Die Kleist-Route einmal anders

16.02.2019, Kleist-Route, 24 km mit Heinz Otto, WSV Rotation Berlin.
Frankfurt/O – Ziegenwerder – über die Oder nach Polen in die ehemalige Dammvorstadt, durch Wald und Heide bei Kunowice mit Ruine Kleistturm und Gedenkstein E.Ch. von Kleist – Słubice, Käthchen-Statue – Frankfurt/O

Der Frühling

Ihr! Deren zweiſelbaft Leben gleich trüben Tagen des Winters ohn Licht und Freude verflieſſt, die ihr in Höhlen des Elends die finſtere Stunden verſeufzt, betrachtet die Jugend des Jahres!
Ihr! Deren zweiſelbaft Leben gleich trüben Tagen des Winters ohn Licht und Freude verfliesst, die ihr in Höhlen des Elends die finstere Stunden verseufzt, betrachtet die Jugend des Jahres!

Mitte Februar. Es ist ungewöhnlich mild, gefühlte 18° mindestens. Wir wandern auf Spuren des siebenjährigen Krieges (1756-1763) in die Felder um Kunersdorf (Kunowice) wo es 1759 zum Kampf der preußischen Truppen gegen russisch-österreichische kam. König Friedrich II. von Preußen (Friedrich der Große) entrann hier dem Tod wie durch ein Wunder. Hingeschlachtet wurden andere von denen niemand erzählt. Tödlich verwundet wurde der Offizier Ewald Christian von Kleist, der in die Literaturgeschichte einging als Dichter des ersten großen Naturgedichts der Spätaufklärung: “Der Frühling” – keine Idylle, sondern im Gedenken an alle Zerstörungen durch Naturgewalten und Kriege.

Den blauen Umfang des Himmels durchbrach ein blitzendes Gold.
Den blauen Umfang des Himmels durchbrach ein blitzendes Gold.
Zwar streute der weichende Winter noch oft bey nächtlicher Umkehr von den geschüttelten Schwingen Reif, Eis und Schaure von Schnee
Zwar streute der weichende Winter noch oft bey nächtlicher Umkehr von den geschüttelten Schwingen Reif, Eis und Schaure von Schnee
Bald aber siegte der vor noch ungesicherte Frühling
Bald aber siegte der vor noch ungesicherte Frühling
Ein Teppich geschmückt mit Ranken und Laubwerk
Ein Teppich geschmückt mit Ranken und Laubwerk
Auf fernen Wiesen am See stehn majestätische Rösse, sie werfen den Nacken empor und fliehn und wiehern für Wollust
Auf fernen Wiesen am See stehn majestätische Rösse, sie werfen den Nacken empor und fliehn und wiehern für Wollust

Die Kleist-Route durch Frankfurt/O und Słubice

“Die Strecke führt in beiden Städten an landschaftlich und architektonisch interessanten Orten vorbei. Zahlreiche Lokale am Wegesrand laden zum Verweilen ein. Wir wünschen Ihnen viel Spaß bei der Tour!“Broschüre zur Kleist-Route der Stadt Frankfurt/O

Land der Mittleren Oder
Blick ins Land der Mittleren Oder

Die Kleist-Route: Erinnerung an den Siebenjährigen Krieg und die Schlacht bei Kunersdorf 1759, an ca. 120 000 Soldaten auf beiden Seiten und etwa 36000 Verwundete und Gefallene; an das lange Sterben des Dichters und Offiziers Ewald Christian Kleist (1715 – 1759), Großonkel Heinrich von Kleists und Freund Lessings; an Heinrich von Kleist, geboren 1777 in Frankfurt/O (Suizid 1811), dessen Michael Kohlhaas populär wurde. Sein Drama Penthiselea schockt heute noch allein durch die Macht des Wortes mit ungeheurer Drastik, entfesselter Gewalt und exzessiver Leidenschaft die Abgebrühtesten. Viel Spaß! Ich weiß, warum ich keine Denkmale aus Stein oder Bronze mag. Alles, was die Geschichte mit ihren Katastrophen gefühlsmäßig erinnern könnte, ist vergessen mit dem Unterhaltungswert eines Denkmals. Von der Qualität aller figürlichen After-Kunstwerke ganz zu schweigen.

Kleistturm, Ruine 2019, Gemäuer mit der Maske des grinsenden Todes
Kleistturm, Ruine 2019, Gemäuer mit der Maske des grinsenden Todes

In den Judenbergen* nahe des blutigen Schlachtfeldes Kunersdorf: Ruine des Turmes, 1891/92 zur Erinnerung an den Tod des Ewald Christian von Kleist errichtet und 1945 von den Deutschen als Orientierungspunkt bei Anmarsch der Roten Armee gesprengt.

Gotthold Ephraim Lessing
Distichon

O Kleist! Dein Denkmal dieser Stein?
Du wirst des Steines Denkmal sein.

Gedenkstein E. von Kleist am Kuhgrund

1999 zur Erinnerung an die Kunersdorfer Schlacht und als Ehrung des Dichters Ewald von Kleist auf dem ehemaligen Schlachtfeld: die zweisprachige Gedenktafel wurde bereits nach wenigen Wochen zerstört.

Blick hügelabwärts Richtung Kuhgrund. Am Fuß der besetzten Anhöhen wurde die Oderlandschaft zum Massengrab
Blick hügelabwärts Richtung Kuhgrund. Am Fuß der besetzten Anhöhen wurde die Oderlandschaft zum Massengrab: 6000 Tote allein in Friedrichs Armee

Thomas Abbt, Vom Tode für das Vaterland

Wie heilig müssen nicht unsern Nachkommen die Felder von Zorndorf und Kunersdorf sein! Zitternde Wehmut und ehrfurchtsvolle Schauer müssen sie durchwandeln, wenn ihr Fuß auf die schon eingefallenen Grabstätten tritt…
Und wenn ich auf dem einsamen Spaziergange, mitten unter dem lärmenden und unachtsamen Pöbel, an diesem Grab vorübergehe, dann müsse ich deine fürs Vaterland empfangenden Wunden überzählen, deine Entschließung, ihm die schon erschöpften Kräfte vollends zu weihen, fühlend bewundern und dir den Dank zollen, welchen wir den für unsere Sicherheit sich aufopfernden Patrioten schuldig sind. Wie weit läßt, aus diesem Gesichtspunkt betrachtet, der sterbende Krieger den unsterblichen Dichter hinter sich!

Kein Fragezeichen, sondern ein Ausrufezeichen.

Am Kuhgrund. Copyright K.G.Brandler
Nimm den Pflug anstelle des Schwertes (Zitat, irgendwo bei E.Ch.Kleist zu finden). Ein “von Kleist” konnte diese bescheidene Größe nicht aufbringen. Am Kuhgrund bei Kunowice

 Alle Dichtung ist eine Frage der Interpretation. Geheilt von kämpferischem Patriotismus lese ich Ewald Ch. von Kleist anders: nicht schwermütig in unserem heutigen Sinn, sondern die Worte von ungeheuerlichem Realismus.

…nichts, nichts als Thorheit wirst du sehn
Und Unglück. Ganze Länder fliehn,
Gejagt vom Feuermeer des Kriegs,
Vom bleichen Hunger und der Pest,
Des Kriegs Gesellen.

Von Neuerschlagnen raucht umher das Feld
Weh dir, dass du gebohren bist!… Von Neuerschlagnen raucht umher das Feld, Blut und Gehirn und Leichen deckten es

Konkret Geschichtliches kann detailgenau überall nachgelesen werden. Der Landschaft selbst ist an diesem Frühlingstag nirgends Bedrohliches abzugewinnen.

Am Elsenbruch

Ich schließe meinen Bericht mit dem Heinrich von Kleist zugeschriebenen

Gebet des Zoroaster

Gott, mein Vater im Himmel! Du hast dem
Menschen ein so freies, herrliches und üppiges Leben bestimmt.
Kräfte unendlicher Art, göttliche und thierische,

spielen in seiner Brust zusammen, um ihn
zum König der Erde zu machen. Gleichwohl, von
unsichtbaren Geistern überwältigt,
liegt er, auf verwundernswürdige und unbegreifliche Weise,
in Ketten und Banden; das Höchste, von Irrthum geblendet,
läßt er zur Seite liegen, und wandelt, wie mit Blindheit geschlagen,
unter Jämmerlichkeiten und Nichtigkeiten umher.
Ja, er gefällt sich in seinem Zustand; und wenn die Vorwelt nicht wäre
und die göttlichen Lieder, die von ihr Kunde geben,
so würden wir gar nicht mehr ahnden, von welchen Gipfeln, o Herr! der Mensch
um sich schauen kann.

Elsenbruch
Elsenbruch, jenseits der Naturschutzgebiete “Auwälder bei Słubice” längst fast staubtrocken melioriert

Ungeordnete, kursiv ausgezeichnete Zitate nach Ewald Christian von Kleist, Ihn foltert Schwermut, weil er lebt,
Märkischer Dichtergarten, Buchverlag der Morgen, Berlin 1982; G. E. Lessing S. 288; Th. Abbt S. 285;
E. Ch. von Kleist, Zeilen aus dem Gedicht “Der Frühling”; “Cißides und Paches”, Zweiter Gesang S.144 sowie “Geburtslied”, S.97 und 98

*Der auch verwendete Name “Laudon-Berge” bezieht sich nur auf den Bereich der Stellung des österreichischen Oberbefehlshabers Gideon Ernst Freiherr von Laudon in der Schlacht bei Kunersdorf. Bezeichnend für die Erinnerungskultur nach dem genealogischen Prinzip des Adels und der Vorstellung von militärischem Heldentum jenseits von Freund und Feind: auch E. Ch. von Kleist wurde zuletzt von einem Hauptmann der russischen Cavallerie aufgefunden, als preußischer Offizier versorgt und von der eigentlich feindlichen, russischen Garnison in Frankfurt/O ehrenvoll begraben.

Ein kleines Stück Oder und Odra

Erinnerungstest. 6. Februar 2019, insgesamt 18 km von Oderberg im Solo zu zweit auf sicherer und sauberer Variante an der Alten Wriezener Oder bis zum ausgeschilderten, rechtwinkligen Abzweig Hohenwutzen. Über die Grenzbrücke mit sinnlos verbautem Zugang zum Oderufer und zum westlichsten geografischen Punkt Polens, an der Odra bis Stary Kostrzynek (Alt Küstrinchen), durch die Felder zum Góra Czcibora mit Denkmal für die Schlacht bei Zehden im Jahre 972.

 

Alte Eisenbahnbrücke bei Hohensaaten

Wikingerlandnahme

Erinnerungen: an weite, unvergessliche Strecken mit dem Wandersportverein Rotation Berlin, an verfallende Häuser meiner Sehnsucht – inzwischen Refugien von Naturliebhabern. Erinnerung hier an der Oder wie westlicher nirgends mit so sichtbaren Spuren an nicht den letzten, aber den im Gedächtnis haftenden Krieg und die Nachkriegszeit.

Blick nach Polen

Von der Oder zur Odra

Die Oder oder Odra. Mit weiblichem Vorzeichen und friedlich fließt der gewaltige Strom inzwischen als Grenze zwischen Deutschland und Polen. Ich fühle mich sicher als Fremde in der Begegnung mit den Menschen, die mir in dieser Gegend nicht fremd vorkommen.

Westlichster geografischer Punkt von Polen

Krieg oder Sozialismusverfall, das ist hier die Frage

Ja, das ist die Odra und nicht die Oder. Oder beides. Nur selten und mit Mühe künstlich eingezwängt und ohne sich in die Auen auszubreiten. Pures Silber in der Sonne.

Oder / Odra: Silberwasser

Letzte Schneereste an der Odra

Farblich höchst lebendig grüsst das Kirchlein von Alt-Küstrinchen vom Berg. In meiner Erinnerung geistert ein Bericht vom Wiederaufstellen alter deutscher Grabsteine in diesem Stary Kostrzynek auf Grund einer katholischen Initiative – aktuell von mir in Verbindung gedacht zur geplanten Entwidmung von Friedhöfen durch die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz. Von einem Friedhof ist im Umkreis nichts zu entdecken – vielleicht was verwechselt…*

Kirchberg Stary Kostrzynek (Alt Küstrinchen)

Hochfläche Richtung Calluna-Sandheide Zehden

Sehr viel besser als Namen malt meine Erinnerung die Landschaft. Von GPS sollte ich mich hier nicht verunsichern lassen, von der tickenden Uhr bin ich es. Die einst wohl beackerte Hochfläche hat bereits ganz den Charakter der dahinter liegenden Calluna-Sandheide. Nun gut, auf den treppensteilen Góra Czcibora jappsen wir noch, damit der westlichste geografische Punkt von Polen auch historisch erklärt und geehrt ist.

Himmel über der Oder / Odra

Denkmal der Schlacht bei Zehden, Polen

Die Zeit des Wanderns und die Zeit des Fahrens mit öffentlichen Verkehrsmitteln von meinem geografischen Mittelpunkt Berlins zum geografischen, westlichsten Punkt Polens halten sich leider die Waage: Berliner U-Bahn bis Gesundbrunnen (Rückfahrt mit unregelmäßigem Verkehr wegen Ausfall alter Wagen…), Bahn bis Angermünde, Bus bis Oderberg. Mit Dank an meine Begleitung für die smarte App-Führung zu einer zeitnahen Rückfahrt von Hohenwutzen nach Bad Freienwalde, Werneuchen etc.

Eine direkte Verbindung von Berlin Rhinstraße bis Hohenwutzen ist einem Sonderbus vorbehalten – freilich nur direkt zum “Polenmarkt” am Ufer der Odra. Voll besetzt braust er in Hohenwutzen an uns vorüber.

Und: irritierend derzeit parallel zur Oder auf deutscher Seite ein Trassenbau Pipeline.
Zu queren ist das auf wilden Wegen nicht.

*nein, nix verwechselt, auch die aktuelle Pflege des Friedhofs dürfte irgendwo zu finden sein.

Das Odertal bei Criewen

3. Februar 2019 im Nationalpark Unteres Odertal zwischen Criewen und Criewen.
Wie sieht es denn im Polder aus? Ein Winter-Highlight unter Führung von Eckhard Knauer, WSV Rotation Berlin

Nur für Vögel

Das Begehen des Unteren Odertales ist abhängig von Wasser und Eis. Es könnte möglich sein. Die Polder wurden in diesem Jahr wegen der großen Trockenheit nicht mal geflutet.

Unteres Odertal bei Criewen

Ab Criewen erst einmal Richtung Polen einige Versuche durch Wasser. Das ist das Faszinierende an der Oder: ehe der Fluss zu sehen ist, gibt es immer riesige Wasserflächen so weit der Blick reicht.

Überflutete Wege

In diesem Jahr haben Fließe, Rinnen, Ströme und Seen, die alle ihre eigenen Namen haben und dennoch irgendwie zur Oder gehören, kein Eis, höchstens eine weiche, schneeige Oberfläche. Schneewasser steht auf den Wegen. Leise plätschert das Wasser meterbreit von einer Überschwemmungsfläche zur andern.

Unteres Odertal bei Criewen, Vogelspuren

Auf dem Deich Richtung Stützkow

Je nach Qualität der Schuhe nun mit nassen, halbnassen, zehnassen oder gar nicht nassen Füssen geht es mehrfach rückwärts, schließlich notwendig weiter auf dem Deich Richtung Stützkow. Grenzübertritt nach Polen: leider gestrichen.

Frühstück am Oderdeich

Das Odertal mit der schiffbaren alten Oder und dann kanalisiert auf deutscher Seite und der Strom-Oder auf polnischer Seite, das ist mit Dämmen, Deichen, Pumpwerken, Sperrwerken eine riesige Kulturlandschaft. Dennoch eigenwillig wild – auch ohne eines der schrecklichen Hochwasser.

Unteres Odertal bei Criewen

Eintönig und zäh sich ziehend empfinde ich Deiche im Sommer. Im Winter hat der sonst grüne Blick in die wirre Natur wunderbare Struktur. Nicht nur die gebauten Wege und Wasserstraßen, alles fügt sich zu wahrscheinlich sogar mathematisch berechenbaren Kurven, Linien, Fraktalen.

Unteres Odertal bei Criewen

Die stillen Oberflächen lassen die plötzlichen Tiefen ahnen. Uferlose Ränder. Vom Wasser umspülte Bauminseln, ringsum ist es grundlos.

Unteres Odertal bei Criewen

Ein Schal von Schnee umschlingt die grauen Flächen. Dieses Weiß verleiht der weiten Landschaft die ganz besondere grafische Qualität, vollkommen wie ein Jugendstilornament.

Unteres Odertal bei Criewen

Klick zur Gesamtansicht
Klick zur Gesamtansicht

Die Überraschung

An der Brücke Stützkow eine sperrige “Unterhaltungsmaßnahme” zur Unterhaltung von Touristen und Wanderern: chancenlos sogar der einfallsreichste Wanderleiter der Welt – wir schaffen das nicht…
Stützkow, Brückensperrung

Es gibt nur wieder den Damm als Rückweg nach Criewen. Nachdenken sollte man über Deutschland hier lieber nicht. Wenigstens soll 2021 in Höhe Wriezen (Bienenwerder) die ehemalige Eisenbahnbrücke Berlin-Jädickendorf (Godkow) für den Oder-Neisse-Radweg geöffnet werden. Das schaffte eine polnische Initiative, nicht wir.

Unteres Odertal bei Criewen

Unteres Odertal bei Criewen

Unteres Odertal bei Criewen

Unteres Odertal bei Criewen

Ein letzter Blick Richtung Grenzfluss und Polen. Zur Ergänzung der nun fehlenden Wanderkilometer ein Schlossparkrundgang in Criewen: knapp 14 km geschafft.

→ Wie sieht es denn im Polder aus: 2018

Gefrorenes Feld

Solo von Werneuchen bis Bernau vier Stunden unter Umgehen jeglichen Waldes ausschließlich! über gefrorene (ab 13 h aufgeweicht) Felder in strahlender Sonne  plus am Anfang (früher ging es gleich über die Schienen) und am Ende insgesamt etwa eine Stunde auf unausweichlicher Straße: ca. 20 km

Vier Stunden pur Feld

Schneegraupel
Schneegraupel auf dem Weg. In der Ferne Wolkenberge
Steinhart gefroren
Steinhart gefrorene Ackerfurchen
Richtung Willmersdorf
Richtung Willmersdorf
Vor dem Wald die Kraniche
Vor der kleinen Waldecke still und ruhig eine Ansammlung von Kranichen. Obwohl ich weiträumig umkreise, bin ich bemerkt.
gen Papenpfuhl
Langsam ziehen die Vögel gen Papenpfuhl, dann ein kurzer, niedriger Flug. Ab und zu einige Rufe.

Aus der Nähe gesehen bei Willmersdorf

Herdentier nimmt Kontakt auf
Sichtlich echt naturnahe Gewinnung von Energie aus Boden, Wasser, Luft. Aber für mehr als zwei Schafe reicht es nicht mehr auf dem Land.
Das ist der Daumen - der pflückte nicht die Pflaumen
Da war kein Daumen, der pflückte die Pflaumen
Fundehand
Fundehand
Ja, ja: da lang
Ja, ja: da lang. Nee, auch Windräder. Also weiter Kirschenweg Willmersdorf

Der Weg der weinenden Kirschbäume

Kirschenweg Willmersdorf
Knorrig und gequält auf dem einsamen, einzigen Weg Richtung Nord. 5 m mal 1 km Naturschutz
Diamanten aus Blut und Tränen
Diamanten aus Blut und Tränen
Kirschenweg Willmersdorf
…einen ganzen, langen Weg entlang
Kirschenweg Willmersdorf
…bis die Windräder alles in Beschlag nehmen
Kirschenweg Willmersdorf
Die weinende Maske
Kirschenweg Willmersdorf
Die letzten Bäume

Windpark-EntsetzenDie Windräder nehmen nach Willmersdorf kein Ende mehr. Ein Habicht kreist dazwischen, ich möchte gar nicht hinsehen. Um Haaresbreite drückt er sich mehrmals aus dem Sog der rotierenden Flügel. Das Radio meldet gerade jetzt beim Bloggen einen verletzten, irgendwo auf der Straße hüpfenden Raubvogel.
Planierungen lassen vermuten, dass im Windeignungsgebiet Willmersdorf – Tempelfelde weitere Windräder aufgestellt werden. Mein Fotohandy streikt. Aber wie saubere Energieerzeugung flächendeckend aussieht, wissen wohl die meisten (nicht).
Augen zu und durch bis Bernau.
Am Waldrestrand sogar eine Wegmarkierung gelber Querstrich. Geführt sind Wanderer leicht zu betrügen mit scheinbar intakter Natur.

Stillgewässer mit Schuss

16.01. 2019, 15 km mit Eckhard Knauer, WSV Rotation Berlin. Ab Melchow zum Großen Samithsee, an seinem nordöstlichem Ufer entlang und Richtung Nord zum Walpurgisbruch, am ehemaligen Flugplatz entlang gehangelt bis Finow

 

Trügerisch still: die Wege zu den Stillgewässern

Barnim, Forst zwischen Melchow und Eberswalde
Das Versprechen – Requiem auf den Wald

Östlich von Melchow verlaufen die gewöhnlich gewählten Wanderrouten Richtung Nonnenfließ, Spechthausen, Schwärze, Eberswalde. Wir gehen westlich der Bahnlinie.
Der offizielle Wanderweg aus Richtung Biesenthal – gelber Strich auf weißem Grund – ist hier mehr oder weniger ein ziemlich gerader Forstweg. Eigentlich für Radler.

Barnim, Forst zwischen Melchow und Eberswalde
Der Forst zwischen Melchow und Eberswalde

Dabei ist dieses Waldgebiet wie gemacht zum Streunen: eine Hügelkuppe an der anderen. Ideal für kleine Menschen mit kurzen Beinen. Verspielen die Minimenschen sich nun nicht zwischen den Minibergen, sind es keine 5 km zum Kleinen und Großen Samithsee.

Verlandung im Bereich Kleiner Samithsee
Verlandung im Bereich Kleiner Samithsee

Ein einzelnes Reh taucht ab. Vielleicht in den Grusegrund – mitten im Wald ist topographisch selten alles genau zu bezeichnen. Wir gehen gesittet, wenn auch nicht ganz nach der öden Markierungsstrecke und dankbar mit Führung, denn: ungewollt sind wir umzingelt. In allen Richtungen Autos wo keine Autos sein dürften. In Brandenburg ist Jagdsaison. Ein einzelner Schuss. Keine Täuschung.

Ansprechen der Wanderer, Forst zwischen Melchow und Eberswalde
Drückjagd mit falschem Ansprechen der Wanderer

Vom Ansitz wildes Winken. Es tönt unfreundlich: „…verschwindet – wir sind auf Pirsch…“ Hä? Weit und breit kein Hinweis. Wir sitzen nur wenige Meter entfernt vom asphaltierten Querweg und den überwachsenen Gleisen einer militärischen Anschlussbahn zum Flugplatz Eberswalde-Finow.

Bewegungsjagd, Forst zwischen Melchow und Eberswalde
Offensichtlich wenig los

Sowieso möchten wir aber weiter. Am Luch sitzt bereits wieder fest genagelt eine orangene Jacke.

Der Große Samithsee

nordöstliches Ufer Großer Samithsee
Nordöstliches Ufer Großer Samithsee

Das Naturschutzgebiet Samithsee ist ganz im Wald gelegen. Erlen, Birken, Kiefern-Buchenwald: ein breites, wildes und reich strukturiertes Luch mit Feuchtwiesen, Feuchtwäldern und Fließen hindert näheres Betrachten. Nichts gefrostet, um darüber zu schlittern – also bricht auch niemand ungewollt ein ;)) bis wir den See erreichen.

Biberfraß am Samithsee
Nachhaltig ringeln, leider immer die falschen Bäume. Wär wohl eine Erle geworden so wie das rötliche Holz aussieht…

Die Ufer an der Nordostseite sind teilweise steil. Von hier gelingt aber der Blick auf den See. Die Artenvielfalt von Fauna und Flora bleibt zu dieser Jahreszeit ein Geheimnis. Nur der Biber lässt grüßen und hält wohl gerade ein Mittagsschläfchen.

Samithsee
Abschiedsblick Großer Samithsee

Kunstraum Baum

Kunstgalerie Baum
Farbakzente
graue Flechten
Der kleine Rentierwald
Krustenflechten
Krustenflechten: Naturteppich

Das Walpurgisbruch

Walpurgisbruch
Walpurgisbruch, einstiges Angelgewässer – vielleicht wird auch nur der Frühling erwartet

Auf drei meiner Karten ist das Walpurgisbruch nicht bezeichnet, schlicht zu klein. Also bin ich hier doch noch nie herum geirrt nach einem gangbaren Weg.

Walpurgisbruch
Walpurgisbruch künstlich eingedämmt zu Teichen

Die im Internet als verwunschen angeprieseneTeichlandschaft ist zwar still, aber zu wenig ursprünglich wirkende Natur, um zu begeistern. Alles relativ junger Bewuchs. Die Photovoltaikanlage auf dem ehemaligen Militärstandort schimmert durch die Bäume.

Walpurgisbruch
Walpurgisbruch, am Rand relativ jung naturnaher Laubmischwald wie bisher im Forst vorherrschend: Buche, Birke, Kiefer.

Ein kurzes Picknick, dann über kleine Abgründe einer erst halb von der Natur zurück eroberten Müllkippe, quer durch wahrscheinlich das einst ganz natürliche Walpurgisbruch am ehemaligen Flugplatz Eberswalde-Finow vorbei. Wir gehen (deswegen gehen wir hier mit) einen kaum gangbaren Pfad.

Feuchtbiotop Nähe Walpurgisbruch
Feuchtbiotop, Rest vom Walpurgisbruch und/oder kleine, einstige Tongruben, irgendetwas Zerstörerisches jedenfalls

Mensch und Natur

Altlast
Altlast

Der Mensch stellt zu allen Zeiten den größten Einflussfaktor auf unsere Umwelt dar, auch wenn irgendwann das Gras darüber gewachsen ist. Die Erde vergisst nicht.

Das alte Flugplatzgelände Eberswalde-Finow
Zwischen Krieg und Frieden: das alte Flugplatzgelände Eberswalde-Finow

Wir landen am Sammelplatz der Jagd. Da liegt die Beute des einzig abgegebenen Schusses auf dem Bett von Brüchen. Wahrscheinlich war der Hund sogar besser als der Jäger. Brauchtum mit Jagd- und Parforcehorn, Hut vor dem Herzen. Als Unbeteiligte (wenn ich von meiner eventuellen Mitschuld als Teil einer verhindernden Wandergruppe absehe – oder waren wir vielleicht sogar die einzig erfolgreichen Treiber???) bezweifle ich, dass diese Beute stolz machen kann. Ein einziges Schmalreh, kein Stück Schwarzwild. Auch die Wölfe sollen Schuld haben.

Kehlbiss
Kleines dummes Reh, das hatte noch nicht „Bambi“ gelesen

Na gut, damit hat die freundlich Auskunft gebende Männergesellschaft teilweise Recht: Wanderer würden sich nicht an Warn- und Schutzschilder halten. Zumindest nicht die, die einmal drin sind im Gebiet, die müssen auch durch. Aber: Kommt nicht der Gedanke, es könnte nicht mehr genügend Rehwild geben in diesem kleinräumigen Revier? Die jungen Buchen, die zur Leibspeise des Rehwilds gehören, stehen prächtig im roten Laub.
Das Schwarzwild allerdings – verwandt mit unserem intelligenten Hausschwein – hat sich wohl schlauer als “fuffzehn Mann, jeder auf seiner Kiste” (frei nach Stevensons Schatzinsel) mit sichererem Instinkt in den riesigen Komplex von Feuchtbiotopen verzogen.

Halali. Collage
Halali (Panorama-Collage aus 2 Fotos, mit Dank an Regina Stauch). Im Hintergrund kein See, sondern die Photovoltaikanlage

Meine Gedanken kreisen um die Ernährung der rasant wachsenden Menschheit, unseren Fleischkonsum. Eine Halbtagswanderung wie die heutige gehört mit mindestens drei Proviantpausen (ohne Beten – gib uns unser täglich Brot…) nicht in die Rubrik Fastenwanderung. Meine selten gestillte Vorliebe für Wild hat mit der offensichtlichen Seltenheit der Tiere des Waldes gelitten. Im Silicon Valley wurden bereits ein bis zwei Fastentage eingeführt: zum Ankurbeln des Gehirns. Und an diesem Samstag wird in Berlin demonstriert: Wir haben es satt! Der Agrarindustrie den Geldhahn abdrehn. Es gibt immer auch Infostände zum Überdenken der gängigen Argumente für die Jagd.

Samithsee und das Luch gehören zum NSG Finowtal, in das eine → ähnliche Wanderung führte.

Rot und Rosa plus Grün

Auf der Suche nach modernen Formen politischer Aktion

Wer Demokratie sagt, meint Partizipation. Das ganz nach individuellen Interessen ausgerichtete Partizipationsrepertoire in der heutigen Gesellschaft ist ins Uferlose geraten. Wirksam im Sinne einer Teilhabe sind von daher weniger Parteien (deren Bandbreite zwingt dazu, völlig unverdauliche Kröten mit zu schlucken) oder Vereine mit ewigkeitsgültigem Anspruch.
Wenn auch nicht Wandern, aber Bewegung ist angesagt – nicht unkritisch!

13. Januar 2019. Jährliches Gedenken an die am 15. Januar 1919 ermordeten Sozialisten Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Dieses Gedenken stammt bereits aus der Zeit der Weimarer Republik von 1919 bis 1933.
Berlin Waldeckpark, ehemaliger Grenzstreifen, Fischerinsel, Petriplatz, Molkenmarkt, Parochialstraße, Voltairestraße, Strausberger Platz, Straße der Pariser Kommune, Frankfurter Tor: Sieben Kilometer im Regen auf der Suche nach den gelben Westen, in Gedanken an Rosa, an Menschen, die noch selbst die Weimarer Republik erlebt hatten und zuletzt den Knochenadler.

Seit 2013 jährlich in Berlin: 19. Januar 2019 Großdemonstration“Wir haben es satt!” Der Agrarindustrie den Geldhahn abdrehen! Etwa 10 km mit Ausgangs- und Endpunkt Brandenburger Tor

Berlin, Demo 13. Januar 2019

Berlin, Petriplatz, Haus der drei Religionen
Berlin, Petriplatz – es entsteht das House of One. Aber das stimmt so nicht: für drei Religionen. Und die sind in sich zerstritten. Noch haben wir eine offiziell gewaltfreie Gesellschaft. Aber ich bin nicht sicher. Nach rechts führt hier im Bild die Brüderstraße – am 18. März 1848 in Schlossnähe der Ausgangspunkt der Revolution.
Berlin, Ecke Jüdenstraße, Anti-Kriegsmuseum
Berlin, Ecke Jüdenstraße: unauffälliger und versteckter geht es nicht.
Berlin, Friedhof der Parochialkirche
Berlin, Friedhof der Parochialkirche – lautlose Welt
Berlin, Karl-Marx-Allee, Widerstand gegen den Verkauf
Berlin, Karl-Marx-Allee. Blühende Landschaften, aber unbezahlbarer Wohnraum (auch wenn DAS eben keine Hütten sind)
Berlin, Karl-Marx-Allee. Rosa, gelb, rot: Widerstand gegen den Verkauf
Bekenntnis und Widerstand. Radieschenrosa oder gelb. Gelb gezeichnet: früher in Europa die sozial Randständigen und Geächteten; in der Weimarer Republik: Farbe der Verräter, vgl. Wikipedia, Politische Farbe. Heutzutage: Bestandssicherung  ist einfach nur bunt – was allerdings erstaunt auf dieser ehemaligen Stalinallee.
Die Internationale
Die Internationale,  aktuelle Krisen und die Frage “Gibt es in Deutschland wirkliche Meinungsfreiheit?” Die Frage wurde nicht hier gestellt, sondern zeitgleich und mit über den Sport hinausgehendem Zusammenhang vom früheren Handballer Stefan Kretzschmar, kommentiert von inforadio am 15.1.2019 mit Sehnsucht nach den Zeiten als es nicht nur mainstream und noch keine überwachten sozialen Netzwerke gab.
Berlin, Demo, 100. Todestag von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht
Heute wehende Fahnen zum 100. Todestag von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Revolution, Evolution, dies und das Gegenteil. Fahnenwälder.
“… jede Nacht an einem anderen Ort ruhen, jeden Sonnenaufgang schon im Wandern begrüßen. Lockt Sie das? Ich wäre glücklich, Ihnen diese Welt vorzuführen…” – Rosa Luxemburg, Briefe aus dem Gefängnis.
Berlin, Demo, 100. Todestag von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht: rote Nelken
Öffentliche Großdemonstration vs. rote Nelken. Auch wenn es auf diesem Bild wie eine Einheit aussieht: der Bordstein dazwischen unüberwindlich.
Berlin, Demo, 100. Todestag von Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht: digital denken
Gelbe Westen so gut wie keine. Politischen Niedergang aufhalten mit unabhängigen sozialen Netzwerken und der ausgebeuteten Klasse der IT-Arbeiter oder mit denen, die auf dieser Basis eine fragwürdige Freiheit genießen?
Berlin, Demo, Blumen für Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht
Aufstehen.  Auf der Suche nach der neuen politischen Allianz
Berlin, Demo, Rosen für Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht
Rosen für Rosa im Regen

Bevor der kleine Trompeter sowohl auf der einen als auch auf der anderen Seite fällt: noch einmal viel, viel → ROT.

Berlin, 19. Januar 2019:
“Wir haben es satt!”

Der Agrarindustrie den Geldhahn abdrehen!

Aber JETZT! Turn! Turn! Turn! To everything there is a season: die andere Großdemonstration in Berlin am Samstag, 19. Januar 2019, zum Auftakt der Grünen Woche ab 11:45 Uhr am Brandenburger Tor

Wir haben es satt
Die Zivilgesellschaft trifft sich und bei allen wäre ein bedingungsloses Grundeinkommen in besten Händen
Was macht Musik revolutionär? Der Sound von 171 Traktoren auf der Straße
Der Sound von 171 Traktoren auf der Straße – lohnende Alternative, wenn Ultraschall, das gleichzeitige Festival für Neue Musik zu teuer ist
Massentierhaltung darstellen: Fläche im Verhältnis räumlich in Szene gesetzt. Trotz Leichtgewicht fühle ich mich etwas kopflastig
Man trifft sich und teilt: etwas Bergwaldprojekt, etwas Foodsharing, etwas Solawi: danke Thomas
Man trifft sich und teilt: etwas Bergwaldprojekt (darunter 2 Wanderinnen), etwas Foodsharing, etwas Solawi: danke Thomas für Teilhabe und Fotos!
Nahtlos verbunden mit allen Problemen unserer Erde. Foto Thomas W.
Nahtlos verbunden mit allen Problemen unserer Erde. Foto Thomas Wilemski

zurück zur Demo am 13.Januar 2019

Marathon der Glückshormone

10. Januar 2019, egal wie viele Kilometer, aber 5 Stunden und pro Stunde 3.600 Augenblicke des Glücks auf und neben dem W 70 im Fläming-Winterwald

Medewitz am 10. Januar 2019, 10:30 h. Copyright K.G.Brandler
Medewitz am 10. Januar 2019, 10:30 h

Berlin Moritzplatz: hier fängt der Tag niemals lustig an und er hört hier nicht lustig auf.
Berlin Alexanderplatz: Das Gestreusel auf meinem Laugengebäck reicht für das Glück des ansässigen Starentrupps. Stare sitzen auf meinem Rucksack, neben mir auf der Bank, picken mir aus der Hand. Ihr Glück wird mir hold sein – ich weiß es nun.
Brück, Baitz, Belzig: längst scheint die Sonne am strahlend blauen Himmel. Hoffnungsfroh registriere ich die kleinen Schneereste an den Bahndämmen.
Ab Borne: Zu zarten Mintgrünflächen hat der Schnee Wiesen und Felder überzuckert.
Medewitz: Es ist Winter in den rund 150 Meter hohen Bergen! Jetzt ohne Ziel und ohne Absicht einfach nur jeden Augenblick des Glücks genießen!

 

Medewitz: Schranke öffne dich!

Schnee in Medewitz. Copyright K.G.Brandler

Medewitz, bis die Schranke hoch geht. Copyright K.G.Brandler

Medewitz, Wanderwege 70 und 71

 

Die Springer Rummel südlich

Die Springer Rummel. Copyright K.G.Brandler

Die Springer Rummel. Copyright K.G.Brandler

Die Springer Rummel. Copyright K.G.Brandler

Die Springer Rummel. Copyright K.G.Brandler

Die Springer Rummel. Copyright K.G.Brandler

Die Springer Rummel. Copyright K.G.Brandler

Die Springer Rummel. Copyright K.G.Brandler

Die Springer Rummel. Copyright K.G.Brandler

Die Springer Rummel. Copyright K.G.Brandler

 

Kleinste Schätze an großen

Moose am Reichhelmstein im Fläming. Copyright K.G.Brandler

Moos am Elefantenstein im Fläming

Flechten und Tropfen. Copyright K.G.Brandler

Moospolster, blaugrün. Copyright K.G.Brandler

Gemeines Weißmoos. Copyright K.G.Brandler

Lebermoos. Copyright K.G.Brandler

Lebermoos

In Gedanken und mit herzlichem Gruß an das → Bergwaldprojekt, an Katarina, die so begeistert war von den Moosen im Labyrinth, an denen ich vorüber gegangen war mit Blick nur für große Spalten, an Katja, das schlaue Füchslein, und Veronika aus Biberach, die gar nicht wissen können, wieviel ich profitiert hab von der “kleinen Welt am Wegesrand”.
Eindeutig hier vielleicht das Gemeine Weißmoos. Sternmoos, Schönes Widertonmoos, Schönes Frauenhaarmoos – ohne lateinische Bezeichnung ist keine Verständigung möglich – hab ich gelernt… Zwei Fotos eines Lebermooses, im Mittelalter als Heilpflanze nach der Signaturenlehre similia similibus curentur (Ähnliches heilt Ähnliches) benannt. Gekostet und für gut befunden, denkbar: wir kaufen es demnächst industriell gezüchtet für den Supermarkt – leider auch dann noch schwierigst zu ernten so völlig ohne Stiel wie Moose → (auch für anderes zu nutzen) nun einmal sind.

 

Fläming-Winterwald

Fläming Winterwald. Copyright K.G.Brandler

Fläming Winterwald

Fläming Winterwald. Copyright K.G.Brandler

Fläming Winterwald. Copyright K.G.Brandler

Fläming Winterwald

Fläming Winterwald

Fläming Winterwald, Copyright K.G.Brandler

Reichhelmstein Fläming, Copyright K.G.Brandler

Elefantenstein Fläming. Copyright K.G.Brandler

Fläming Winterwald, Copyright K.G.Brandler

Fläming Winterwald Medewitz W71

 

Begrüßung und Abschied

Wolfsspur. Copyright K.G.Brandler
Wo die wilden Wölfe wohnen – ein einzelner Jungwolf aus Richtung Betonruinen, eine prächtige Fährte zur Begrüßung und hier die prächtige zum Abschied

Mit nachträglich großem Dank an Eckhard Knauer vom WSV Rotation Berlin, der in einem feuchten Sommer durch die Wildnis der Springer Rummel unvergesslich und nicht wiederholbar jenseits der Einzäunungen führte.

Februar

Aktuelle Outdoor-Ausrüstung mit Warnweste gegen Jagdunfälle und Pfefferspray bei Wolfsangriff
Nach Lage der Dinge für Single-Wandern empfohlen: Outdoor-Ausrüstung mit Warnweste gegen Jagdunfälle und Pfefferspray bei Wolfsangriff

 

Febr Route Art der
Wanderung
Besonderheiten km
3. Von Criewen nach Criewen
auf dem Oderdamm
WSV Rotation Berlin mit
E. Knauer
Richtung Polen eine kleine Oderflut,
die Brücke über die Oder in Stützkow gesperrt –
armes Deutschland…
14
6. Von Oderberg zum Denkmal Schlacht bei Zehden Solo zu zweit Gedächtnistest 18
12. Oderberg, Geistberg, Bardin, Pipelinebau N Stream 2 – jungfräulicher Schwemmsand der Weichseleiszeit, Bralitz, Bruch mit weit über 20 Singschwänen, Falkenberg Solo in Sonne Es hätte ein nicht gewöhnlicher Bericht aus herausragend schöner Landschaft werden können. Aber nach Zelt und Schuhen streikt zum wiederholten Mal das Fotohandy: Strecke daher gekürzt. 15
16. Kleist-Route Frankfurt/O und polnische Seite der Oder bei Kunersdorf/Kunowice WSV Rotation Berlin mit
H. Otto
Im Gedenken an die Schlacht von Kunersdorf 1759, an Ewald Ch. von Kleist und Heinrich von Kleist 24

 

Wild wandern mit WSV Rotation Berlin
20. Februar 2019. Wild wandern mit WSV Rotation Berlin – irgendein Fließ zum Krempsee überquert? Wenig Gelegenheit für Fragen…

 

20. Hammelspring – Etashof – Kremp-See, N – Vietmannsdorfer Graben – Vietmannsdorf mit Gärtnerhof Staudenmüller – Polsen-See, N – Dargersdorf –
Gut Gollin – Großer Gollinsee, N – Gollin mit sehr freundlichem “Krug”
WSV Rotation Berlin mit
E. Knauer
eine ausgeklügelte, wunderbar naturnahe Strecke, ohne Führung nur für erfahrene und am besten für sportliche Wanderer (ca. 25 km sollte man rechnen bis zu sicherer Abfahrt) 14
23. Polen
Górki Noteckie – die Santoczna (Zanze) entlang – Zdroisko – Santoczno – Łośno
WSV Rotation Berlin mit
E. Böhringer
Wanderweg durch das Naturreservat Zdroiskie
Buki – die Buchen von Zanzthal
20
24. Alt Hüttendorf – Senftenhütte – Chorin WSV Rotation Berlin mit
E. Knauer,
pur Natur, pur Sonne,
eine Seenkette entlang und
Solo vom Katzenberg nach Chorin
ca. 15

 

Moritzplatz Berlin 2019

Winter 2019, Berlin, U-Bahnhof Moritzplatz

Wanderer, Wanderarbeiter, Nomaden.
Ringsum auf dem ehemaligen Mauerstreifen Residenzhäuser und Neubauten.
Verdichtung ohne Lebensqualität nicht nur für Wohnungslose. Zille lässt grüßen. Fahrt im Rollstuhl durch eng bebaute Straßen ohne Bäume, vorbei an den neuen Häusern mit goldenen Schildern “Betreten und Hausieren verboten”, sucht einen öffentlichen Spielplatz mit naturnahem Ambiente!
Passt nicht in eine Großstadt? Natürlich nicht, wenn es auf Städtewachstum mit neuen (wie nachhaltigen?) Arbeitsplätzen, das Steigern der Ansprüche und des Konsumniveaus, also des Wirtschaftswachstums ankommt. Nach uns die Sintflut.

 

Mühlrose, 18.11.2017
Miłoraz (Mühlrose), 18.11.2017

PRIMA! Brandenburg hat es in diesem Januar 2019 geschafft:

Abbaggern von Mühlrose ist beschlossen

Zur → Erinnerung an das sorbische Dorf eine Wanderung 2017 zum Braunkohletagebau Nochten, kontrovers schon damals:
Geld verdienen vs. Erhalt von Natur, Landschaft und sorbischer Kultur
“Heimat” hinter dieser Hecke – man sieht es: lange schon ein Wort ohne Inhalt

 

 

 

Januar

Licht in die Nacht

Zeichnung eines Siebenjährigen
Zeichnung eines Siebenjährigen.
Über sein Leben entscheiden wir.

Ruhrkohle erledigt. Hambacher Forst vielleicht gerettet. Nun zu den Stromtrassen durch Thüringen. Und zur Atommüll-Endlagersuche in Ton, Salz oder Kristallin (Granit). Ah: die Lausitz! Der Braunkohleausstieg könnte endlich kompensiert werden. Nicht vergessen: trotz Bürgerbeteiligung kein Vetorecht! Was geht’s uns an: Inbetriebnahme 2050 und a bissel “Veränderungssperren” im Vorfeld (sieht vielleicht sogar höchst grün aus). Leider malochen diejenigen, deren Kinder das betreffen wird ohne die Zeit im Zeichen der Energiewende zu denken. Das wär was! Es könnte ja ein alternativer Lebensstil, eine andere Lebensqualität in den Fokus geraten – ohne industriellen Raubbau, Wachstumsökonomie etc. Erfolge auf dem Arbeitsmarkt und politisches Wollen im Sozialstaat haben schwarze Seiten – auch ohne Kohle.

Samstag 26. Januar 2019 Schneewolken, Nebel oder was über Berlin? Feinstaub und Stickoxide!
26. Januar 2019 Nähe geografischer Mittelpunkt von Berlin. Rauchende Frau im Schmutznebel auf der Bank.

Schneewolken, Nebel oder was? Dicht und stinkend. Die Fenster längst geschlossen. Ich wollte in die Natur und sitze apathisch hinter schmucker Fassade. Deutschland gestaltet Zukunft: mindestens 3 % Wirtschaftswachstum. Politischer Streit um Grenzwerte von Stickoxiden und Feinstaub. Unsere alltägliche Habgier…

 

Jan Route Art der
Wanderung
Besonderheiten km
10. Fläming auf dem W70 Solo Marathon der Glückshormone ca. 16
13. Berlin Mitte Solo mein Versuch politisch zu denken ca. 7
16. Samithsee, Walpurgisbruch WSV Rotation Berlin mit E. Knauer mit aktiver Jagdgenossenschaft 15
19. Berlin Mitte
der 13. Jan. konkret Grün fortgesetzt
Großdemo Fremde und Freunde:
“Wir haben es satt”
Der Agrarindustrie den Geldhahn abdrehn!
ca. 10
30. Werneuchen
Bernau
Solo gefrorene Felder unter strahlender Sonne ca. 20

 

2019

Von 2018 nach 2019
Von 2018 nach 2019: ich wünsche ein sanftes Sausen.

Falsche Fahrt, falsche Fährten

27.12.2018, ca. 15 km Solo zu zweit von Jeber-Bergfrieden nach Stackelitz, beides Sachsen-Anhalt, nicht konsequent Zickzack durch den Hohen Fläming, konsequent gerade nach Medewitz in Brandenburg

Das Versprechen: Spur der Steine I, Flämingbuchen, Damwild, Blaubeeren ohne Beeren, Springer Rummel.

Es spielen mit:
eine Abo-Fahrkarte 65+ und eine Fahrkarte bis Belzig.
Eine Schaffnerin, die im Zug wortreich eine Nachlösekarte Wiesenburg oder Medewitz, also bis Medewitz verkauft. Wir fahren nach Medewitz.

Jeber-Bergfrieden
Himmel und Hölle: was ist das für ein Bahnhof?

Fahren, fahren. Vorbei an der Kirchenruine Schleesen. Fahren.
Ein Zugführer der gute Laune hat und uns bei Ankunft in Jeber-Bergfrieden, Sachsen-Anhalt, eine baldige Rückfahrt nach Wiesenburg anbietet. Ebenfalls ohne Halt in Medewitz.

Wir wandern. Im Fläming bestes Wetter, fast Sonne. Siehe da: direkt auf der Spur der Steine.

Spur der Steine, Fläming
Alles richtig!
Richtung Stackelitz
Richtung Stackelitz
Fläming, Sachsen-Anhalt
Vorwärts immer, rückwärts nur mal gucken

In Stackelitz

Kolonistenhaus Stackelitz
Kolonistenhaus aus alten Zeiten
Stackelitz, Fläming
…hier zumindest der Sandstein noch älter.

Sprechende Steine. Spiegelnd poliertes Gold. Mir kommt der böse Gedanke, die Häuser zu zählen. Niemals wäre ich auf die Idee gekommen, ein Dorf wie Stackelitz so genau anzuschauen. Ein Straßendorf – die alten Toreinfahrten verbinden von Haus zu Haus. Die Bausubstanz seit Jahrhunderten selten verändert, nur versteckt hinter ein bisschen farbiger Hoffnung, hoffnungslos.

Grenzland, kurbrandenburgisch - kursächsisch, Brandenburg - Sachsen-Anhalt
Kurbrandenburgisch – kursächsisch, heute: Sachsen-Anhalt, Grenze zu Brandenburg
Kirche Stackelitz
Seitlich noch mit zwei ursprünglichen, romanischen Fenstern

Bis zum Kirchlein von Stackelitz auf der Spur der Steine.
Hinter der Kirche zeigt uns ein Stein den Stinkefinger: falsche Fährte. Zu gut weiß ich, dass der Fläming wirklich bestens ausgeschildert ist. Aber irgendwann, irgendwo, irgendwie ist Ankunft garantiert. Karte und Kompass vorhanden, nur das Gefühl für die Streckenlänge ist bei Solo zu zweit nicht gleich.

Stinkefinger

Es spielt ziemlich bald mit: eine Familie aus Richtung eines Denkmals. “Das MUSS auf dem Plan eingezeichnet sein.” Isses nich. Mehr weiß niemand. Viel Glück!

Platz ohne Hirsch
Platz ohne Hirsch – ein Gefühl: einmal war ich hier schon…

Bestes Wetter, fast Sonne – wenn nicht nur Wald wäre.
Versprechen eingelöst: von rechts nach links und noch einmal von links nach rechts ein Rudel Damwild mit Hirsch, Tieren und Kälbern.

Ein Grenzstein? Inschrift: F.A.C. 1727
Ein Grenzstein? Inschrift: F.A.C. 1727 oder so ähnlich. Friedrich August Cursachsen???
Nicht der Elefantenstein, aber ein Elefantenbaby
Der Elefantenstein liegt ganz woanders. Aber das Elefantenbaby gefällt mir sowieso besser

Es spielt mit: ein künstlerischer Kettensäger. Mit Auto. Also Vorsicht und nein, nein, nein: warum soll ich erst nach Setzsteig? Die Steine und die Springer Rummel liegen nordwestlich. Ich bin oft genug zu weit gelaufen.

Kettensäger im Fläming
Begegnung der unerwarteten Art

Bestes Wetter, fast Sonne – wenn nicht nur Wald wäre. Und sich kreuzende Wege – nicht wie die berühmten Märchenkreuzungen in drei Richtungen, nein: wiederholt zwischen vier bis sechs Möglichkeiten.

Blaubeertriebe
Blaubeertriebe
Fläming
Schwierig, sich zu einigen…
Flämingbuche - ich hoffe, mit dem besonderen Fläming-Gen
Flämingbuche – ich hoffe, eine mit dem ganz besonderen Fläming-Gen…

Versprechen eingelöst: Blaubeerkraut en masse. Flämingbuchen, inselartig im unendlichen Wald verteilt.
Jetzt bitte Bahndamm als Orientierung. Irgendwann, irgendwie landen wir viel zu weit zurück in Schleesen, Landschafts- und Gartenbau Stackelitz. Aber in Brandenburg waren wir auch schon.

Es spielt mit: fahrend im Auto ein Begeher (verharmlosend für Jäger), dann aber nach Fährten spürend. Imaginär vier Jungwölfe. Imaginär der tote Förster von Spring und der neue Waldbesitzer Baron XYZ.

Tja, nun sind wir wiederum näher an Medewitz als an Steinen und Rummel.

Isolator
Wenigstens noch ein Porzellanisolator. Angeblich eine künftige oder sogar schon heute seltene Antiquität.

Es spielt mit: ein Mensch in weißen Hosen Richtung Bahnhof. Ah, ein Einheimischer. Dann fährt jetzt ein Zug! Der Mensch stellt sich als “auch” Wanderer vor. Woher, wohin – wir wissen es nicht. Der Zug fährt trotzdem gleich.

Einige Versprechen nicht eingelöst.
Für die Fahrkarte ab Belzig bis Belzig keine Zusatzzahlung, aber zusätzliche Fundstücke im und am Rucksack: eine Astrinne, eine braune Miniarzneiflasche zugeschraubt, eine weiße Porzellantülle. Spannend war es für beide Fahrkarten. Und einsam, trotz der sehr unerwarteten Mitspieler.

Weihnachten 2018

25.12.2018, mit dem Wandersportverein Rotation Berlin und Wolfgang Pagel am Rande der Märkischen Schweiz entlang, sehr zentral über die Stobber an der Eichendorfer Mühle, durch grüne Waldweihnacht zum einstigen Kloster Altfriedland und durch das windige Oderbruch zum Bahnhof Neutrebbin in einen warmen, leeren Zug bis Eberswalde. Wie die Gänse zu Weihnachten gestopft bis Berlin.

Die Wanderer und die Nomaden

Verzeiht, wenn ich zunächst jenseits dieser Wanderung und nach einer unruhig verbrachten Nacht nicht sofort von der traumhaft schönen Landschaft der Märkischen Schweiz berichte und nicht von meinem diesjährig letzten Wandern mit unserer Wanderleiterfamilie Pagel: wie immer auf überraschenden Wegen minutengenau berechnet für insgesamt 26 Kilometer. Heute, in der Stille eines grauen Morgens, der wieder in die Federn drückt (obwohl auch heute der Wanderplan eine Fluchtmöglichkeit anzeigt) erst einmal das, was mir im Kopf herum schwirrt nach den Bildern vom frühen Morgen des 25.12.2018.

25.12.2018, 6:30h Moritzplatz Berlin
Der 25. Dezember, als Tag der Geburt Jesu Christi ein Hauptfest des Kirchenjahres seit dem Jahre 354: kein Platz in der Herberge.

Woher der Wind weht: vielleicht wäre ihnen der Datenschutz schnurzegal, doch ich fotografiere nicht die gegenüber liegende, dichte Reihe der bereits aufgewachten oder nie zu Schlaf gekommenen Menschen.
Direkt auf dem Bahnsteig virulenter Drogenkonsum. Auf anderen Bahnhöfen wohl eher die Einzelgänger.

Weihnachten 2018 U-Bahnhof Berlin

Zu früh gekommen, umkreisen ich und bald darauf wir Wanderer das kalte Lichtgefunkel in Berlin Lichtenberg mit Weihnachtserzählungen von anderswo.
In der großen Leere sitzen Menschen unauffällig auf den Bänken, unauffällig im Schatten der Treppen. Nicht Reisende, Nomaden.

Bahnhof Lichtenberg 25.12.2018, 7h
Sieben Stunden später:
Wir Wanderer haben als Gruppe, die einen langen Tisch belegt, nicht ausreichend verzehrt, um der Geschäfts-“Philosophie“ unserer Zeit zu genügen. Nein, nicht nur auf dem Boden des einstigen Zisterzienserinnenklosters Altfriedland: solche Art Weihnachten gibt es das Jahr über an immer mehr Orten. Einfach ist einfach zu einfach. Genügend ist nicht genügend.

Abseits von der Jagd nach großem Profit: vielleicht wäre es in Zeiten der sozialen Spaltung wieder Zeit für die einst tragfähige Geschäftsidee ganz nebenher: → „Hier können Familien Kaffee kochen“, Besinnlichkeit inklusive.

Genug ist nicht genug
Du musst nicht über Meere reisen, musst keine Wolken durchstoßen und musst nicht die Alpen überqueren. Der Weg, der dir gezeigt wird, ist nicht weit. Du musst manchmal nur Deinem Nachbarn entgegengehen.
Bernhard von Clairvaux – leicht abgewandelt eingedenk mancherlei Unverständnis in der besten aller Welten.

Weihnachten mit Wind, Wasser und Wald

Wind und Regen beo Obersdorf, Märkische Schweiz
Der Wind bläst über die Felder von Obersdorf, wir wehen trotzdem nicht davon, aber nass  – nass ist es.

Entlang vom Obersdorfer Voder- und Hintersee

Am Obersdorfer Vorder- und Hintersee gehen wir entlang einer imaginären Grenze zwischen Märkischer Schweiz und Märkisch Oderland: zwischen Bergen und dem einstigen Binnendelta der Oder, das Friedrich II. in der Mitte des 18. Jahrhunderts zumindest von unten her trocken legen ließ.

Buchenteppich

Dann geht es bergauf, bergab direkt in die Berge und durch die Täler im Naturpark Märkische Schweiz: landschaftlich von immer wieder überraschender Vielfalt auf so kleinem Raum.

Hermersdorfer Forst

Die Eichendorfer Mühle im Stobbertal

An der Fischtreppe von der Eichendorfer Mühle

…und staunend hört das Publikum: mit dem Namen Stobber oder Stöbber ist es so eine Sache und der Fluss hat noch mehr komplizierte Eigenheiten mit zwei Fließrichtungen auf der Nordsee-Ostsee-Wasserscheide. Am besten noch einmal → nachlesen.

Ein Namensdurcheinander: Stobber oder Stöbber
Nach 1990 wurden Fischtreppen in dem hier naturnahen Stobber angelegt – die Stauanlagen der Mühlen hatten lange den Durchlass für wandernde Fischarten verhindert.

Vom Biber gestaut

Der gegenwärtige Stau ist allerdings kein Mühlenstau: Meister Bockert, der geschützte Biber nagt und nagt erschreckend überall auf unserer Wanderung.

Brücke an der Eichendorfer Mühle
Romantisch einsam und von Gegenwart unberührt wirkt → die Eichendorfer Mühle bis heute: auf den ersten Blick ein Sehnsuchtsort für Naturliebhaber.

Wehr an der Eichendorfer Mühle

Die Mühle soll häufig von Joseph Freiherr von Eichendorff, dem Wanderer und Dichter der Romantik, einem Nachfahre des Mühlenerbauers Peter von Eykendorff (1343), besucht worden sein.

Gemäuer an der Eichendorfer Mühle, Märkische Schweiz

Erhalt und Zugänglichkeit garantiert heute ein Verein mit zeitweiliger Betreuung  von Menschen mit Suchterkrankungen. Süchtig nach Natur gebe ich zu: mit dem Blick auf das alte Gemäuer und beim Rauschen des Wassers schwappt stets etwas Neid auf mich über.

Dachsberge und Dolgensee

Naturpark Märkische Schweiz

Nicht immer sind die Wege noch gut gangbar. Das Auge hat voll zu tun, um zwischen Boden und Blick in manchmal bizarre Natur ab und zu auch noch eine Ansicht fürs Bild zu finden. Und obwohl sich bis zum Dolgensee neben uns ein Feuchtgebiet als kleine Seenkette hinzieht – der heiße Sommer 2018 hat ein vernichtendes Werk getan.

Unendliche Trockenheit

Das Memento mori der Natur – die unendliche Geschichte von verzweifeltem Vergehen und glücklicher Wiedergeburt…

Naturpark Märkische Schweiz

Wurzelungetüm in der Märkischen Schweiz

Ja. Und höchstwahrscheinlich entspricht unser Alltagsgehirn ganz genau der Größe von dem des Bibers.

Dolgensee mit Biberfraß

Dolgensee mit jungem Biberfraß

Von der Seenkette hoch nach Karlsdorf

Karlsdorf und Altfriedland

Backofen Napoleonseiche und Lampendeko

In Karlsdorf zu sehen sind ein alter Backofen, rechts eine der außergewöhnlichen Leuchten entlang der Dorfstraße und mittig die kugelrunde Krone der monumentalen Eiche von Karlsdorf. Napoleon Bonaparte (1769–1821) soll 1812 auf seinem Feldzug gegen Russland unter dem Baum gerastet haben. Was soll’s. Diese Napoleonseiche wird auch Franzoseneiche genannt. Ich will sie Franzoseneiche nennen, denn dieser Kraftbaum hat mit Sicherheit mehr zu tun mit der französischen Revolution von 1789 und den gerade für Preußen so entscheidenden napoleonischen Befreiungskriegen.

Gehöft ind Karlsdorf
Es ist zu sehen, dass Karlsdorf und Altfriedland alte preußische Koloniedörfer am Rande des Oderbruchs sind.

Wehende Gardinen in Karlsdorf

…und erst kürzlich auch eine andere Zeit zu Ende ging und der Wind gerade heftig ins Haus weht.

Klostersee Altfriedland
Am Klostersee liegt das ehemalige Zisterzienser-Nonnenkloster von Altfriedland. Die Kirche ein sichtbar stark veränderter, frühgotischer Granitquaderbau, gegenwärtig teilweise eingerüstet…

Gemäuer der Klosterkirche Altfriedland

…das Refektorium des Klosters mit Sternengewölbe aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts.

Sterngewölbe im Zisterzienserinnenkloster Altfriedland

Überlebenskampf

Die Klosterschänke freilich ist heutzutage nicht mehr für jedermann. Etwas schwächlich versucht hinterrücks der Igel von Haut, Knochen und Federn einer längst toten Meise wieder auf die Beine zu kommen. Und auch ich versage mit meiner Gier nach Foto anstatt an das Äpfelchen in meiner Tasche zu denke.

Ich sag’s ja: Bibergehirn.

An Stobber und Barschgraben

Totale Langeweile im Oderbruch

Unser Rückweg durch das Oderbruch geizt mit Landschaftserlebnis. Einer anderen Jahreszeit oder Witterung ist vielleicht mehr abzugewinnen. Manchmal allerdings Katastrophe: die Geschichte eines plötzlich aus dem Schilf heraus angreifenden Stechfliegenschwarmes dürfte früheren Mitwanderern unvergesslich sein.

Am Stobber Richtung Neutrebbin

Zu anderer Jahreszeit bildet das Altfriedländer Teich- und Seengebiet das Zentrum eines Europäischen Vogelschutzgebietes, jetzt und hier nur großes Schweigen auf dem Wasser und in der Luft.

Urgewalt

Zum Erlebnis werden an den Ufern des Barschgrabens die von Urgewalten geformten Monster und Gespenster, ineinander verkeilt, sperrig wehrhaft, verzweifelt sich reckend und streckend dem Untergang geweiht.

Weidengespenster

Ab und zu eine Erinnerung an das einstige Niedermoorgebiet und das versumpfte Gebiet von Stobber und Alter Oder bis der Weg endgültig hinter dem breit strömendem Stobber trist und grau bis Neutrebbin verläuft, am weihnachtlichen Nachmittag glücklicher Weise bereits in der Dämmerung mit dunkler und dunkler werdendem Himmel…

Wie der Ursprung: Sumpfland

…in die Weihnachts-Nacht

Neutrebbin am Weihnachtsabend
Neutrebbin: ein heller Stern strahlt in die Nacht. Und das soll als Zeichen dienen, ein Kind zu finden, das in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt, denn es gab keinen Raum in der Herberge.
Ein Weihnachtsmärchen für Kinder, das mit einer Bescherung endet. Doch die Geschichte setzt sich unabweisbar fort bis zur Kreuzigung, erinnert an das, was Menschen von Menschen angetan wird. So sehe ich in denen, die mir heut morgen begegnet sind dieses Kind und mehr noch die Mütter, die Besseres hoffen und nichts besser machen konnten.

Biblia pauperum in Raum und Zeit : das Christkind in der Krippe
Mit ganz besonderem Dank an Antje Fricke-Steenbock, die wie wir alle tastend in völliger Dunkelheit, mir nun dieses gelungene Foto zur Verfügung gestellt hat

Mit der christlichen Weihnacht wird wohl doch etwas mehr von jedem von uns erwartet als es im heidnischen Ursprung des Weihnachtsfestes angelegt ist.
So schließt sich der Kreis vom heutigen Morgen, über diesen Tag hinweg zu diesem Abend. Eine Frage nach dem Glauben eines jeden erübrigt sich.

In den Kieten

12. Dezember 2018, Solo zu zweit. Wegelos in den Kieten bei Bad Belzig, in etwas Wald, viel Feld, mit viel Auf und Ab, letztendlich noch einmal in und um die Burg Eisenhardt: schlappe 14 km, trotzdem total kräftezehrend und jetzt knülle…

 

Terassenartig angelegte Felder - wahrscheinlich würden die Rummel sonst den Acker "fressen"
Terassenartig angelegte Felder – wahrscheinlich “fressen” die Rummel sonst zu viel Acker

Die Besonderheit des Flämings, die → Rummel, heute Trockentäler: während der Schneeschmelzen in der Weichseleiszeit haben sich reißende Bäche in den ringsum gefrorenen Boden tief eingegraben. Bis heute fließen Schmelz- und Regenwasser (falls es sie gibt in Zeiten des Klimawandels) von den Höhen genau in diese Senken.

Die Kieten versteckt
Die Kieten versteckt

Die Kieten, eine Rummel südöstlich von Bad Belzig: vor Jahren waren sie noch auf den Wegweisern verzeichnet, auch dann noch als auf dem abzweigenden Weg Richtung Preußnitz und Kranepuhl nur von oben die kleine Brücke auszumachen war.

Brücke über das einstige Wasser der Kieten
Brücke über das plötzliche Wasser der Kieten, das Tal hier inzwischen weit ausgespült

Aus Richtung Bahnhof kommend, habe ich nichts mehr von den Kieten gelesen. Und doch ist es für mich eine der mir liebsten Rummel – seit langem wild belassen, nur im Winter begehbar, wahrscheinlich manchmal sogar streckenweise mit Wasser – zumindest ich habe es schon patschenass erlebt. Einmal noch wollte ich diese Rummel gehen. Es trafen sich ganz passend zwei “wünsch dir was”. Zunächst ermutigende Blicke aus den Höhen, dann hinunter mit dem unbedingten Glauben: wir schaffen das.

Die Kieten, einst der tiefste Abschnitt, jetzt eher von der Seite her in das Tal zielend
Die Kieten hinter der Brücke, einst der tiefste Abschnitt, irgendwann haben die Wetter aber das Wasser von der Seite her ins Tal gedrückt

Die Natur darf hier nichts als Natur sein. Das Rehwild tritt schmale Pfade und lässt kleine Hörnchen liegen. Vogelnester in greifbarer Höhe, hängende Nester – die Haselmaus oder wer?

Die Kieten bei Belzig

Junge Wildnis: drüber und drunter, hoch und runter. Klettern ist angesagt.

Die Kieten bei Belzig

Die Kieten bei Belzig

Die Äcker haben den Kieten den ursprünglichen Wald bis zum Rand abgetrotzt. In der Folge brechen die steilen Hänge ab, Erdrutsche bilden breite Mulden.

Die Kieten bei Belzig

Die Kieten bei Belzig

Der Ausgang der Kieten in Sicht, aber irgendwie setzt sich diese Hauptrummel mit Acker- und Straßenunterbrechungen in schlängelnder Ost-West-Richtung fort bis zur Bahnstrecke. Später ist dort im steilen Bergauf-Bergab zu merken: Tal und Damm wurden nordsüdlich schneidend in diese Landschaftsformation richtig hinein gequält.

Der Ausgang der Kieten in Sicht

Jetzt zehrt aber erst einmal das Wegelose Richtung Kranepuhl an den Kräften und hängt an den Schuhen.

Bodenschwer

So harmlos die Landschaft von den Ackerflächen aus wirkt: im Wald rummelt und rammelt es namenlos weiter hoch und runter – ein einziges Gewirr von zahllosen, dieser für den Fläming so typischen, tiefen Trockentäler.

Tiefe Täler ohne Namen
Ohne Weg und ohne Namen, auf dem Foto das Kraut so irritierend hoch wie die Bäume in der Tiefe

Wie die Kieten verlaufen auch hier die Täler in Ost-West-Hauptrichtung. Wer die wenigen Wege meidet, hat Probleme.

Steine , Steine, Steine
Steine –  in allen Größen, von der Nässe mit wundervollen Farben, an den Seitentälern oft zum Schutz vor der Erosion aufgeschichtet
Sogar ein Näpfchenstein - eindeutig von der Natur geschaffen
Sogar ein Näpfchenstein, ringsum eingedrückt, also eindeutig von der Natur geschaffen
Zu dieser Jahreszeit leckeres Mus zum Naschen
“Oben” an den Wegen leckeres Mus zum Naschen
...und süße Winteräpfel
…und süße Winteräpfel

Bergholz und Borne sind uns schnuppe geworden. Die Biege nach Grützdorf streichen wir auch, schleppen uns auf kürzestem Weg zur Burg Eisenhardt.

Burg Eisenhardt mit Blick auf Belzig
Burg Eisenhardt mit Blick auf Belzig

Erlebnisreich und sehr lesesteinreich. Und eine echte Berlinerin hat zum ersten Mal den Hohen Fläming erlebt. Das ist doch was!

Mit dem Wandersportverein Rotation Berlin in → die Lobbeser und Neuendorfer Rummel

Die Königstour

8.12.2018, Folge 9 der Wanderungen “Perlen der Prignitz”, Königsgrab und Opferstein. 28 km mit dem WSV Rotation Berlin, geführt von Wolfgang Pagel und Werner Schulz.
Es war die Königstour dieses Jahres, eine Reise im düsteren Zauber der spätherbstlichen Natur, in weit zurück liegende Vergangenheit, mit lebendig gewordener Mythologie: mit küssenden Pferden, wärmender Totenkammer und himmelsdunklem Abendtrunk aus der Opferschale. Wie soll ich DAS beschreiben!?

 

Prignitz: Karpfenteich bei Horst
Prignitz: Karpfenteich bei Horst

Von Groß Pankow “Am Karpfenteich” zum Karpfenteich – unbedingt. Skeptische Frage von rückwärts aus dem Wegelosen: “Is da Wasser?”, müsste heißen “Is da Weg?” Das Wasser liegt inmitten von Sumpf.

Alles Kulturland oder was?
Aber eigentlich ist alles erschlossen
Natürlich gibt es viel lustigere Fotos, aber: die Welt sieht mit...
…wie man sieht. Natürlich gibt es lustigere Fotos, aber dann recherchiert eines Tages der Arbeitgeber etc. etc…

Das Abweichen vom Wege führt trotz allem nach Horst, wenn auch direkt durch ein einstmals herrschaftliches Gehöft anstatt daran vorbei.

Die himmlische Begegnung

Bote der Götter
Bote uralter Götter – nur in alten Zeiten ? – ein dem Menschen ebenbürtiges oder sogar überlegenes Wesen, eng mit der Geisterwelt verbunden

Gesegnet seien die Geister und die Abweichung: dem weißen Pferd, einst Opfertier und zutiefst verehrt als Bote aus der Anderswelt wären wir nie begegnet, niemals hätte mich ein Pferd geküßt, dann als die “Wanderwelt” bereits verschwunden war hinter den verfallenen Ställen.

Erste Boten der Vor- Früh- und anderer Geschichte(n)

Ungeklärt
Ungeklärt: Steine, Wall und Weiher.  Praktische Nutzung durch die Steinschläger für den Chausseebau?

Durch die Felder, vorbei geeilt an dieser wohl einst vor- und frühgeschichtlichen Anlage Richtung Dömnitztal…

Die Dömnitz
Die Dömnitz, kurz vor echter Strömung ausufernd in Sumpfland

Vor Mündung der nun flott fließenden Dömnitz in die Stepenitz ganz in der Nähe der sagenumwobene Teufelsberg und die “Schwedenschanze”. Aber so erschröckliche Geschichten wie vom Geräderten nahe Bahnhof Groß-Pankow sollen erst einmal vergessen sein: es drängelt zum Frühstück unterm Rad am neuen Radweg.

Frisch gestärkt auf geradem Weg nach Wolfshagen: das Barockschloß und einiges Gut gut saniert. Die Mühle verharrt im Zustand der Umwandlung. Es fehlt der gestiefelte Kater.

Umwandlungsbüro mit Bitte um Spenden für den Erhalt der Wassermühle
Umwandlungsbüro mit Bitte um Spenden für den Erhalt der Wassermühle

Die Spannung wächst Richtung Seddiner Königsgrab – aber bitte keinesfalls straight! Überall ist Grabesland! Überpflügt, überwachsen, vergessen liegen die Gebeine aus der ewig langen Menschheitsgeschichte: 40 Hügelgräber wurden einmal im nahen Wald des Dorfes registriert. Elf Gräber sind erhalten.

Hügelgrabfeld, verborgen in einem kleinen, relativ jungen Wald
Verborgen in einem kleinen, relativ jungen Wald

Einige der Hügelgräber sind schnell entdeckt, entweder entblösst bis zur oberen Steinpackung oder überdeckt von Erde, immer mehrschichtig beides. Bäume wurzeln, wo damals weit übers Land geblickt werden konnte. Es ist anzunehmen, dass diese Ritualorte immer auch Landmarken gewesen sind.

Blick durch den Regen Richtung Königsgrab Seddin
Blick durch den Regen Richtung Königsgrab Seddin, auch als bewaldeter Hügel heute noch weithin sichtbar

Das Königsgrab von Seddin ist längst zu sehen über die Felder hinweg. Neue, einen Gasleitungsbau begleitende Grabungen legten hier nicht nur bronzezeitliche Funde, sondern auch Steinzeitliches frei.

Archäologie praxisnah
Archäologie praxisnah

Die “Perlen der Prignitz” schlummern in geheimnisumwobenem Land, in das die mittlerweile 10. Wanderung des Wandersportvereins Rotation führt. Nur wenige “Perlen” sind in dieser Abgelegenheit unter 30 Kilometern und manches nur per pedes zu finden.

Das Königsgrab von Seddin

Die Hügel vom Königsgrab
Königsgrab von Seddin, mit 10 m Höhe und ca. 75 m Durchmesser das größte bronzezeitliche Bauwerk Nordeuropas
Eingang zur Grabkammer Herrschergrab Seddin
Eingang, Rekonstruktion – original sind die Wandsteine der neuneckigen Grabkammer

Hier am Herrscher-Grab in der Prignitz bei Seddin möchte ich mich zurückhalten mit meinen Träumereien in der Steinkammer. Bis zur Entdeckung 1899 wurde bereits viel geträumt von den Schätzen eines Königs namens Hinz. Das sind die Märchen. Die Wirklichkeit dürfte regional so schrecklich gewesen sein wie unsere Gegenwart global: Kriege, Verwüstungen, Tod – offensichtlich aber unter “Hinz” eine Blütezeit.

Lebendig zu dritt, copyright Wolfgang Pagel
Passt. Keine drei Urnen, sondern lebendig zu dritt in Hockstellung, copyright Wolfgang Pagel

Perlschnurartig ziehen sich ca. 150 Gruben aus hitzerissigen Steinen in Ost-Westrichtung etwa 50 m vor dem Königsgrab durch das Feld. Nach Radiocarbondatierungen erfolgte ihr Bau kurz vor oder gleichzeitig mit dem Monumentalbau des Grabes um 900 v. Chr. – alles spricht für eine rituelle Deutung.

Rekonstruktion der Grubenreihe
Rekonstruktion von 80 Gruben aus der ca. 250 m langen Grubenreihe

Gegenwärtig erstrecken sich archäologische Forschungen auf die gesamte, das Grabmal umgebende “Rituallandschaft”. Wir wurden aus erster Hand bestens informiert (unser aller Dank an Werner). Von diesen Untersuchungen ist mit etwas Rechercheaufwand ebenso ausgiebig zu lesen, aber seht vor allem selbst!

Rituallandschaft Seddiner Königsgrab
Rituallandschaft, links das Seddiner Königsgrab

Der lange Weg zum Opferstein

Kein Hügel mehr, aber eine Steinsetzung
Der Blick ist geschärft: kein Hügel, aber eine Steinsetzung

Quer an den abgeernteten Ackerkanten entlang geht es zur einsamen Straße und knappe 10 km** weiter zum Opferstein. Nein, die breite, einst flößbare Stepenitz ist nicht zu überqueren – erst in Kreuzburg.

Prignitz: Erdachse Kreuzburg
In der Prignitz die Erdachse in Kreuzburg
Tal der Stepenitz von der Brücke Kreuzburg aus gesehen
Tal der Stepenitz von der Brücke Kreuzburg aus gesehen

Dort noch einmal hinunter zur Stepenitz, dann parallel zu ihrem Lauf durch viel herrlichen Wald.  Der graue Tag geht in frühe Nacht über. Das Gefühl, im Kreis gelaufen zu sein, trügt nicht. Scharfe Biege an der Mündung der Panke. Natürlich nicht die Berliner, sondern ein kleines Nebenflüsschen der Stepenitz – alles Wasser allerdings nur auf der Karte sichtbar. Wir laufen im bewaldeten Tal entlang bis schon niemand mehr an die Existenz des Opfersteines glaubt.

Opferstein Wolfshagen, copyright Wolfgang Pagel
Opferstein Wolfshagen, copyright Wolfgang Pagel
Opferstein: Zauberspiegel, Zaubertrank
Opferstein: Zauberspiegel, Zaubertrank

Da steht er, südöstlich von Wolfshagen, wenige Meter entfernt von einer kleinen Brücke (nach der großen) über die Panke: jetzt im Dunkeln schwarz, ungewöhnlich exakt kantig behauen, mit großer, fast kreisrunder Vertiefung, ein “Blutstein”. Leicht schräg gestellt, auch die obere Fläche leicht angeschrägt. Hier kann alles fließen, was immer auch hier fließt.

Möge mir der Trank aus der Schale des Steines zum Guten gereichen. Das Laub vorsorglich entfernt… vielleicht wäre es am Morgen zum unverdaulichen Gold geronnen, denn ein Zauber liegt hier über allem.

 

** Wanderweisheit: Das Wandern trägt zu einem Gefühl des Wohlbefindens bei, nur auf den letzten Kilometern kommen Zweifel.

Sehr herzlichen Dank unserem Wanderleiter Wolfgang Pagel für die immer begleitende Dokumentation all seiner Wanderungen! Dieses Mal hier zwei “Perlen” eingefügt, die bei mir schwarz wie die Nacht geraten sind.