbare gehört aber zum Garten; ein Denkmalskreuz, am Sockel St. Georg als Drachentöter.

Götschendorf, Bronzekreuz, St.Georg
St. Georg: Schutzherr der Reiter (auch der Krieger im Dienst des Erlösers der Welt), der Pferde und des Viehs, der Artisten, Sattler, Schmiede, Bauern und: der Wanderer!

Götschendorf, Bronzekreuz, Relief von Sergey Isakov. Copyright K.G.Brandler

Wie einst die Pforten der Kirchen bebildert wurden mit bronzenen Reliefs, so findet sich mittig an der Weltenkugel unter dem Kreuz eine kleinteilige, umlaufende Erzählung von den Schrecken der Kriege,  künstlerisch bemerkenswert zwischen historischem Stil und moderner, gebrochener Form.

Götschendorf, Klosterkirche

Bewundernswerte Schönheit in der Nachfolge der byzantinischen Ästhetik, jenseits von Zeitlichkeit.

Lang möge eure Lebenszeit sein.

 

Gadow und Rambower Moor

30.05.2019, im Blütenhimmel mit Wolfgang Pagel und dem WSV Rotation Berlin.
Von Lanz zum Landschaftspark Gadow, auf dem östlichen Zweiseitenweg am Rambower Torfmoor zur MoorScheune Boberow, weiter bis Bahnhof Karstädt.

Prignitz, Schlosspark Gadow

Die traditionelle Wanderung zum Himmelfahrtstag in einen Rhododendron-Blütenhimmel wieder einmal in die Prignitz und den Schlosspark Gadow – mit 28 Kilometern auf  der bisher kürzesten Route. Dafür sind es in diesem Jahr mehr Wandersleut als Kilometer.

Der Schlosspark Gadow

Rhododendron im Schlosspark Gadow
Die einsame, nördliche Brandenburger Ecke besitzt einen Höhepunkt: Schloss Gadow mit riesigen Büschen Rhododendron. Wie kleine Gebirge blühen sie aus ihrer Umgebung hervor. Ausgebreitet haben sie sich bis über den Landschaftspark hinaus.

Der Rhododendron hat sich in den Landschaftspark ausgebreitet
Der Baumbestand des alten Schlossgartens überrascht mit uralten Solitären, so alt, dass der Bestand sukzessive bereits erneuert werden muss.

Schlosspark Gadow
Buchen mit dicken Überwallungen, knorrig ineinander verwachsen…

Landschaftspark Gadow. Copyright K.G.Brandler
Wohl vom ehrgeizigen Schlossherrn und Gärtner* gequält zu bizarrer Gestalt…

Landschaftspark Gadow, Platane. Copyright K.G.Brandler
Der Stamm mit borkiger, rauer Rinde, so reckt eine Platane ihre Äste.

Landschaftspark Gadow, Eiche
Alte Eichen und sehr versteckt ein Baum von sagenhaften über 1000 Jahren – ein Märchen oder doch eher die Verwandlung all des nordisch Heidnischen in die Symbolik eines schattenhaft Erhängten, Gekreuzigten, Gequälten?

Landschaftspark Gadow, 1000jährige Eiche

NSG Rambower Torfmoor

NSG Rambower Torfmoor
Im Naturschutzgebiet gehen wir auf der östlichen Seite des Moores ganz geradeaus mit Blick auf die als Weiden genutzten Wiesen.

NSG Rambower Torfmoor
Das Rambower Moor liegt über dem Ausläufer eines gigantischen Salzstockes, der sich von hier bis ins niedersächsische Gorleben erstreckt.

NSG Rambower Torfmoor
Kurz vor einem kleinen Laubforst von einer Plattform aus: die Fläche des Rambow-Sees leuchtet schmal aus den Wiesen.

NSG Rambower Torfmoor mit Ansitz. Copyright K.G.Brandler
Das Torf-Moor dieser “Rambow-Lenzener Rinne” wird als seltenes Brutgebiet vor allem durch Beweidung erhalten. Prächtiges Futter für die Rinder!

NSG Rambower Torfmoor vor der MoorScheune

Das wissen einige von uns nur zu gut. Ziel und Hoffnung ist daher die MoorScheune Boberow mit einer der besten Würste der Welt. Es hat trotz der Menschenmengen in diesem Jahr sogar geklappt mit den Moorknackern.
Hier nicht nur meine absolute Empfehlung für dieses Angebot der → MoorScheune Boberow.
Gelungener konnte die Wanderung nicht sein! Gerne wieder!

*Gadow gehörte zu den Besitzungen des in der Prignitz tätigen Adels von Moellendorff und von Wilamowitz-Moellendorff.
1829 begann die Umgestaltung des Schlossparks in den dendrologisch bedeutenden und weiträumigen Landschaftspark.

NSG Thymen mit Hegensteinbach

25. Mai 2019, Wanderung zur Orchideenwiese Hegensteinbach / NSG Thymen: Org. WSV Rotation Berlin, W.Pagel; Führung Heike Wiedenhöft, Leiterin des Naturparks Uckermärkische Seen und Anke Schneider, Revierförsterin.
28 km als Solo verkürzt auf insgesamt 12 km im NSG. Ich glaub es nicht: in sechs (6) Stunden!!!???

Zur Orchideenwiese Hegensteinbach

Stromleitung mit Seeadlerhorst
Zum Schutz eines besetzten Seeadlerhorstes ein kleiner Umweg. Ohne Störungen gibt es die große Hoffnung, dass drei junge Seeadler aufgezogen werden.

Hegemeisterbrücke
An der Hegemeisterbrücke teilen sich die Wege. Unter Führung von Heike Wiedenhöft, Leiterin des Naturparks Uckermärkische Seen und Anke Schneider, Revierförsterin, geht es zu einer der in Brandenburg berühmten Orchideenwiesen.

Orchideenwiese Hegensteinbach
Dank aufwändiger Wiesenpflege leuchten die violettroten Blüten des gefleckten Knabenkrautes bis zum Gehölzrand.

Orchideenwiese Hegensteinbach
Den alten Griechen galt die Orchidee wegen ihrer zwei baumelnden, knollenförmigen und wohl auch knabenhaften “Hoden-“Wurzeln als Aphrodisiakum.

Knabenkraut
Auf das gebraute Liebesgetränk – ohne nachgewiesene Wirkung – muss verzichtet werden: die bei uns seltene Pflanze ist streng geschützt.
Habe ich im Bild ein breitblättriges und auch ein steifblättriges Knabenkraut erwischt?

Knabenkraut
Die gefleckten Blätter, unverkennbar auch mit ihren parallelen Adern: jedes anders, ganz individuell! Wilde Schönheit!

Zum Natur­entwicklungsgebiet NSG Thymen

Wasserstand Hegemeisterbrücke
Wenn der Wasserstand in diesem Jahr nicht wieder absinkt wie im Extremwetter-Sommer 2018, haben die Orchideen, die Brandenburger Natur, der Waldumbau und das Naturentwicklungsgebiet am Thymen eine Chance.

Hegensteinbach
Meine weitere Wanderung nun ab Hegemeisterbrücke ein verkürztes Solo.

Spuren vom Otter
Die Kraniche haben wir leider aufgeschreckt von der Orchideenwiese. Die Otter hat reichlich Muscheln hinterlassen, auch tiefe Einstiege ins Wasser. Der Graureiher entschwindet in den Baumwipfeln. Ein Reh, dann schon in der Nähe der Pferdeweiden. Über die Wiesen zum Ende meiner Wanderung fliegt mit schwerem Flügelschlag der Seeadler.


Meine menschlichen Sinne sind wahrhaftig rudimentär: mehr als Spuren erwische ich trotz meines leisen Trittes nicht.

NSG Thymen
Den Blick direkt auf den Flachsee gestattet das Naturschutzgebiet Thymen mit den breiten Schilfgürteln, Feuchtwiesen und Gebüschen seiner Verlandungsmoore kaum.

NSG Thymen
Wie in jedem NSG ist es verboten, außerhalb von “Wegen, die von zwei- oder mehrspurigen Fahrzeugen befahren werden können,” die Flächen zu betreten.

Thymensee
Der öffentliche Rundweg Hegensteinbach besitzt diesbezüglich einige wenige, meist undeutliche Abzweige.

NSG Thymen
Als Stichwege enden sie vor einem Ansitz. Wer zeitlich gebunden ist, sollte diese Wege meiden.

NSG Thymen
Dieser Gedanke kommt wohl nur einem Insider des Forstes beim Anblick der unendlich den Boden bedeckenden Blaubeeren: sie verdrängen alle anderen Pflanzen. Trotzdem ist die neue Vielfalt im Wald unübersehbar.

Neue Vielfalt im NSG Thymen
Unsichtbar hinter all dem Frosch-, Flaschen-, Apfel-, Birken-, Lind-, Knall-, Quietsch- und Dunkel-Grün liegt wieder der Thymensee.

Viel Grün am NSG Thymensee

VerbotLetztendlich kehre ich mit Blick in einen eintönigen Kiefernwald mit dem eintönigen Grün von Blaubeerkraut um: “Geschütztes Waldgebiet. In diesem Naturwald entsteht der Urwald von morgen.” Hoffentlich.

Wer nicht in den Genuss einer fachkundigen Führung durch das NSG Thymen kommt, kann sich über folgende Links informieren:
Naturpark Uckermärkische Seen
NSG Thymen, Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft des Landes Brandenburg

In Fließrichtung am Hegensteinbach

Der Rundweg Hegensteinbach steigt hinter der Hegemeisterbrücke bergan. Früher unzugänglich für die Bevölkerung: Fürstenberg-Ravensbrück und später die Präsenz sowjetischer Truppen  wiesen im Gebiet reichlich “besetzte Orte” aus. Ich gebe meine Internetrecherche auf. Genaues wird nicht gemocht im Zeitalter des hoffentlich wachsenden Tourismus.

Hegensteinbach, NSG Thymen
Die Geschichte ist auch sofort vergessen: jeder Meter des schmalen Pfades, jeder Blick in die Tiefe ist nichts als ein Erlebnis fürs Auge.

Hegensteinbach, NSG Thymen
Der am südlichen Zipfel aus dem Thymensee fließende Hegensteinbach breitet sich hinter der einzwängenden Brücke wo er nur kann sofort wieder aus.

25. 5. 2019, NSG Thymen, Hegensteinbach
“Thymen” bezeichnet in altpolabischer Sprache Sumpf, Morast = “tyme”. Schwarzmoorig an den Bachrändern, verweist der mittig helle Strömungstreifen auf sichtlich saubere Wasserqualität.

Hegensteinbach, NSG Thymen
Von den Fischen, die den gesichteten Graureiher ernähren, ist an den mit wenigen Schritten zugänglichen Stellen nichts zu entdecken.

Begegnung mit dem Mammut
Anderes lässt erahnen, was vielleicht eines Tages aus dem gewachsenen Urwald des Naturentwicklungsgebietes Thymen stapfen und kriechen könnte.

Hegensteinbach, NSG Thymen

Hegensteinbach, NSG Thymen
Wo am unzugänglichen, gegenüber liegenden Ufer weite, moorige Flächen schimmern, versackt auch der Hegensteinbach in tot und stumpf trocknendem Schwarz.

Hegensteinbach, NSG Thymen

Hegensteinbach, NSG Thymen
Es geht bergauf und bergab. Alter Buchenbestand auf den Hängen, Erlenbruchwald an den Innenkurven des Gewässers.

Brücke auf dem Rundwanderweg Hegensteinbach
Kleine Holzbrücken retten zu Regenzeiten über morastige Stellen des Hegensteinbach-Rundweges. Der Brückenzustand ist etwas abenteuerlich. Aber nur etwas.

Rundweg Hegensteinbach. Fast schon der erhoffte Urwald des Landschaftsentwicklungsplanes im NSG Thymen
Trauriger muten die ersten Siedlungsspuren aus Richtung Fürstenberg an – mit deutlichen Einträgen im Hegensteinbach.

Hegensteinbach, NSG Thymen
Doch ich schwöre: am Ende der schlappen 12 km in 6 Stunden, nach 4 Stunden Hin- und Rückreise liege (nicht nur) ich höchst zufrieden gekuschelt jenseits irgendeines aktuellen, weiteren Interesses. Das NSG Thymen lohnt unbedingt eine genießende Umrundung – vielleicht zur Blaubeerzeit noch einmal.

Ruhebedürfnis nach nur 12 Kilometern

Für die detailreichen Informationen und ebenso für die aufopfernde, täglich so nachhaltige Arbeit im Vorfeld, ganz besonderen Dank von allen Naturbegeisterten an die Biologin und Limnologin Heike Wiedenhöft, Leiterin des Naturparks Uckermärkische Seen und die Revierförsterin Anke Schneider!

...und falls ich etwas falsch gemacht hab: schnell verschwinden...
…falls ich im NSG etwas falsch gemacht hab:
schnell verschwinden…

 

Brandenburger Höhenluft

10.04.2019, mit dem WSV Rotation Berlin und Eckhard Knauer von Trebbin in die
Löwendorfer Berge, zum Flugplatz Schönhagen. Individuell anstatt Einkehr weiter nach Ahrensdorf in Kleinstgruppe: insgesamt gute 17 km

Trebbin

Die Dorfstraße ein einziges Blütenmeer!

Trebbin
An der Nuthe-Brücke zwischen Trebbin und Löwendorf: Misteln, Misteln, Misteln…

Misteln an der Nuthe-Brücke

Die Löwendorfer Berge

Hund Lisa

Warum kommt mein Rudel nicht? Weil es total steil den Vorderen Löwendorfer Berg hoch geht!

Löwendorfer Berg, Blick vom Aussichtsturm
103 Meter plus Aussichtsturmstufen: mit Adlerauge ist im hellen Dunst der Berliner Fernsehturm zu erkennen.

Löwendorfer Berg, Aussichtsturm
Nächstes Ziel: noch ein Löwendorfer Berg mit Turm. Eine eingezäunte Funkanlage inmitten des Kiefernwaldes.

Löwendorfer Berg mit Funkanlage
Bergauf, bergab – Brandenburg hat Höhen- und Tiefenmeter zu bieten.

Feuchtgebiet in den Löwendorfer Bergen
Längs von Feuchtgebieten oder direkt in trockenen Talrinnen geht es hinab und wieder hinauf und hinab…

Der Kienberg

Kienberg, Löwendorfer Berge
Auf dem Kienberg alles Sandheide-Trockenbiotop: Zwergstrauchheide, Besenginster, Flechten.

Kienberg, Löwendorfer Berge
Vom Gipfel – immerhin 90 Meter – geht es gerade hinunter zum Verkehrslandeplatz Schönhagen.

Am Verkehrslandeplatz Schönhagen

Schönhagener Verkehrslandeplatz

In den Wolken von Schönhagen
Über die Luftschadstoffemissionen will ich jetzt nicht nachdenken. Der Höhenflug fasziniert.

Schönhagener Verkehrslandeplatz
In Ostdeutschland ist es der Verkehrslandeplatz mit höchstem Verkehrsaufkommen, innerhalb Deutschlands liegt er an zweiter Stelle. Im Minutentakt erheben und landen die kleinen Flieger. Eigentlich recht leise, nur der Hubschrauber knattert battabattabatta – sieht manchmal aus wie Käpt’n Nemo im Untergang: wahrscheinlich Flugschulung.

Schönhagener Verkehrslandeplatz

Wetzstein-Berg und Ritterberg

Gipfelkreuz Wetzstein-Berg
Nicht mehr als eine flache Welle in einem grasreichen Wald ist der Wetzstein-Berg mit irgendetwas um die 50 Meter.

Ritterberg

Der Ritterberg dürfte kaum höher sein. Sein Gipfelkreuz ist nicht zu finden unter der Blätterschicht eines recht jungen Buchenwaldes. Ringsum und bis zur Kuppe hinauf wachsen die Buchen.
Insgesamt haben wir also fünf Berge bestiegen – jeder völlig anders.

Vom Gutshof Schönhagen bis Ahrensdorf

Gutshof Schönhagen

Am ehemaligen Gutshof Schönhagen ein prächtiger Baumbestand. Die Wandergruppe wandert zur Einkehr. Eine Minigruppe zweigt Richtung Ahrensdorf ab – nix wie hinterher…
Nach den naturbelassenen Sand- und Waldwegen geraten wir ohne die bestens ausgesuchte Wanderleiterroute auf fahrrad- und skaterperfekten Asphalt – durchgehend bis Trebbin. Anders geht es nicht. Forcierter Straßenbau = Fortschritt? Fort vielleicht, für militärischen Schritt auch, aber schlecht für’s Wandern.

Glyphosat? bei Ahrensdorf
Uns fliegen im Wind die Abdeckungen der Spargelfelder um die Ohren und auf der anderen Seite die Düngemittel. Hecken und Feldgehölze: Fehlanzeige. Aber wir sind ein fröhliches Minitrüppchen. In Ahrensdorf wird mir eine informative Unterhaltung über Gott und die Welt mit einem netten Einwohner in bester Erinnerung bleiben. Und diese höchst abwechslungsreiche Wanderung ebenfalls.

Eine ca. 5 km lange Fortsetzung der Höhenwanderung ist durch die → Nutheniederung möglich.

Alles Fake-Faust oder Krabat?

6. April 2019, 28 km von Hoyerswerda zur Krabat-Mühle in Schwarzkollm mit dem WSV Rotation, Leitung A. und E. Böhringer

Wo die Oberlausitz sich irgendwie falsch anfühlt

Hoyerswerda: Region Oberlausitz, sieht landschaftlich aus wie Niederlausitz. Sogar das 65+ Ticket funktioniert einige Kilometer jenseits der Grenzziehung Brandenburg – Sachsen. Böhmen, Preußen, Schlesien, Thüringen. Leipzig, Dresden, Görlitz, Bautzen, Spreewald, Berlin. Historisch verbandelt. Aktuell wird die Lausitz vorzugsweise als Seenland vermarktet. Noch gibt es aber auch das Teichland.


Kein Braunkohletagebau, sondern ein Fischteich mit abgelassenem Wasser! Von der sorbischen Sagengestalt Krabat wird inzwischen erzählt, er wäre von einer düsteren Stimme in den Tagebau “Schwarze Pumpe” gerufen und verwandelt worden für das Abbaggern der sorbischen Dörfer. Ohne Krabat als Zahnrad würde die Maschinerie so wenig funktionieren wie einst die Schwarze Mühle ohne den zwölften Gesellen.


Einst soll es Krabat gewesen sein, der die Moorlandschaft durch Gräbenziehen in fruchtbares und reiches Land verwandelt hat. Auch gegen das Fieber aus den Sümpfen. Hinter Krabat folgte ein zweiter Pflug, ein dritter… “Jeden scheint Krabat zu führen”, so beendet Jurij Brězan die Geschichte.


Im Teichland ist nach wie vor Fisch fast ein Grundnahrungsmittel. Jod tropft noch nach Generationen förmlich aus  den Poren. Für den Erhalt von Fröschen und Störchen muss sehr viel mehr getan werden. Würde Krabat heute sterben, müsste als Anzeige für das außergewöhnliche Ereignis kein Schwan bemüht werden, ein inzwischen ebenso seltener Weißstorch täte es auch.

Wenn es Ostern wird

In diesem zeitigen Frühling und in Zeiten des Klimawandels sieht alles nach glücklicher Lausitz aus – die blühenden Magnolien nun doch eher sächsisch.


In Dörgenhausen putzen die Alteingesessenen ihr “Němcy” – in trauter Einigkeit Sorben und Deutsche, Katholiken und Evangelische. Seit Urzeiten ist Gemeinschaftssinn vor allem zwingend für die Regulierung des Wasserstandes im Land.


Und: das Osterfest steht vor der Tür. Ostern in der sorbischen Lausitz übertrifft in gewisser Weise Weihnachten.


Ich habe Osterreiten und Waleien*** 1950 in Bautzen erlebt und nie vergessen. Die Dörgenhausener nehmen teil an der Wittichenauer Osterreiterprozession. Vielleicht auch vorbei an diesem Wegekreuz.


In der Pfarrkirche von Wittichenau wurde „Johann von Schadowitz“, begraben. Er gilt als die historische Vorlage für die Sage von Krabat, dem “sorbischen Faust”. Groß-Särchen wird in der „Chronik Wittichenau“ als Gut des kroatischen Heeresobristen Jan Sadovic genannt, wo er als der “Krabat” auch 1704 starb.
1950 sah es allerdings nicht aus als hätte in Groß-Särchen oder gar bis Hoyerswerda hinein ein Krabat gewirkt.

Groß Särchen, um 1950

Ziemlich echt: Wittichenau und Mühle

Kirche in Wittichenau

Wie von Krabat liebevoll verzaubert: der Marktplatz von Wittichenau, im Hintergrund die besagte Pfarrkirche.

Die Krabat-Stele: Hans Eickworth (1930 – 1995) als Künstler wird selten genannt. Freilich wäre die Stele als Volkskunst bunt wie ein sorbisches Osterei.


Diese farbenfrohen Ostereier gibt es nur noch museal. An den Bäumen klimpert grelle Plaste. Ein Ei wie das andere. Ach Krabat, flüstere den Sorben doch ein, dass die Tradition mit Edding-Stift als ebenfalls nur andere Technik nicht brutal gebrochen werden müsste.

Die Eleganz des Wanderns
Wir gelangen inzwischen elegant zur einzigen, in dieser Gegend noch erhaltenen Wassermühle am Schowtschickweg.

Der Mühlteich der Schowtschickmuehle
Einst waren es fünf Wassermühlen. Die im Landschaftsschutzgebiet unter Denkmalschutz stehende Schowtschick-Mühle wurde um 1500 erbaut.

Gehöft der Schowtschickmuehle
Zwar klappert es nicht mehr, aber zumindest rauscht es noch kräftig.

Mühlrad an der Schowtschickmuehle

Geheimnisse im Dubringer Moor

Im Biosphärenreservat “Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft” fällt das Naturschutzgebiet “Dubringer Moor” als riesiges Niedermoor, teilweise mit Hochmoorcharakter, auf jeder Landkarte auf.


Der durchschnittliche Jahresniederschlag liegt unter dem deutschen Durchschnitt. Wir haben einen trocken heißen Tag erwischt. Der Gedanke an brennende Moore liegt näher als der an das Versinken in wässrigen, trügerischen Oberflächen.


Im südlichen Teil des Dubringer Moores, auf dem Weg von Wittichenau nach Dubring, liegt das “versunkene Schloss”. Die Sage erzählt von seinen Besitzern als höchst grausamen Menschen. Der Burgwall ist erkennbar, der Sumpf nicht. Das dumpfe Heulen aus der Tiefe bleibt uns erspart – 32 Wanderer waren wohl zu beängstigend für das Personal.

Sage vom Schloss
Der Wald wird hügelig. Ein Stein am Fuße des Gerichtsberges erinnert an einen verunglückten Forstarbeiter. 182,4 Meter über Normalhöhe erklimmen wir noch diesen höchsten Punkt der Blaubeergegend, mit Feuerwachtturm und Resten eines Vorgängerturms.

Gerichtsberg

Gespielte Heimat

Straßengerade und gefühlt verirrt stoßen wir wie der Hirtenjunge Krabat auf die Schwarze Mühle. Krabat erlernt dort (aber nicht hier – das ist Filmkulisse) nicht nur das Müller-, sondern ebenso das Zauberhandwerk. Gefangen und nur als Raben frei ins Land entlassen, verfällt jährlich eine der zwölf Schülerseelen dem Zauberer. Was soll’s mit der Seele im Zeitalter der Eventkultur. Wir fühlen uns gerettet mit schwarzem Bier und schwarzem Eis.


Krabat-Mühlenkulisse

Raben ohne Ende

Am Ende sind wir noch vollzählig. Aber ich schwöre: Richtung Bahnhof Schwarzkollm, an der langen Straße mit riesigen Dreiseiten- und Vierseitenhöfen, sitzt ein schwarzer Rabe am anderen.

***Ich werde mein Ostereigeschenk nie vergessen. Nie wieder hab ich ein so kunstvolles gesehen: blau-weiß, gekratzt. Es wurde gegessen (natürlich, 1950…). Nur eine halbe Schale gerettet und lange aufgehoben.

Was ist das? Kann weg.

So ist das, wenn jemand als Rabe bei den Hühnern aufwächst.

 


Nichts kommt überraschend

Dubringer Moor - wie wir das ganz seltene Blitzen von Wasser schon im April 2019 mit Erschrecken gesehen haben
Bulten im Dubringer Moor und wie wir das ganz seltene Blitzen von Wasser schon im April mit Erschrecken gesehen haben

Sofern es nicht um das angesagt sportliche Wandern geht, sondern um meine Umwelt und die meiner Enkel, brauche ich – anstatt zu wandern – nur noch in die “Kiste” zu greifen. ARD Info-Nacht 3. Mai 2019: das Dubringer Moor in Gefahr! Trockenheit. Sogar die Moorfrösche bleiben aus. Die Bewässerung des Moores aus dem Vincenz-Graben, den wir auch bei dieser Moor-Wanderung überquert haben, scheitert an der Grenze Brandenburg : Sachsen. Kleinstaaterei im 21. Jahrhundert. Der Link zu diesem Ranger-Interview ist nicht zu finden. Einzig und allein touristische Angebote in eine heile Welt. Das politische Brandenburg hat sich 2019 die Förderung des Tourismus auf die Fahnen geschrieben.

Fahrn wir doch nochmal schnell mit dem Auto hin!
der Umwelt-Paparazzi

Die Sperenberger Gipsbrüche

20.03.2019, mit dem WSV Rotation Berlin und Eckhard Knauer von Neuhof zu den Sperenberger Gipsbrüchen

Wir haben ihn!

Den Frühling! Der beginnt auf der Nordhalbkugel am 20. März 2019. Der astronomische, auch kalendarischer Frühlingsanfang genannt, richtet sich nach der Lage der Sonne. Die liegt an diesem Mittwoch prächtig am Himmel.


Nachdem der Winter hexenmäßig ausgetrieben an den Gehöften von Haschenland vor sich hin stirbt, sind die Hasch-mich-ich-bin… Vorbereitungen vor Sperenberg bereits weit gediehen.
An den Gipsbrüchen begrüßt der Blütenfrühling.

Das Baden wird in Erwägung gezogen. Immerhin kommen wir vorbei am Großen Wünsdorfer See, am Bars See, kriechen zwischen Faulem See und Faulem Luch hindurch, machen Mittag am See.

Die Sperenberger Gipsbrüche

Auf dem Boden-Geo-Pfad geht es ins NSG Sperenberger Gipsbrüche und auf der Kante entlang mit Blick in die Seen, durch eine Schlucht, vorbei an dem Gipsgestein Anhydrit, am Abhang hinunter bis zur Gedenktafel für ein Bohrloch im See, das Technikgeschichte schrieb.

Spezielle Webseiten zu allem auf diesem → Boden-Geo-Pfad, bitte lesen – sehr informativ!

Anhydrit

Anhydrite sind Sedimentgesteine aus der Gruppe Salzgesteine. Das weiche Gestein  lässt sich mit dem Fingernagel ritzen. Schmeckt aber nicht nach Salz! Mit blossem Auge sind die Kristalle und Kristallwachstumsflächen erkennbar. Das Gestein hat eine graue bis bläuliche Farbe.

Aufstieg und Abschied

Zum Schluss noch eine Runde hoch zum Aussichtsturm auf dem 80m hohen Gipsberg. Das sollten 15 km geworden sein. Ich aber hetze mit einem Kilometer weniger zunächst umsonst, insgesamt aber rechtzeitig die Gipsstraße bis Ecke Klausdorfer zu Bus und Bahn nach Berlin zu zwei lohnenden Filmen von Andreas Goldstein***.


*** Andreas Goldstein “Adam und Evelyn”, nach einem Roman von Ingo Schulze und “Bilder meines Vaters”,
in gewisser Weise beide Filme auch Wanderungen, die großen im Leben.

Grundmühle und Gruselwald

Sonntag, 10.03.2019, 20 km von Grüneberg zur Grundmühle und durch etwas Gruselwald zum Bahnhof Beetz-Sommerfeld mit Eckhard Knauer, WSV Rotation Berlin

Vom Deetzsee zum Fließgraben

Ausgeschlafen. Wir sind daher viele. Die Fahrt gestaltet sich bequem und kurz. In Grüneberg geht es unerwartet gepflegt vorbei am Deetzsee, der sich hinter aufgewühltem Wildschweinterrain verbirgt.

am Deetzsee

Wildschweinparadies

Ohne Risiko artig auf der Straße bis zum Überqueren der 96. Ein tief gelegter Bach erzwingt etwas umwegige Versuche: geschafft!

Straße

Fussangel

Nun mit weitem Blick über Wiesen und Weiden mit allerlei Kleinstwundern.

blaue Blume

Wer dem Wanderleiter zu schnell hörig folgt, bekommt die üblichen Spezialitäten. Es geht ausnahmsweise auch einmal anders und ermöglicht Bilder von diversen sportlichen Höchstleistungen.

Wandersport

Nach dem Bach geht es schlecht weiter,
auch die Pferde schaun nicht heiter.

Typisch dieser Wanderleiter... Wandersport

Am Abflussgraben vom Lindesee zum Fließgraben der Grundmühle ist der Biber täglich zu Gange, sonntags der Grundmühlenbesitzer. Die Idylle hat sozusagen einige problematische Seiten.

Grundmühle

Fließgraben an der Grundmühle

Pferde bei der Grundmühle

Jenseits von Wanderwegen

Der Wald: abwechslungsreich mal so, mal so. Nach der Mittagspause sollte man wenigstens halbwegs ahnen, zu welcher Art Überraschung solche Wege, Schneisen oder Fährten führen.

Das Geheimnis eines radialen Waldkunstwerkes

Google maps zeigt bei Sommerfeld einen geheimnisvollen Wald im Wald: einen radialen, kunstvollen Grundriss von quadratischen Linien umspannt. Was für ein formvollendetes Bauwerk ist hier bis auf die Grundmauern zerstört und vergessen? In Gedanken lege ich barocke Gärten und Pläne über das wuchernde Grün.

Grundriß Invalidendom Paris

Auf die einzig nahe liegende Lösung komme ich nicht selbst: Militär. S 75 “Wolchow”, Stellung der 41. Fla-Raketenbrigade, Fla-Raketenabteilung 4124 (FRA 4124) bei Sommerfeld, gedacht zur Luftverteidigung Berlins durch die Russen**.

Fla-Raketenabteilung 4124 bei Sommerfeld

Fla-Raketenabteilung 4124 bei Sommerfeld

Fla-Raketenabteilung 4124 bei Sommerfeld

Fla-Raketenabteilung 4124 bei Sommerfeld

Fla-Raketenabteilung 4124 bei Sommerfeld

Sechs solche Startplattformen sind um einen zentralen Gefechtsstand angelegt. Zu erkennen sind im Hintergrund die Reste zur Tarnung mit einem Rolldach.

Fla-Raketenabteilung 4124 bei Sommerfeld

Fla-Raketenabteilung 4124 bei Sommerfeld

So abwegig waren meine ersten Gedanken nicht. Militär- und Verteidigungsbauten haben nicht erst und nicht zuletzt Leonardo dauerhaften Ruhm, Ansehen und gutes Geld verschafft. Und selbst diese sehr einfache, kleine Anlage beeindruckt mit ihrer Symmetrie. Trotzdem: ein Grusel der Vergangenheit, in der Gegenwart und für alle Zukunft…

Vom Beetzer See nach Sommerfeld

Die ersten Regentröpfchen fallen. Gleich hinter dem Beetzer See liegen bereits die Sana-Kliniken Sommerfeld, erbaut als „Waldhaus Charlottenburg“ zwischen 1912 und 1914. Wenn schon kein Schweizer Zauberberg, dann doch wenigstens alpine Landhäuser für die mehrheitlich sozial schwachen Tuberkulosekranken aus der Stadt – die Zeit vor dem ersten Weltkrieg war hoffnungsvoll.

Sommerfeld, denkmalgeschützte Klinikgebäude

Ein etwas lungenkrank gefärbter Gedenkstein erinnert an den  langjährigen Doktor und Direktor Hellmuth Ulrici.

Sommerfeld, Gedenkstein für H. Ulrici

Bei der Tuberkulosetherapie gibt es immer wieder Apostel,
die an die Ausrottung der Tuberkulose glauben,
aber leider träumen sie nur einen schönen Traum.
Hellmuth Ulrici
1876 – 1950

Bahnhof Beetz-Sommerfeld

Die Wandergruppe hat sich geteilt in ein Minihäufchen Gesättigte und eine Masse hungriger, durstiger Rehabedürftiger oder wer weiß.
Die Anzeige am Bahnhof Beetz-Sommerfeld*** warnt entsprechend der Wetterlage vor eventuellen Zugausfällen. Aber pünktlicher geht’s nicht – das rundum gesättigte und zufriedene Minihäufchen fährt.

 

 

** Ursprünglich hatte nicht nur ich auf “Zweiter Weltkrieg” getippt. Nach meiner → Wanderung um Kremmen herum, bin ich gefühlsmäßig (auch wenn das zum Thema nicht passt) sicher, dass hier nur ein bereits existierendes Militärgebiet übernommen wurde. 1940 fusionierten die Deutsche Pyrotechnische Fabriken AG (Depyfag) mit den Orion-Metallwerken (Schusswaffenproduktion) zu einem Gesamtunternehmen innerhalb der Sprengstoffgruppe DAG/WASAG/Ligose. Die Produktion war den Munitionsanforderungen des Zweiten Weltkriegs angepasst und auf Leucht- und Signalmunition umgestellt worden.  “Irgendwo soll es auch noch die Abschussrampen geben, von denen aus bei Tests die Leuchtmunition ins Kremmener Luch geschossen wurde.” – vermutet die Gerüchteküche im www. Also was ist mit meinem Gefühl??? Ich vermute einfach nur eine andere Zäsur nach der Wende.

 

Bahnhofsgebäude mit Emblem der Deutschen Reichsbahn 1933 - 1945

*** Nachtrag mit unscharfem Detail. Ich selbst hab die Vorderfront des Bahnhofs scharf gesehen. Über dem Eingang eisig silbern der Ärmeladler, das militärische Emblem der Deutschen Reichsbahn 1938 -1945. Der Lorbeerkranz ausgespart. Da war allerdings niemals was anderes drin als …
Warum nicht das Flügelrad – das pefekt gestylte Emblem der Eisenbahn seit der Eröffnung der ersten deutschen Eisenbahn Nürnberg-Fürth 1835? 1898/99 entstand der Haltepunkt Beetz-Sommerfeld an der Strecke Kremmen–Meyenburg, das Bahngebäude sicher lange vor 1933.
Denkmalschutz, mir graut vor dir…

Zerschnittene Landschaft

24.02.2019 mit Eckhard Knauer, WSV Rotation Berlin, als Wandergruppe vom Bahnhof Althüttendorf zum Tiefen Bugsin, zum Hunger-See und Sassenpfuhl, über Senftenhütte zum Katzenberg, auf getrennten Wegen Solo zum Bahnhof Chorin

Niemand will eine Landschaft zerstören

Großer Bugsinsee
Eine halbe Runde Tiefer Bugsinsee*. Der See ist zerschnitten vom Damm der beliebten Schorfheide-Bahn – eingleisig kein Fremdkörper mehr in der Landschaft
Zerschnittene Landschaft: Autobahnbrücke
Zerschnittene Landschaft: Autobahnbrücke. Mensch und Tier auf ewig verloren.
Zerschnittene Landschaft: die L23
Keine Chance – die L23 mit den Autobahnzufahrten

Seenkette Hunger-See und Sassenpfuhle

Abwärts zum Hunger-See
Jenseits der Autostraßen ein uriger Wald. Es geht abwärts zum Hunger-See
Frühstück am Hungersee mit naturnahem Personenschutz
Frühstück am Hunger-See, personenbezogen naturnah datengeschützt…
Überraschender Farbklang
Farbig leuchtend in der ganztägig strahlenden Sonne
Einer der drei Sassenpfuhle
Einer der drei Sassenpfuhle, die zur Seenkette gehören. Wir biegen nach Südost ab.

Berglein auf, Berglein ab und quer nach Senftenhütte

Geharzte Kiefer
Geharzte Kiefer** – als die Bäume gewinnbringend gequält wurden. In heutiger Konsumgesellschaft gern ganz “zerschnitten”…
Den Wanderleiter im Blick
Gut beraten: den Wanderleiter im Blick
Am Waldrand von Senftenhütte
Am Waldrand von Senftenhütte
Die Dächer von Senftenhütte - fast unverfälscht dörflich
Die Dächer von Senftenhütte – fast unverfälscht dörflich. In Sichthöhe das ganze Dorf mit Keramik verkunstet…
Einstige Agrarlandschaft
So ist das eben, wenn sich professionelle, aber mühselige Agrarwirtschaft in Spaß- und Freizeitgesellschaft auflöst. Es gibt allerdings auch noch richtige Tiere!
Schneeglöckchen bei Senftenhütte
Am Anfang eines langen, romantischen Weges zwischen Hang und Senftental im wilden Wald: Schneeglöckchen in voller Blüte.

Katzensolo ins Biberrevier

Abschied aus Richtung Katzenberg
Am Katzenberg winke ich in die Ferne Abschied, steige bergan und querwaldeinwärts, dann ins Tal
Biberdamm
Überraschungs-Sperr-Riegel: ein labiler Biberdamm vor dem Faulen Bruch
kleine Biberburg
Kleiner Biberbau, im Hintergrund der einsame Schwan. Ich hoffe mit ihm auf seine verspätete Partnerin
Kein Einzelstück
Kein Einzelstück
Biberfraß bis hoch auf den Berg
Biberfraß bis hoch auf den Berg
Wenigstens der Bach ins Faule Bruch ist zu überqueren
Wenigstens der untere Bach ins Faule Bruch ist auf befestigtem Weg zu überqueren

Chorin in Sicht

Hinter dem Wald die Weiden, bald nur noch für die Rinderherden
Hinter dem Wald die Viehweiden, bald stehen hier die Rinderherden. Die Kraniche rufen aus den tiefer liegenden, sumpfigen Wiesen
Letzter Blick zurück auf meinen Lieblings-Wiesenweg
Letzter Blick zurück auf meinen Lieblings-Wiesenweg***
Am Bahnhof Chorin
Am Bahnhof Chorin

Niemand will eine Landschaft zerstören. Aber ein bisschen, ein bisschen kann doch überall abgezwackt werden…

Böden werden zubetoniert mit Straßen, Parkplätzen und Gebäuden. Allein in Deutschland werden täglich rund 60 Hektar Forst- und Landwirtschaftsareal zu Siedlungs- und Verkehrsflächen.

www.zeit.de/2019/, Wie geht es dem Boden?

*Naturcamping Schorfheide

**Harzgewinnung

***Chorin, am Faulen Bruch im Regen

Die Kleist-Route einmal anders

16.02.2019, Kleist-Route, 24 km mit Heinz Otto, WSV Rotation Berlin.
Frankfurt/O – Ziegenwerder – über die Oder nach Polen in die ehemalige Dammvorstadt, durch Wald und Heide bei Kunowice mit Ruine Kleistturm und Gedenkstein E.Ch. von Kleist – Słubice, Käthchen-Statue – Frankfurt/O

Der Frühling

Ihr! Deren zweiſelbaft Leben gleich trüben Tagen des Winters ohn Licht und Freude verflieſſt, die ihr in Höhlen des Elends die finſtere Stunden verſeufzt, betrachtet die Jugend des Jahres!
Ihr! Deren zweiſelbaft Leben gleich trüben Tagen des Winters ohn Licht und Freude verfliesst, die ihr in Höhlen des Elends die finstere Stunden verseufzt, betrachtet die Jugend des Jahres!

Mitte Februar. Es ist ungewöhnlich mild, gefühlte 18° mindestens. Wir wandern auf Spuren des siebenjährigen Krieges (1756-1763) in die Felder um Kunersdorf (Kunowice) wo es 1759 zum Kampf der preußischen Truppen gegen russisch-österreichische kam. König Friedrich II. von Preußen (Friedrich der Große) entrann hier dem Tod wie durch ein Wunder. Hingeschlachtet wurden andere von denen niemand erzählt. Tödlich verwundet wurde der Offizier Ewald Christian von Kleist, der in die Literaturgeschichte einging als Dichter des ersten großen Naturgedichts der Spätaufklärung: “Der Frühling” – keine Idylle, sondern im Gedenken an alle Zerstörungen durch Naturgewalten und Kriege.

Den blauen Umfang des Himmels durchbrach ein blitzendes Gold.
Den blauen Umfang des Himmels durchbrach ein blitzendes Gold.
Zwar streute der weichende Winter noch oft bey nächtlicher Umkehr von den geschüttelten Schwingen Reif, Eis und Schaure von Schnee
Zwar streute der weichende Winter noch oft bey nächtlicher Umkehr von den geschüttelten Schwingen Reif, Eis und Schaure von Schnee
Bald aber siegte der vor noch ungesicherte Frühling
Bald aber siegte der vor noch ungesicherte Frühling
Ein Teppich geschmückt mit Ranken und Laubwerk
Ein Teppich geschmückt mit Ranken und Laubwerk
Auf fernen Wiesen am See stehn majestätische Rösse, sie werfen den Nacken empor und fliehn und wiehern für Wollust
Auf fernen Wiesen am See stehn majestätische Rösse, sie werfen den Nacken empor und fliehn und wiehern für Wollust

Die Kleist-Route durch Frankfurt/O und Słubice

“Die Strecke führt in beiden Städten an landschaftlich und architektonisch interessanten Orten vorbei. Zahlreiche Lokale am Wegesrand laden zum Verweilen ein. Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Tour!“Broschüre zur Kleist-Route der Stadt Frankfurt/O

Land der Mittleren Oder
Blick ins Land der Mittleren Oder

Die Kleist-Route: Erinnerung an den Siebenjährigen Krieg und die Schlacht bei Kunersdorf 1759, an ca. 120 000 Soldaten auf beiden Seiten und etwa 36000 Verwundete und Gefallene; an das lange Sterben des Dichters und Offiziers Ewald Christian Kleist (1715 – 1759), Großonkel Heinrich von Kleists und Freund Lessings; an Heinrich von Kleist, geboren 1777 in Frankfurt/O (Suizid 1811), dessen Michael Kohlhaas populär wurde. Sein Drama Penthiselea schockt heute noch allein durch die Macht des Wortes mit ungeheurer Drastik, entfesselter Gewalt und exzessiver Leidenschaft die Abgebrühtesten. Viel Spaß! Ich weiß, warum ich keine Denkmale aus Stein oder Bronze mag. Alles, was die Geschichte mit ihren Katastrophen gefühlsmäßig erinnern könnte, ist vergessen mit dem Unterhaltungswert eines Denkmals. Von der Qualität aller figürlichen After-Kunstwerke ganz zu schweigen.

Kleistturm, Ruine 2019, Gemäuer mit der Maske des grinsenden Todes
Kleistturm, Ruine 2019, Gemäuer mit der Maske des grinsenden Todes

In den Judenbergen* nahe des blutigen Schlachtfeldes Kunersdorf: Ruine des Turmes, 1891/92 zur Erinnerung an den Tod des Ewald Christian von Kleist errichtet und 1945 von den Deutschen als Orientierungspunkt bei Anmarsch der Roten Armee gesprengt.

Gotthold Ephraim Lessing
Distichon

O Kleist! Dein Denkmal dieser Stein?
Du wirst des Steines Denkmal sein.

Gedenkstein E. von Kleist am Kuhgrund

1999 zur Erinnerung an die Kunersdorfer Schlacht und als Ehrung des Dichters Ewald von Kleist auf dem ehemaligen Schlachtfeld: die zweisprachige Gedenktafel wurde bereits nach wenigen Wochen zerstört.

Blick hügelabwärts Richtung Kuhgrund. Am Fuß der besetzten Anhöhen wurde die Oderlandschaft zum Massengrab
Blick hügelabwärts Richtung Kuhgrund. Am Fuß der besetzten Anhöhen wurde die Oderlandschaft zum Massengrab: 6000 Tote allein in Friedrichs Armee

Thomas Abbt, Vom Tode für das Vaterland

Wie heilig müssen nicht unsern Nachkommen die Felder von Zorndorf und Kunersdorf sein! Zitternde Wehmut und ehrfurchtsvolle Schauer müssen sie durchwandeln, wenn ihr Fuß auf die schon eingefallenen Grabstätten tritt…
Und wenn ich auf dem einsamen Spaziergange, mitten unter dem lärmenden und unachtsamen Pöbel, an diesem Grab vorübergehe, dann müsse ich deine fürs Vaterland empfangenden Wunden überzählen, deine Entschließung, ihm die schon erschöpften Kräfte vollends zu weihen, fühlend bewundern und dir den Dank zollen, welchen wir den für unsere Sicherheit sich aufopfernden Patrioten schuldig sind. Wie weit läßt, aus diesem Gesichtspunkt betrachtet, der sterbende Krieger den unsterblichen Dichter hinter sich!

Kein Fragezeichen, sondern ein Ausrufezeichen.

Am Kuhgrund. Copyright K.G.Brandler
Nimm den Pflug anstelle des Schwertes (Zitat, irgendwo bei E.Ch.Kleist zu finden). Ein “von Kleist” konnte diese bescheidene Größe nicht aufbringen. Am Kuhgrund bei Kunowice

 Alle Dichtung ist eine Frage der Interpretation. Geheilt von kämpferischem Patriotismus lese ich Ewald Ch. von Kleist anders: nicht schwermütig in unserem heutigen Sinn, sondern die Worte von ungeheuerlichem Realismus.

…nichts, nichts als Thorheit wirst du sehn
Und Unglück. Ganze Länder fliehn,
Gejagt vom Feuermeer des Kriegs,
Vom bleichen Hunger und der Pest,
Des Kriegs Gesellen.

Von Neuerschlagnen raucht umher das Feld
Weh dir, dass du gebohren bist!… Von Neuerschlagnen raucht umher das Feld, Blut und Gehirn und Leichen deckten es

Konkret Geschichtliches kann detailgenau überall nachgelesen werden. Der Landschaft selbst ist an diesem Frühlingstag nirgends Bedrohliches abzugewinnen.

Am Elsenbruch

Ich schließe meinen Bericht mit dem Heinrich von Kleist zugeschriebenen

Gebet des Zoroaster

Gott, mein Vater im Himmel! Du hast dem
Menschen ein so freies, herrliches und üppiges Leben bestimmt.
Kräfte unendlicher Art, göttliche und thierische,

spielen in seiner Brust zusammen, um ihn
zum König der Erde zu machen. Gleichwohl, von
unsichtbaren Geistern überwältigt,
liegt er, auf verwundernswürdige und unbegreifliche Weise,
in Ketten und Banden; das Höchste, von Irrthum geblendet,
läßt er zur Seite liegen, und wandelt, wie mit Blindheit geschlagen,
unter Jämmerlichkeiten und Nichtigkeiten umher.
Ja, er gefällt sich in seinem Zustand; und wenn die Vorwelt nicht wäre
und die göttlichen Lieder, die von ihr Kunde geben,
so würden wir gar nicht mehr ahnden, von welchen Gipfeln, o Herr! der Mensch
um sich schauen kann.

Elsenbruch
Elsenbruch, jenseits der Naturschutzgebiete “Auwälder bei Słubice” längst fast staubtrocken melioriert

Ungeordnete, kursiv ausgezeichnete Zitate nach Ewald Christian von Kleist, Ihn foltert Schwermut, weil er lebt,
Märkischer Dichtergarten, Buchverlag der Morgen, Berlin 1982; G. E. Lessing S. 288; Th. Abbt S. 285;
E. Ch. von Kleist, Zeilen aus dem Gedicht “Der Frühling”; “Cißides und Paches”, Zweiter Gesang S.144 sowie “Geburtslied”, S.97 und 98

*Der auch verwendete Name “Laudon-Berge” bezieht sich nur auf den Bereich der Stellung des österreichischen Oberbefehlshabers Gideon Ernst Freiherr von Laudon in der Schlacht bei Kunersdorf. Bezeichnend für die Erinnerungskultur nach dem genealogischen Prinzip des Adels und der Vorstellung von militärischem Heldentum jenseits von Freund und Feind: auch E. Ch. von Kleist wurde zuletzt von einem Hauptmann der russischen Cavallerie aufgefunden, als preußischer Offizier versorgt und von der eigentlich feindlichen, russischen Garnison in Frankfurt/O ehrenvoll begraben.

Das Odertal bei Criewen

3. Februar 2019 im Nationalpark Unteres Odertal zwischen Criewen und Criewen.
Wie sieht es denn im Polder aus? Ein Winter-Highlight unter Führung von Eckhard Knauer, WSV Rotation Berlin

Nur für Vögel

Das Begehen des Unteren Odertales ist abhängig von Wasser und Eis. Es könnte möglich sein. Die Polder wurden in diesem Jahr wegen der großen Trockenheit nicht mal geflutet.

Unteres Odertal bei Criewen

Ab Criewen erst einmal Richtung Polen einige Versuche durch Wasser. Das ist das Faszinierende an der Oder: ehe der Fluss zu sehen ist, gibt es immer riesige Wasserflächen so weit der Blick reicht.

Überflutete Wege

In diesem Jahr haben Fließe, Rinnen, Ströme und Seen, die alle ihre eigenen Namen haben und dennoch irgendwie zur Oder gehören, kein Eis, höchstens eine weiche, schneeige Oberfläche. Schneewasser steht auf den Wegen. Leise plätschert das Wasser meterbreit von einer Überschwemmungsfläche zur andern.

Unteres Odertal bei Criewen, Vogelspuren

Auf dem Deich Richtung Stützkow

Je nach Qualität der Schuhe nun mit nassen, halbnassen, zehnassen oder gar nicht nassen Füssen geht es mehrfach rückwärts, schließlich notwendig weiter auf dem Deich Richtung Stützkow. Grenzübertritt nach Polen: leider gestrichen.

Frühstück am Oderdeich

Das Odertal mit der schiffbaren alten Oder und dann kanalisiert auf deutscher Seite und der Strom-Oder auf polnischer Seite, das ist mit Dämmen, Deichen, Pumpwerken, Sperrwerken eine riesige Kulturlandschaft. Dennoch eigenwillig wild – auch ohne eines der schrecklichen Hochwasser.

Unteres Odertal bei Criewen

Eintönig und zäh sich ziehend empfinde ich Deiche im Sommer. Im Winter hat der sonst grüne Blick in die wirre Natur wunderbare Struktur. Nicht nur die gebauten Wege und Wasserstraßen, alles fügt sich zu wahrscheinlich sogar mathematisch berechenbaren Kurven, Linien, Fraktalen.

Unteres Odertal bei Criewen

Die stillen Oberflächen lassen die plötzlichen Tiefen ahnen. Uferlose Ränder. Vom Wasser umspülte Bauminseln, ringsum ist es grundlos.

Unteres Odertal bei Criewen

Ein Schal von Schnee umschlingt die grauen Flächen. Dieses Weiß verleiht der weiten Landschaft die ganz besondere grafische Qualität, vollkommen wie ein Jugendstilornament.

Unteres Odertal bei Criewen

Klick zur Gesamtansicht
Klick zur Gesamtansicht

Die Überraschung

An der Brücke Stützkow eine sperrige “Unterhaltungsmaßnahme” zur Unterhaltung von Touristen und Wanderern: chancenlos sogar der einfallsreichste Wanderleiter der Welt – wir schaffen das nicht…
Stützkow, Brückensperrung

Es gibt nur wieder den Damm als Rückweg nach Criewen. Nachdenken sollte man über Deutschland hier lieber nicht. Wenigstens soll 2021 in Höhe Wriezen (Bienenwerder) die ehemalige Eisenbahnbrücke Berlin-Jädickendorf (Godkow) für den Oder-Neisse-Radweg geöffnet werden. Das schaffte eine polnische Initiative, nicht wir.

Unteres Odertal bei Criewen

Unteres Odertal bei Criewen

Unteres Odertal bei Criewen

Unteres Odertal bei Criewen

Ein letzter Blick Richtung Grenzfluss und Polen. Zur Ergänzung der nun fehlenden Wanderkilometer ein Schlossparkrundgang in Criewen: knapp 14 km geschafft.

→ Wie sieht es denn im Polder aus: 2018

Stillgewässer mit Schuss

16.01. 2019, 15 km mit Eckhard Knauer, WSV Rotation Berlin. Ab Melchow zum Großen Samithsee, an seinem nordöstlichem Ufer entlang und Richtung Nord zum Walpurgisbruch, am ehemaligen Flugplatz entlang gehangelt bis Finow

 

Trügerisch still: die Wege zu den Stillgewässern

Barnim, Forst zwischen Melchow und Eberswalde
Das Versprechen – Requiem auf den Wald

Östlich von Melchow verlaufen die gewöhnlich gewählten Wanderrouten Richtung Nonnenfließ, Spechthausen, Schwärze, Eberswalde. Wir gehen westlich der Bahnlinie.
Der offizielle Wanderweg aus Richtung Biesenthal – gelber Strich auf weißem Grund – ist hier mehr oder weniger ein ziemlich gerader Forstweg. Eigentlich für Radler.

Barnim, Forst zwischen Melchow und Eberswalde
Der Forst zwischen Melchow und Eberswalde

Dabei ist dieses Waldgebiet wie gemacht zum Streunen: eine Hügelkuppe an der anderen. Ideal für kleine Menschen mit kurzen Beinen. Verspielen die Minimenschen sich nun nicht zwischen den Minibergen, sind es keine 5 km zum Kleinen und Großen Samithsee.

Verlandung im Bereich Kleiner Samithsee
Verlandung im Bereich Kleiner Samithsee

Ein einzelnes Reh taucht ab. Vielleicht in den Grusegrund – mitten im Wald ist topographisch selten alles genau zu bezeichnen. Wir gehen gesittet, wenn auch nicht ganz nach der öden Markierungsstrecke und dankbar mit Führung, denn: ungewollt sind wir umzingelt. In allen Richtungen Autos wo keine Autos sein dürften. In Brandenburg ist Jagdsaison. Ein einzelner Schuss. Keine Täuschung.

Ansprechen der Wanderer, Forst zwischen Melchow und Eberswalde
Drückjagd mit falschem Ansprechen der Wanderer

Vom Ansitz wildes Winken. Es tönt unfreundlich: „…verschwindet – wir sind auf Pirsch…“ Hä? Weit und breit kein Hinweis. Wir sitzen nur wenige Meter entfernt vom asphaltierten Querweg und den überwachsenen Gleisen einer militärischen Anschlussbahn zum Flugplatz Eberswalde-Finow.

Bewegungsjagd, Forst zwischen Melchow und Eberswalde
Offensichtlich wenig los

Sowieso möchten wir aber weiter. Am Luch sitzt bereits wieder fest genagelt eine orangene Jacke.

Der Große Samithsee

nordöstliches Ufer Großer Samithsee
Nordöstliches Ufer Großer Samithsee

Das Naturschutzgebiet Samithsee ist ganz im Wald gelegen. Erlen, Birken, Kiefern-Buchenwald: ein breites, wildes und reich strukturiertes Luch mit Feuchtwiesen, Feuchtwäldern und Fließen hindert näheres Betrachten. Nichts gefrostet, um darüber zu schlittern – also bricht auch niemand ungewollt ein ;)) bis wir den See erreichen.

Biberfraß am Samithsee
Nachhaltig ringeln, leider immer die falschen Bäume. Wär wohl eine Erle geworden so wie das rötliche Holz aussieht…

Die Ufer an der Nordostseite sind teilweise steil. Von hier gelingt aber der Blick auf den See. Die Artenvielfalt von Fauna und Flora bleibt zu dieser Jahreszeit ein Geheimnis. Nur der Biber lässt grüßen und hält wohl gerade ein Mittagsschläfchen.

Samithsee
Abschiedsblick Großer Samithsee

Kunstraum Baum

Kunstgalerie Baum
Farbakzente
graue Flechten
Der kleine Rentierwald
Krustenflechten
Krustenflechten: Naturteppich

Das Walpurgisbruch

Walpurgisbruch
Walpurgisbruch, einstiges Angelgewässer – vielleicht wird auch nur der Frühling erwartet

Auf drei meiner Karten ist das Walpurgisbruch nicht bezeichnet, schlicht zu klein. Also bin ich hier doch noch nie herum geirrt nach einem gangbaren Weg.

Walpurgisbruch
Walpurgisbruch künstlich eingedämmt zu Teichen

Die im Internet als verwunschen angeprieseneTeichlandschaft ist zwar still, aber zu wenig ursprünglich wirkende Natur, um zu begeistern. Alles relativ junger Bewuchs. Die Photovoltaikanlage auf dem ehemaligen Militärstandort schimmert durch die Bäume.

Walpurgisbruch
Walpurgisbruch, am Rand relativ jung naturnaher Laubmischwald wie bisher im Forst vorherrschend: Buche, Birke, Kiefer.

Ein kurzes Picknick, dann über kleine Abgründe einer erst halb von der Natur zurück eroberten Müllkippe, quer durch wahrscheinlich das einst ganz natürliche Walpurgisbruch am ehemaligen Flugplatz Eberswalde-Finow vorbei. Wir gehen (deswegen gehen wir hier mit) einen kaum gangbaren Pfad.

Feuchtbiotop Nähe Walpurgisbruch
Feuchtbiotop, Rest vom Walpurgisbruch und/oder kleine, einstige Tongruben, irgendetwas Zerstörerisches jedenfalls

Mensch und Natur

Altlast
Altlast

Der Mensch stellt zu allen Zeiten den größten Einflussfaktor auf unsere Umwelt dar, auch wenn irgendwann das Gras darüber gewachsen ist. Die Erde vergisst nicht.

Das alte Flugplatzgelände Eberswalde-Finow
Zwischen Krieg und Frieden: das alte Flugplatzgelände Eberswalde-Finow

Wir landen am Sammelplatz der Jagd. Da liegt die Beute des einzig abgegebenen Schusses auf dem Bett von Brüchen. Wahrscheinlich war der Hund sogar besser als der Jäger. Brauchtum mit Jagd- und Parforcehorn, Hut vor dem Herzen. Als Unbeteiligte (wenn ich von meiner eventuellen Mitschuld als Teil einer verhindernden Wandergruppe absehe – oder waren wir vielleicht sogar die einzig erfolgreichen Treiber???) bezweifle ich, dass diese Beute stolz machen kann. Ein einziges Schmalreh, kein Stück Schwarzwild. Auch die Wölfe sollen Schuld haben.

Kehlbiss
Kleines dummes Reh, das hatte noch nicht „Bambi“ gelesen

Na gut, damit hat die freundlich Auskunft gebende Männergesellschaft teilweise Recht: Wanderer würden sich nicht an Warn- und Schutzschilder halten. Zumindest nicht die, die einmal drin sind im Gebiet, die müssen auch durch. Aber: Kommt nicht der Gedanke, es könnte nicht mehr genügend Rehwild geben in diesem kleinräumigen Revier? Die jungen Buchen, die zur Leibspeise des Rehwilds gehören, stehen prächtig im roten Laub.
Das Schwarzwild allerdings – verwandt mit unserem intelligenten Hausschwein – hat sich wohl schlauer als “fuffzehn Mann, jeder auf seiner Kiste” (frei nach Stevensons Schatzinsel) mit sichererem Instinkt in den riesigen Komplex von Feuchtbiotopen verzogen.

Halali. Collage
Halali (Panorama-Collage aus 2 Fotos, mit Dank an Regina Stauch). Im Hintergrund kein See, sondern die Photovoltaikanlage

Meine Gedanken kreisen um die Ernährung der rasant wachsenden Menschheit, unseren Fleischkonsum. Eine Halbtagswanderung wie die heutige gehört mit mindestens drei Proviantpausen (ohne Beten – gib uns unser täglich Brot…) nicht in die Rubrik Fastenwanderung. Meine selten gestillte Vorliebe für Wild hat mit der offensichtlichen Seltenheit der Tiere des Waldes gelitten. Im Silicon Valley wurden bereits ein bis zwei Fastentage eingeführt: zum Ankurbeln des Gehirns. Und an diesem Samstag wird in Berlin demonstriert: Wir haben es satt! Der Agrarindustrie den Geldhahn abdrehn. Es gibt immer auch Infostände zum Überdenken der gängigen Argumente für die Jagd.

Samithsee und das Luch gehören zum NSG Finowtal, in das eine → ähnliche Wanderung führte.

Rot und Rosa plus Grün

Auf der Suche nach modernen Formen politischer Aktion

Wer Demokratie sagt, meint Partizipation. Das ganz nach individuellen Interessen ausgerichtete Partizipationsrepertoire in der heutigen Gesellschaft ist ins Uferlose geraten. Wirksam im Sinne einer Teilhabe sind von daher weniger Parteien (deren Bandbreite zwingt dazu, völlig unverdauliche Kröten mit zu schlucken) oder Vereine mit ewigkeitsgültigem Anspruch.
Wenn auch nicht Wandern, aber Bewegung ist angesagt – nicht unkritisch!

13. Januar 2019. Jährliches Gedenken an die am 15. Januar 1919 ermordeten Sozialisten Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Dieses Gedenken stammt bereits aus der Zeit der Weimarer Republik von 1919 bis 1933.
Berlin Waldeckpark, ehemaliger Grenzstreifen, Fischerinsel, Petriplatz, Molkenmarkt, Parochialstraße, Voltairestraße, Strausberger Platz, Straße der Pariser Kommune, Frankfurter Tor: Sieben Kilometer im Regen auf der Suche nach den gelben Westen, in Gedanken an Rosa, an Menschen, die noch selbst die Weimarer Republik erlebt hatten und zuletzt den Knochenadler.

Seit 2013 jährlich in Berlin: 19. Januar 2019 Großdemonstration“Wir haben es satt!” Der Agrarindustrie den Geldhahn abdrehen! Etwa 10 km mit Ausgangs- und Endpunkt Brandenburger Tor

Berlin, Demo 13. Januar 2019

Berlin, Petriplatz, Haus der drei Religionen
Berlin, Petriplatz – es entsteht das House of One. Aber das stimmt so nicht: für drei Religionen. Und die sind in sich zerstritten. Noch haben wir eine offiziell gewaltfreie Gesellschaft. Aber ich bin nicht sicher. Nach rechts führt hier im Bild die Brüderstraße – am 18. März 1848 in Schlossnähe der Ausgangspunkt der Revolution.
Berlin, Ecke Jüdenstraße, Anti-Kriegsmuseum
Berlin, Ecke Jüdenstraße: unauffälliger und versteckter geht es nicht.
Berlin, Friedhof der Parochialkirche
Berlin, Friedhof der Parochialkirche – lautlose Welt
Berlin, Karl-Marx-Allee, Widerstand gegen den Verkauf
Berlin, Karl-Marx-Allee. Blühende Landschaften, aber unbezahlbarer Wohnraum (auch wenn DAS eben keine Hütten sind)
Berlin, Karl-Marx-Allee. Rosa, gelb, rot: Widerstand gegen den Verkauf
Bekenntnis und Widerstand. Radieschenrosa oder gelb. Gelb gezeichnet: früher in Europa die sozial Randständigen und Geächteten; in der Weimarer Republik: Farbe der Verräter, vgl. Wikipedia, Politische Farbe. Heutzutage: Bestandssicherung  ist einfach nur bunt – was allerdings erstaunt auf dieser ehemaligen Stalinallee.
Die Internationale
Die Internationale,  aktuelle Krisen und die Frage “Gibt es in Deutschland wirkliche Meinungsfreiheit?” Die Frage wurde nicht hier gestellt, sondern zeitgleich und mit über den Sport hinausgehendem Zusammenhang vom früheren Handballer Stefan Kretzschmar, kommentiert von inforadio am 15.1.2019 mit Sehnsucht nach den Zeiten als es nicht nur mainstream und noch keine überwachten sozialen Netzwerke gab.
Berlin, Demo, 100. Todestag von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht
Heute wehende Fahnen zum 100. Todestag von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Revolution, Evolution, dies und das Gegenteil. Fahnenwälder.
“… jede Nacht an einem anderen Ort ruhen, jeden Sonnenaufgang schon im Wandern begrüßen. Lockt Sie das? Ich wäre glücklich, Ihnen diese Welt vorzuführen…” – Rosa Luxemburg, Briefe aus dem Gefängnis.
Berlin, Demo, 100. Todestag von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht: rote Nelken
Öffentliche Großdemonstration vs. rote Nelken. Auch wenn es auf diesem Bild wie eine Einheit aussieht: der Bordstein dazwischen unüberwindlich.
Berlin, Demo, 100. Todestag von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht: digital denken
Gelbe Westen so gut wie keine. Politischen Niedergang aufhalten mit unabhängigen sozialen Netzwerken und der ausgebeuteten Klasse der IT-Arbeiter oder mit denen, die auf dieser Basis eine fragwürdige Freiheit genießen?
Berlin, Demo, Blumen für Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht
Aufstehen.  Auf der Suche nach der neuen politischen Allianz
Berlin, Demo, Rosen für Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht
Rosen für Rosa im Regen

Bevor der kleine Trompeter sowohl auf der einen als auch auf der anderen Seite fällt: noch einmal viel, viel → ROT.

Berlin, 19. Januar 2019:
“Wir haben es satt!”

Der Agrarindustrie den Geldhahn abdrehen!

Aber JETZT! Turn! Turn! Turn! To everything there is a season: die andere Großdemonstration in Berlin am Samstag, 19. Januar 2019, zum Auftakt der Grünen Woche ab 11:45 Uhr am Brandenburger Tor

Wir haben es satt
Die Zivilgesellschaft trifft sich und bei allen wäre ein bedingungsloses Grundeinkommen in besten Händen
Was macht Musik revolutionär? Der Sound von 171 Traktoren auf der Straße
Der Sound von 171 Traktoren auf der Straße – lohnende Alternative, wenn Ultraschall, das gleichzeitige Festival für Neue Musik zu teuer ist
Massentierhaltung darstellen: Fläche im Verhältnis räumlich in Szene gesetzt. Trotz Leichtgewicht fühle ich mich etwas kopflastig
Man trifft sich und teilt: etwas Bergwaldprojekt, etwas Foodsharing, etwas Solawi: danke Thomas
Man trifft sich und teilt: etwas Bergwaldprojekt (darunter 2 Wanderinnen), etwas Foodsharing, etwas Solawi: danke Thomas für Teilhabe und Fotos!
Nahtlos verbunden mit allen Problemen unserer Erde. Foto Thomas W.
Nahtlos verbunden mit allen Problemen unserer Erde. Foto Thomas Wilemski

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